Bolloré will Havas mehrheitlich kontrollieren

Aktientausch beginnt im Dezember

Bolloré will Havas mehrheitlich kontrollieren

wü Paris – Der bretonische Investor Vincent Bolloré und sein gleichnamiger Mischkonzern wollen die Mehrheit an der französischen Werbeholding Havas übernehmen. Sie hält bereits jetzt einen Anteil in Höhe von 36 % des Kapitals und möchte das Paket nun auf mindestens 50 % ausbauen. Die Bolloré-Gruppe will den Aktionären des zweitgrößten Werbekonzerns Frankreichs deshalb für fünf Havas-Aktie je neun eigene Aktien bieten, bereinigt um einen Aktiensplit im Verhältnis 1 zu 100.Nach Angaben von Bolloré-Generaldirektor Gilles Alix entspricht das einem Aufschlag von 19,5 % auf den Aktienkurs von Havas und einer Bewertung der Gruppe mit insgesamt 2,8 Mrd. Euro. Personelle VeränderungDie Aktien von Havas und Bolloré waren am Freitag in Erwartung einer Ankündigung vom Handel ausgesetzt worden. Das Havas-Papier legte am Montag an der Börse von Paris zeitweise um 5 % zu und schloss schließlich mit einem Plus von 1,4 % bei 5,79 Euro, während der französische Leitindex CAC 40 um 1 % nachgab. Dagegen brach die Bolloré-Aktie am Montag um 11,5 % auf 335,15 Euro ein.Der Aktientausch, zu dem sich der Verwaltungsrat von Havas im November nach Vorlage eines unabhängigen Sachverständigenberichts äußern soll, wird im Dezember beginnen und Mitte Januar abgeschlossen sein.Bollorés Sohn Yannick hatte im Januar auch die operative Geschäftsführung der Werbeholding übernommen, nachdem er bereits im August letzten Jahres die Nachfolge seines Vaters als Vorsitzender des Verwaltungsrates angetreten hatte. Kein Transfer an VivendiBolloré selber ist seit Juni Aufsichtsratschef von Vivendi. Deshalb gibt es Gerüchte, Havas könnte von dem Medienkonzern übernommen werden. Es gebe keinerlei Intention, die Kontrolle über Havas nach dem öffentlichen Aktientausch abzugeben oder zu transferieren, erklärte die Bolloré-Gruppe jetzt. Der Mischkonzern will im November eine Hauptversammlung durchführen, auf der möglicherweise eine Kapitalerhöhung beschlossen werden könnte. Er will die finanzielle Transaktion nutzen, um seine Dividende zu erhöhen und der von Havas anzupassen.Bolloré verspricht sich zudem mehr Sichtbarkeit an der Börse. Die Gruppe, die im Jahr 2004 ins Kapital von Havas eingestiegen war, besitzt diverse Beteiligungen, Gratiszeitungen wie DirectMatin, Elektrofahrzeug-Aktivitäten und Weingüter bei St. Tropez. Kern sind Logistik und Warenumschlag in Afrika.Der Finanzchef von Bolloré Cédric de Bailliencourt erklärte, dass durch die Transaktion die internationale Präsenz der Werbeholding Havas gestärkt werden solle. “Sie könnten zum Beispiel unsere Standorte in Afrika und Asien nutzen”, sagte der Manager. Weltweit ist der Havas-Konzern, der auf einen Jahresumsatz von rund 1,8 Mrd. Euro kommt, die Nummer 6 seiner Branche.