Antriebstechnik

Bosch fährt Investitionen in Milliardenmarkt Wasserstoff hoch

Laut Prognose des Autozulieferers soll ab 2030 jedes fünfte neue Nutzfahrzeug ab sechs Tonnen mit Wasserstoff unterwegs sein. Bosch selbst hofft dann auf einen Umsatz von 5 Mrd. Euro mit der Antriebstechnologie.

Bosch fährt Investitionen in Milliardenmarkt Wasserstoff hoch

Bosch steckt Milliarden in Wasserstoff

Bosch startet mit der Produktion von Brennstoffzellen-Antrieben für Lkw in das Milliardengeschäft mit Wasserstoff-Technologien. Am Standort Stuttgart-Feuerbach habe die Fertigung der Antriebssysteme für den Pilotkunden Nikola, einen Hersteller emissionsfreier Laster in den USA, begonnen, teilt Bosch mit. Gleichzeitig laufe in China im Werk Chongqing die Produktion solcher Antriebe an, die für schwere Fahrzeuge auf langen Strecken eine Alternative zur Batterieelektrik werden sollen.

Auch für die USA gebe es Fertigungspläne. Die Investitionen in das Geschäft mit mobilen und stationären Brennstoffzellen erhöht Bosch für den Zeitraum 2021 bis 2026 um 1 Mrd. auf knapp 2,5 Mrd. Euro.

“Bosch wächst mit Wasserstoff”, sagt Bosch-Chef Stefan Hartung. Für 2030 hat sich der Stiftungskonzern einen Umsatz von 5 Mrd. Euro mit der klimafreundlichen Technik vorgenommen. Dann werde jedes fünfte neue Nutzfahrzeug ab 6 Tonnen weltweit mit Wasserstoff für den Brennstoffzellen-Antrieb unterwegs sein, prognostiziert der Autozulieferer.

Unter den großen Lkw-Herstellern will Daimler Truck in der zweiten Hälfte dieser Dekade einen Wasserstoff-Lkw auf den Markt bringen. Den Antrieb entwickeln die Schwaben mit Volvo selbst. Die Volkswagen-Konzerntochter Traton setzt hingegen ausschließlich auf die Batterie, weil diese energieeffizienter ist.

Ob der US-Neuling und Bosch-Kunde Nikola sich am Markt durchsetzen kann, ist ungewiss. Das Unternehmen kämpft Analysten zufolge mit Finanzierungsproblemen.

Hoffnung auf Verbrennungsmotor

In der Nutzfahrzeugbranche sehen manche mittlerweile auch einen Verbrennungsmotor auf Wasserstoff-Basis als Alternative – so jetzt auch Bosch. Dabei wird Wasserstoff (H2) verbrannt, statt zur Strom-Erzeugung genutzt, wobei kaum Stickoxid-Abgase entstehen sollen. Ein H2-Motor ermögliche einen schnellen, kostengünstigen Einstieg in einen CO2-neutralen Antrieb, da bestehende Fertigungstechnologie genutzt werden könne, erklärte Markus Heyn, Chef der Autozuliefersparte Mobility von Bosch. Der H2-Motor soll bis 2024 serienreif sein, mit einem Marktpotenzial in sechsstelliger Stückzahl bis 2030.

Das Wasserstoff-Geschäft biete mit den Wachstums- auch Beschäftigungschancen, erklärte der Stiftungskonzern, bei dem Zehntausende Arbeitsplätze vom langfristig verschwindenden Verbrennungsmotor abhängen. Der Großteil der über 3.000 Mitarbeitenden in der Wasserstoff-Technik weltweit sei früher mit fossiler Antriebstechnik beschäftigt gewesen. Wasserstoff solle in allen Wirtschaftssektoren eingesetzt werden, dafür müssten Produktion und Infrastruktur in Europa aufgebaut werden, forderte der Bosch-Chef. Deutschland verfolgt als eines der ersten Länder eine Wasserstoff-Strategie, die jetzt aktualisiert wird. Nach dem Reuters vorliegenden Entwurf sieht der Plan der Bundesregierung den Aufbau eines Leitungsnetzes bis 2030 vor.

Reuters Frankfurt