Bosch macht sich für Neuwagenprämie stark
jh München – Bosch plädiert für eine Abwrackprämie in Deutschland als Anreiz für Autokäufe. Eine Förderung werde wahrscheinlich notwendig sein, um aus der Krise zu kommen, sagte Volkmar Denner, der Vorsitzende der Geschäftsführung, in der als Webcast veranstalteten Jahrespressekonferenz. Er schloss sich Befürwortern wie Daimler-Konzernchef Ola Källenius an.Denner begründete seinen Vorschlag mit der bisher größten Krise der Autoindustrie und deren Bedeutung für die Wirtschaft hierzulande. Die Kaufprämie für Elektrofahrzeuge genügt aus seiner Sicht nicht. “Es geht jetzt auch um ein massives Mengenproblem.” Deshalb seien “weitergehende Maßnahmen erforderlich”, fügte Denner hinzu. Die Verfügbarkeit und die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen reichten nicht. Kaufanreize müssten so gestaltet sein, dass sie für das Klima und die Luftqualität positiv wären. Mit einer Erneuerung des Fahrzeugbestands und der für neue Autos geltenden Abgasnorm Euro 6 würde dies erreicht, betonte der Chef des Stuttgarter Technologie- und Zulieferkonzerns. “Nichtstun wird teurer”Denner bekräftigte, Bosch halte trotz der Coronakrise an dem Ziel fest, bis Ende dieses Jahres weltweit zu 100 % CO2-neutral zu sein. An den deutschen Standorten sei dies bereits erreicht. Der Anteil der CO2-Kompensationen werde in diesem Jahr mit 25 % deutlich unter den geplanten 50 % liegen. Damit gleicht Bosch Emissionen aus, die sich trotz gesteigerter Energieeffizienz und Versorgung mit erneuerbaren Energien nicht ausgleichen lassen. “Klimaschutz kostet, aber Nichtstun wird teurer”, mahnte Denner. Zwar prüfe Bosch derzeit jede Investition besonders gründlich, doch die eigenen Klimaziele würden nicht gefährdet.Der größte Automobilzulieferer der Welt rechnet für dieses Jahr mit einem Rückgang der Autoproduktion um mindestens 20 % nach 5,5 % im Jahr zuvor. Für Bosch sei deshalb von zentraler Bedeutung, die Kosten zu reduzieren und die Liquidität zu sichern, betonte Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer. Dem Unternehmen kämen gerade jetzt seine traditionell hohe Eigenkapitalquote (siehe Tabelle) und die bilanzielle Liquidität von 19 Mrd. Euro zugute. “Darüber hinaus haben wir vor wenigen Tagen eine zusätzliche Kreditlinie von 3 Mrd. Euro vereinbart”, fügte er hinzu. Das diene der Vorsorge.Ziel sei, in diesem Jahr einen Verlust zu vermeiden, sagte Asenkerschbaumer. Für ein ausgeglichenes Ergebnis seien große Anstrengungen notwendig. Ausgaben würden auf das absolut Notwendige beschränkt. Zu geringeren Personalkosten trage die Kurzarbeit bei. Die wird auch im Mai für rund ein Drittel der Beschäftigten in Deutschland gelten, wie Personalchef und Arbeitsdirektor Christoph Kübel ankündigte. Im ersten Quartal sank der Umsatz von Bosch um 7,3 %, im März um 17 %. Die im Geschäftsbericht erwähnte Jahresprognose gilt nicht mehr.Konzernchef Denner berichtete, mit dem Ende März angekündigten Schnelltest für Covid-19 sei Bosch nun auf dem Markt. Dieser liefere nach zweieinhalb Stunden ein Ergebnis. Die Fertigungskapazität werde bis Jahresende verglichen mit dem Plan verfünffacht. “So wollen wir 2020 mehr als 1 Million Schnelltests produzieren, im nächsten Jahr sollen es 3 Millionen sein”, sagte er. Dafür kämen auch Mitarbeiter aus dem Autosegment zum Einsatz. Die Entwicklung eines 45-Minuten-Schnelltests stehe kurz vor dem Abschluss.