Bosch steckt Milliarden in autonomes Fahren

Zulieferer sieht sich und Partner Daimler auf Augenhöhe mit Google - Gedämpfte Aussichten für Autoindustrie 2019

Bosch steckt Milliarden in autonomes Fahren

igo Stuttgart – Der Zuliefer- und Technologiekonzern Bosch hat sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt und will ein führender Anbieter autonomer Fahrsysteme werden. Bis 2022 will der Stiftungskonzern 4 Mrd. Euro in den Bereich investieren.Bosch verfolgt laut Konzernchef Volkmar Denner beim autonomen Fahren zwei Entwicklungspfade. Der erste sind die Fahrerassistenzsysteme des Konzerns, die heute automatisiertes Fahren mit dem Level 2 ermöglichen und mit denen Bosch 2019 rund 2 Mrd. Euro Umsatz anpeilt. Damit sei Bosch der weltweit größte Hersteller. Der zweite Pfad hat vollautonome Fahrzeuge der Stufe 4/5 zum Ziel. Darauf konzentriert sich auch die 2017 eingegangene Partnerschaft mit Daimler, die im zweiten Halbjahr im kalifornischen San José einen Pilotfahrdienst mit dem Level 4 starten will (vgl. BZ vom 11.7.2018). “Wir sind offen, die Partnerschaft auszudehnen, wenn es Interessenten gibt. Und die gibt es. Wir sprechen mit mehreren im Moment”, bestätigte Denner vor Journalisten.Während die Google-Schwester Waymo auf einen Plattformeffekt wie im Internet setze, wo mehr und bessere Daten zu einem besseren System führten, wolle Bosch ihr Wissen um Sensorik, Kameratechnik und Vernetzung mit künstlicher Intelligenz (KI) verbinden und so zum Ziel kommen. Letztlich werde sich der Erfolg dieser Systeme an der Validierung entscheiden und der Frage, wie weit man unter eine bestimmte Restfehlerschwelle komme und dies beweise, so Denner. “Unsere Erfahrung bei Fahrerassistenzsystemen und der Freigabe solcher Funktionen ist unser Vorteil”, ist der für Forschung und IT zuständige Geschäftsführer Michael Bolle überzeugt.Grundsätzlich wären Bosch und Daimler auch allein in der Lage, das Ziel zu erreichen, so Denner. Daher seien die Partner in einer guten Verhandlungsposition. “Wir hätten diese Partnerschaft nicht begonnen, wenn wir nicht überzeugt wären, das hinzubekommen. Aber die Vorleistungen auf mehrere Schultern zu verteilen, ist auch ein Gebot der Wirtschaftlichkeit”, so Denner. Um das Thema voranzutreiben, will Bosch in den nächsten drei Jahren 3 000 KI-Experten einstellen. Derzeit beschäftige Bosch 1 000 davon.Um die hohen Investitionen in neue Technologien wie Robotaxis, Elektrifizierung und das Internet der Dinge weiterhin stemmen zu können, will Bosch 2019 erneut stärker wachsen als ihre Märkte. Für die Automobilproduktion erwartet der Konzern einen erneuten Rückgang. Die Abkühlung der Pkw-Nachfrage, Handelsstreitigkeiten und dadurch bedingte negative Währungseffekte und höhere Rohstoffpreise belasteten die Bilanz 2018. Angesichts der Rahmenbedingungen sei die Geschäftsentwicklung jedoch “in Summe gut” gewesen, so Finanzchef Stefan Asenkerschbaumer.Die negativen Währungseffekte belasteten den Konzernumsatz mit 2 Mrd. Euro. Höhere Preise für Stahl, Alu und Kupfer kosteten einen mittleren zweistelligen Millionenbetrag. Bereinigt um Sondereinflüsse kletterte der Umsatz um 1,5 % auf 78 Mrd. Euro. Das bereinigte Ergebnis vor Steuern und Zinsen (operatives Ebit) lag mit 5,3 Mrd. Euro oder 6,9 % vom Umsatz auf Vorjahresniveau. Eine Umsatzprognose wagt der Konzern aufgrund der politischen Unsicherheiten nicht. Das operative Ergebnis soll stabil bleiben.Die Kernsparte Mobility Solutions erlöste mit 47 Mrd. Euro 2,3 % mehr und profitierte dabei vor allem vom Nutzfahrzeuggeschäft. Das höchste Wachstum verzeichnete der Bereich Industrial Technology mit einem Umsatzplus um 8,9 % auf 7,4 Mrd. Euro. Das in diesem Bereich angesiedelte Geschäftsfeld Verpackungstechnik soll noch in diesem Jahr verkauft werden (vgl. BZ vom 30.6.2018). Die internen Vorbereitungen dazu liefen, so Asenkerschbaumer. “Es gibt eine Vielzahl von Interessenten. Wir gehen davon aus, dass der Gesamtprozess im dritten Quartal des Jahres abgeschlossen werden kann”, sagte er.