Bosch will Brennstoffzellen fertigen
Eine eigene Produktion von Batteriezellen war Bosch zu teuer und riskant, nun steigt der Zulieferkonzern gemeinsam mit Powercell groß in das Geschäft mit Brennstoffzellen ein und will diese industrialisieren. Sie sollen dabei helfen, die strengere CO2- Regulierung im Nutzfahrzeugbereich erreichbar zu machen.igo Stuttgart – Gemeinsam mit der an der Nasdaq Stockholm notierten Powercell will Bosch die Brennstoffzellentechnologie für Fahrzeuge zur Serienreife entwickeln und in die Produktion von Brennstoffzellen-Stacks einsteigen. Powercell zufolge zahlt Bosch zunächst 50 Mill. Euro, um Zugriff auf die Technologie der Schweden zu erhalten. Gemeinsam soll deren leistungsstärkster Brennstoffzellen-Stack dann weiterentwickelt werden. Bosch will die Stacks über eine Lizenz ab 2021 in Vorserie und 2022 in Großserie produzieren. Das exklusive Recht dazu gilt sieben Jahre ab Produktionsstart.Führend bei der Produktion und dem Export von Brennstoffzellen-Systemen ist Asien. In Deutschland erlöste die Brennstoffzellen-Industrie dem Branchenverband VDMA zufolge zuletzt 60 Mill. Euro, wovon aber nur ein Bruchteil auf Mobilitätsanwendungen entfiel. Für 2019 wird eine Verdoppelung der Erlöse erwartet. Bosch sieht in der Brennstoffzelle als Antrieb einen Milliardenmarkt. Der Konzern geht davon aus, dass bis 2030 rund 20 % aller Elektrofahrzeuge weltweit damit angetrieben werden. Am interessantesten ist die Technologie – da herrscht in der Branche Konsens – für Nutzfahrzeuge, für die Batterien bislang zu schwer und teuer sind.Dabei müssen auch Nutzfahrzeuge zunehmend auf alternative Antriebe setzen, allein um die künftig strengeren CO2-Grenzwerte der EU erfüllen zu können. Lkw-Flotten müssen ihre CO2-Emissionen bis 2025 im Schnitt um 15 % und bis 2030 um 30 % senken. “Dieses Ziel lässt sich nach Ansicht von Bosch nur mit einer zunehmenden Elektrifizierung des Antriebs erreichen. Die Brennstoffzelle spielt hierfür eine entscheidende Rolle”, heißt es bei dem Zulieferer. Um flächendeckend in Pkw zum Einsatz zu kommen, müssten jedoch die Kosten noch weiter sinken. Größter Kostenpunkt sei der Stack, also die durch Bipolarplatten miteinander verbundenen einzelnen Brennstoffzellen. Der Stack stehe für bis zu zwei Drittel der Gesamtkosten eines Brennstoffzellen-Systems. Durch die Industrialisierung und über die Verbreitung der Technik will Bosch “Skaleneffekte erzielen und an der Kostenschraube drehen”, so Geschäftsführer Stefan Hartung.In Stockholm stieg der Kurs der Powercell-Aktie am Montag zeitweise um fast 30 %. “Indem wir mit Bosch zusammenarbeiten, können wir den kommerziellen Durchbruch in der Autoindustrie erreichen, was für uns alleine sehr schwer geworden wäre”, so CEO Per Wassén. Powercell tun Erfolgsmeldungen gut. Das 2008 aus Volvo ausgegründete Unternehmen war 2017 als Brennstoffzellenlieferant für die Vorserienproduktion eines wasserstoffbetriebenen Schwerlasters des US-Start-ups Nikola Motors ausgewählt worden. Bosch liefert für das Fahrzeug den Elektroantrieb. Anfang April bestätigte Wassén dann, dass Nikola für die Großserienproduktion auf einen anderen Zulieferer setze, weil Nikolas Geschäftsbedingungen für Powercell “absolut nicht akzeptabel” gewesen seien. Großprojekt für AutobauerPowercell ist auch Teil des mit 20 Mill. Euro aus Bundesmitteln geförderten Projekts “Autostack Industrie” und soll in diesem Rahmen für BMW, Daimler, VW und Ford eine ab 2022 serienreife Brennstoffzellen-Stack-Plattform entwickeln. Das Projekt sei von der Vereinbarung mit Bosch nicht betroffen. Mit Siemens arbeitet Powercell zudem an Brennstoffzellen für Marineanwendungen.