Boss setzt auf die digitale Welt
igo Stuttgart – Der Modekonzern Hugo Boss will 2019 durch weitere Digitalisierungsschritte Umsatz und Ergebnis steigern. Der Vorstand erwartet ein währungsbereinigtes Erlöswachstum im mittleren einstelligen Prozentbereich sowie ein operatives Ergebniswachstum (Ebit) im hohen einstelligen Prozentbereich. Das überproportionale Ergebnisplus will Finanzvorstand Yves Müller durch eine Steigerung des Rohertrags und striktes Kostenmanagement erreichen. Der Umsatz soll durch die Erweiterung des eigenen Online-Vertriebs auf Skandinavien und Irland, mehr Kooperationen mit digitalen Händlerplattformen sowie schnellere Designprozesse zulegen.2019 sei “ein Meilenstein zur Erreichung der Mittelfristziele”, sagte Vorstandschef Mark Langer am Donnerstag. Ende 2018 hatte er vor Investoren die neue Boss-Strategie bis 2022 erläutert, die ein jährliches währungsbereinigtes Umsatzwachstum von im Schnitt 5 % bis 7 % vorsieht. Die Umsatzrendite soll dabei wieder auf jene 15 % steigen, die der Konzern zuletzt 2015 erreicht hatte (vgl. BZ vom 16.11.2018).2018 sank die Ebit-Marge allerdings zunächst von 12,5 % auf 12,4 %. Grund dafür waren um 21 % auf 155 Mill. Euro gestiegene Investitionen. Sie flossen vor allem in Renovierungen eigener Läden, neue Filialen sowie IT-Systeme und den Online-Vertrieb. 2019 sollen die Investitionen auf 170 Mill. bis 190 Mill. Euro steigen, aber in die gleichen Themengebiete fließen. Im operativen Ergebnis waren zudem negative Währungseffekte in Höhe von rund 20 Mill. Euro enthalten. Müller geht davon aus, dass diese Belastung 2019 etwas geringer ausfallen wird. Die Erlöse aus dem Online-Geschäft sollen bis 2022 auf 400 Mill. Euro steigen, was eine Vervierfachung der gut 100 Mill. Euro Umsatz ist, die Boss 2018 über den eigenen Online-Kanal erzielte. Währungsbereinigt war das ein Plus von 41 %. Durch Waren, die über Partner wie Zalando oder sonstige Großhändler online verkauft wurden, kämen weitere 120 Mill. Euro dazu, so Langer.Für den Modekonzern spielt Digitalisierung nicht nur im Vertrieb eine essenzielle Rolle, sondern auch intern bei der Entwicklung neuer Kollektionen. Ende 2019 sollen rund 10 % der Kollektion der günstigeren und jünger positionierten Marke Hugo digital entwickelt werden. So will Boss den Markteintritt von Produkten auch außerhalb der Kollektionen beschleunigen. Kunden aus dem Großhandel hätten bisher positiv auf jene Hugo-Kleidungsstücke reagiert, die in dieser Form designt wurden und in digitalen Showrooms gezeigt werden. Das Konzept des digitalen Showrooms soll 2019 zudem auf die Marke Boss erweitert werden.Ein weiterer Umsatztreiber soll die Region Asien-Pazifik werden, die bereits 2018 mit einem Umsatzplus von 4 % am stärksten zum konzernweiten Erlösanstieg um 2 % auf 2,8 Mrd. Euro beitrug. Speziell in China geht Müller von einem Anstieg der Verkäufe aus. Eine konjunkturelle Abkühlung in China spüre Boss nicht. Probleme bei den DüftenWährend 2018 alle Regionen zum Umsatzanstieg beitrugen und neben dem eigenen Einzelhandel – zu dem der Online-Vertrieb zählt – auch das Geschäft über den Großhandel zulegte, ist Langer mit der Entwicklung der Lizenzen weniger zufrieden. Der Kosmetikkonzern Coty hatte 2015 die Kosmetiksparte des US-Konzerns Procter & Gamble übernommen und dabei auch die Lizenzen für die Boss-Düfte erworben. Die Entwicklung bei den Düften sei 2018 “sehr deutlich hinter den Erwartungen zurückgeblieben”, so Langer, da die Integration der P&G-Marken bei Coty zu Schwierigkeiten geführt habe. Mit Coty werde intensiv über mögliche Initiativen gesprochen. “Die erfordern aber Investitionen, die unser Partner in eine der größten Marken in seinem Portfolio tätigen muss”, so Langer.