Baumarktverband gibt verhaltenen Ausblick
Baumarktverband erwartet 2024 Umsatz auf Vorjahresniveau
Branchenerlöse zuletzt um 3,1 Prozent rückläufig
md Frankfurt
Die Bau- und Gartenfachmärkte in Deutschland haben im letzten Jahr einen Rückgang des Gesamtbruttoumsatzes um 3,1% auf 21,24 Mrd. Euro verbucht. Auf bereinigter Fläche habe das Minus bei 3,4% gelegen, teilte der Handelsverband Heimwerken, Bauen und Garten (BHB) am Montag mit. Für 2024 werden Erlöse auf dem Vorjahresniveau erwartet – „plus/minus 2%“, wie Peter Wüst, Hauptgeschäftsführer des BHB, in der Jahrespressekonferenz des Verbandes sagte. Allerdings ist in dieser Schätzung die Inflation noch nicht berücksichtigt.

Nach dem Ende der Coronakrise hatten die Bau- und Gartenfachmärkte nach Angaben des Verbandes auf ein Stück mehr Normalität im Jahr 2023 gesetzt. Dass sich diese Erwartung angesichts der Polykrise mit drastischen Verteuerungen in nahezu allen Lebensbereichen nicht erfüllen werde, sei im Jahresverlauf immer deutlicher geworden, heißt es. Negative Effekte hätten sich aus internationalen Kriegen und Krisen ergeben, aber auch aus „dem politischen Wirrwarr besonders in Deutschland und der daraus resultierenden tiefen Verunsicherung der Kunden“.
Inflation weiter auf hohem Niveau
Zwar ging die Inflation 2023 kontinuierlich zurück, aber unterschiedliche preistreibende Effekte untermauerten das hohe Niveau. Die Läger der Baumärkte seien zudem nach den logistischen Verwerfungen der Corona-Phase gut gefüllt gewesen; die Produkte konnten somit oft noch zu „alten“ Einkaufspreisen an die Verbraucher abgegeben werden, lobt der Verband seine Mitglieder.
Weitere Negativeffekte, die in dieser Ausprägung nicht zu erwarten waren – so der BHB –, gingen von der Politik aus. Richtungsstreitigkeiten – z.B. beim „Heizungsgesetz“ – hätten bei Verbrauchern für tiefgreifende Verunsicherung gesorgt – mit direkter Auswirkung auf die DIY-Sortimente. So seien nach der späten Verabschiedung des Gesetzes die Umsätze im Bad-/Sanitärsektor eingebrochen.

Zu allem Unglück war auch das Wetter 2023 so gar nicht nach dem Geschmack der DIY-Branche. „Winterwetter bis fast zum Mai verdarb das verbraucherstimmungsrelevante Frühlingsgeschäft, und der immer wieder verregnete Sommer ließ das Gartenjahr – über viele Jahre eine sichere Bank für die Branche – ebenfalls deutlich negativ dastehen.“ Gemäß BHB-Vorstandssprecher Franz-Peter Tepaß sind rund 40% eines Baumarktsortimentes vom Wetter abhängig.
Saisonware lief 2023 wetterbedingt schlecht
Der Blick auf die Sortimente spiegelt diese Entwicklung wider: Freizeit-/Saisonwaren (−11,2%), Gartenausstattung (−11,1%) und Fliesen (−11,0%) litten laut dem BHB besonders unter der Zurückhaltung der Kunden. Zugelegt haben die Produktgruppen Gartenchemie/Erden/Saatgut (+8,8%), Haushaltswaren (+5,5%) und Automotive (3,9%).
Der Verband sieht nach eigener Darstellung „gute Chancen auf Besserung für das laufende Geschäftsjahr 2024, auch wenn sich die Rahmenbedingungen aktuell noch nicht ins Positive drehen“. Wüst stellt allerdings klar: „Wir müssen gegenüber den politisch Verantwortlichen sehr deutlich machen, dass weder die Menschen noch wir durch ideologisch oder durch wenig Sachverstand geprägte Entscheidungen weiter belastet werden dürfen.“
Vorstandssprecher Tepaß verweist darauf, dass sich die Branche in der Polykrise sehr stabil gehalten habe. Dies lasse sich u.a. an der durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate (CAGR) von 2,2% ablesen, die seit 2019 für Deutschland nahezu unverändert geblieben sei.
„Wir-Gefühl“ durch die Fußball-EM könnte Konsumstimmung heben
„Wir haben durchaus Hoffnung, dass sich das Wetter diesmal saisonal positiv entwickelt“, so Tepaß. So seien die Umsätze im vergangenen Monat, der zwar viel Regen brachte, aber mild war, im Vergleich zur Vorjahreszeit kräftig gestiegen. Darüber hinaus hofft Tepaß, dass sich „rund um die Fußball-Europameisterschaft im eigenen Land ein lang vermisstes Wir-Gefühl einstellt. Beides kann sich auch für die Konsumstimmung der Menschen positiv auswirken.“