Braunkohle-Niederlage drückt RWE

Aktienkurs auf Talfahrt - Schneller Ausstieg droht - Bis zu 5 Mrd. Euro Kosten

Braunkohle-Niederlage drückt RWE

cru Düsseldorf – Der wahrscheinlicher werdende beschleunigte Kohleausstieg lässt die Investoren an der künftigen Profitabilität von RWE zweifeln. So geriet die Aktie des Stromerzeugers am Montag abermals unter Druck. Nach dem 8,5-prozentigen Absturz vom Freitag büßte das Papier gestern mehr als 4 % ein. Analysten senkten ihre Kursziele.Am Freitag hatte das Oberverwaltungsgericht Nordrhein-Westfalen die Rodung des Hambacher Forstes für den Braunkohleabbau des Essener Energiekonzerns überraschend gestoppt – bis das Verwaltungsgericht Köln in der Hauptsache über eine Klage der Umweltorganisation BUND NRW entscheidet, was bis Ende 2020 dauern könnte. RWE hatte daraufhin gewarnt, die Entscheidung könne den operativen Gewinn bis 2021 mit einem niedrigen dreistelligen Millionenbetrag belasten.Müsste RWE kurzfristig komplett auf den Tagebau Hambach verzichten, könnte dies den Konzern 4 Mrd. bis 5 Mrd. Euro kosten, hatte Vorstandsvorsitzender Rolf Martin Schmitz in einer Talkshow im September erklärt.Die Commerzbank reduziert nun ihre Prognose für den bereinigten operativen Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) für 2019 um 8 %, weil in den Jahren bis 2021 weniger Braunkohle gefördert werde. Das Ebitda-Minus werde in dieser Zeit bis zu 200 Mill. Euro pro Jahr betragen.Allerdings gab es auch andere Analystenstimmen: Der Kursrutsch wegen des vorläufigen Rodungsstopps im Braunkohlegebiet Hambach sei übertrieben, schrieb Analyst Nicholas Ashworth von Morgan Stanley. Die tatsächliche finanzielle Belastung dürfte unter dem Strich geringer ausfallen als von dem Versorger prognostiziert. So könne RWE die Stromvolumina mit Hilfe der effizientesten Anlagen optimieren. Auch Ahmed Farman von Jefferies sieht den langfristigen Wachstumstreiber ohnehin in den erneuerbaren Energien von RWE, nicht in der Braunkohle. Zudem könnte RWE kurzfristige Kohleausfälle durch andere Energieträger ausgleichen, etwa durch das Hochfahren von Wärmekraft. An einen kompletten Stopp der Kohleförderung in Hambach glaubt er nicht, steht Hambach doch derzeit noch für 15 % der gesamten Energielieferung in Nordrhein-Westfalen.Die Gerichtsentscheidung sei “Rückenwind für die Arbeit in der Kohlekommission”, sagte Greenpeace-Chef Martin Kaiser, der selbst Mitglied der Kommission ist. Das von der Bundesregierung analog zur Atomkommission eingesetzte Gremium soll bis Jahresende 2018 einen Fahrplan für den Ausstieg aus der Kohleverstromung festlegen. BUND-Chef Hubert Weiger sagte, es gebe jetzt ein Zeitfenster für einen “großen gesellschaftlichen Kompromiss für den schnellen Kohleausstieg”.