Britische Firmen haben ein Schuldenproblem
Britische Firmen haben ein Schuldenproblem
Bank of England wirft einen Blick auf die Zinsdeckung
hip London
Die Bank of England fürchtet, dass die im Vergleich zu den Unternehmensgewinnen stark steigenden Zinsen es vielen großen und mittelgroßen Firmen schwer machen werden, ihre Schulden zu bedienen. Ende des Jahres werden 50% der Unternehmen davon betroffen sein, heißt es in einem aktuellen Blogeintrag der Notenbank. Tritt das darin entworfene Szenario ein, wäre es der höchste Wert seit der Finanzkrise. Das erhöhe die Wahrscheinlichkeit von Zahlungsausfällen und könne dazu führen, dass einzelne Firmen ihre Investitionen oder ihre Belegschaft stark herunterfahren. Dadurch erhöhten sich die Risiken für die Finanzstabilität, sowohl direkt als auch indirekt.
Von Zahlungsausfällen direkt betroffen seien die Kreditgeber. Niedrigere Investitionen und Stellenabbau könnten einen wirtschaftlichen Abschwung verschärfen. Die Bank of England erhöhte diesen Monat den Leitzins um weitere 25 Basispunkte auf 5,25% – der 14. Zinsschritt in Folge. Die Verfasser nehmen die Zinsdeckung als Maßstab. Die Kennzahl zeigt, wie viel Mal fällige Zinsen aus dem im operativen Geschäft anfallenden Ergebnis bezahlt werden können. Als guter Wert gilt 10. Firmen, die auf weniger als 2,5 kommen, befinden sich aus Sicht der Autoren in finanziellen Schwierigkeiten. Ihr Anteil sei von 45% im vergangenen Jahr auf 50% gestiegen.
Dabei bewegten sich die Großunternehmen weitgehend im Einklang mit dem Durchschnitt, weil 85% der Schulden von ihnen gemacht wurden. Auf die mittelgroßen Firmen mit einem Umsatz zwischen 10 Mill. und 500 Mill. Pfund entfielen lediglich 15%. Allerdings kommen Ende des Jahres voraussichtlich 70% von ihnen auf eine Zinsdeckung von weniger als 2,5. Von den in der Finanzkrise und beim Platzen der Internetblase erreichten Höchstwerten sei man noch weit entfernt.
Derzeit befindet sich das Land allerdings noch nicht einmal in der Rezession. Die Autoren des Blogeintrags nahmen die Zinserwartungen von Ende Juni zur Grundlage ihrer Schätzungen. Damals ging man am Markt davon aus, dass der Leitzins noch bis auf 6,1% steigen wird. Prognosen für andere Daten entnahmen sie dem Inflationsbericht der Zentralbank vom Mai.
Die in dem Beitrag zusammengefasste Analyse sei dem Finanzstabilitätskomitee bereits im abgelaufenen Quartal vorgelegt worden, hieß es.