IM GESPRÄCH: MARCO BROCKHAUS

Brockhaus Capital geht auf Akquisitionskurs

Gründer und CEO der Technologieholding sucht profitable Champions im deutschen Mittelstand - Firma Palas wird Corona-Gewinner

Brockhaus Capital geht auf Akquisitionskurs

Brockhaus Capital Management übernimmt hochprofitable Champions aus dem deutschen Mittelstand, um sie anschließend bei der Internationalisierung des Geschäfts zu unterstützen. Im Unterschied zu manchen Finanzinvestoren betrachtet sich Marco Brockhaus, Gründer der Technologieholding, als Unternehmer.cru Frankfurt – Die Brockhaus Capital Management AG (BCM) gehört zu dem kleinen Kreis von einem halben Dutzend Unternehmen, die im Krisenjahr 2020 an die Börse in Frankfurt gekommen sind. Als Holding akquiriert BCM deutsche Mittelständler, die mit ihrer Technologie führend sind. “Wir investieren in hochprofitable Champions aus dem Mittelstand mit einer operativen Marge oberhalb von 25 %, die wachsen”, umreißt Gründer und Vorstandschef Marco Brockhaus das Geschäftsmodell.Zu den ersten Übernahmen gehörte seit der Gründung von BCM die Firma Palas, die bisher vor allem für Geräte bekannt war, mit denen die Feinstaubbelastung nach EU-Vorgaben gemessen wird. Jetzt weist Palas als Aerosol-Spezialist und Hersteller von Luftqualitäts-Messgeräten gerade in Corona-Zeiten eine gute Geschäftsentwicklung vor. Nachdem ein Prüfstand für Mund-Nasen-Schutzmasken weltweit erfolgreich vertrieben wird, steht nun die Vorstellung eines Exhalationsgerätes an, das direkt die Größe von Partikeln in der Atemluft messen und dann verlässlich auch die Wahrscheinlichkeit einer Corona-Infektion anzeigen kann. Dadurch, dass sich die Entwicklung von Impfstoffen verzögert, könnte das Unternehmen einen weiteren Schub erhalten. Mit Palas will BCM auf dem chinesischen Markt gegen den großen US-Konkurrenten Thermo Fisher antreten, der an der Übernahme von Qiagen scheiterte. Gekauft wird vom GründerVerkäufer der von BCM akquirierten Unternehmen sind meist entweder die Gründer und deren Familien, die einen Teil ihres Vermögens hinter die “Brandschutzmauer” bringen wollen, oder Private-Equity-Häuser. Brockhaus erfährt über die Verkaufsabsichten aus dem eigenen Netzwerk oder von M&A-Beratern. Oft werden die Deals auch durch eigene Vorstöße ins Rollen gebracht, die auf persönlichen Treffen bei Branchenereignissen oder neuerdings in Corona-Zeiten auf Datenanalysen am heimischen Schreibtisch beruhen. Unterstützt werden die Firmen von BCM nach der Akquisition unter anderem bei der Internationalisierung und dem Einrichten professioneller Strukturen. “Anders als in den Anfangszeiten von Private Equity sind wir als Eigentümer sehr unternehmerisch tätig”, sagt Brockhaus.Als Vorbild bezeichnet Brockhaus die US-Technologieholding Roper Technologies, die seit Anfang der 90er Jahre an der Nasdaq notiert und inzwischen 40 Mrd. Dollar Marktkapitalisierung auf die Waage bringt. Zudem ähnelt die britische Halma der BCM. Kurzfristiger agieren die börsennotierten deutschen Konkurrenten DBAG und Indus.BCM ist allerdings keine klassische Beteiligungsgesellschaft. Unternehmenszweck ist der Erwerb von Mittelstands-Technologie-Champions mit dem Ziel, sie langfristig zu behalten und weiterzuentwickeln. Anders als bei Private-Equity-Modellen geht es nicht um den Exit nach einigen Jahren. “Für Mittelständler eröffnet sich hier eine neue Perspektive gegenüber den klassischen Verkäufen an strategische Investoren oder klassische Finanzinvestoren”, sagt Brockhaus. Nur in Ausnahmefällen will er Unternehmen verkaufen, wenn er sie strategisch unter dem Dach der BCM nicht so gut entwickeln kann, wie das ein anderer Eigentümer könnte. Mit dem Emissionserlös aus dem Börsengang von 115 Mill. Euro kann BCM nach Schätzung von Brockhaus zwei oder drei Unternehmen erwerben – und hat auch ungefähr neun Firmen im Visier. Beim operativen Gewinn sollen sie zwischen 3 Mill. und 20 Mill. Euro liegen – und beim Umsatz zwischen 10 Mill. und 100 Mill. Euro. Kurs seit dem IPO gefallenSeit Juli hat sich der Kurs der BCM um rund 15 % auf 29,35 Euro verringert. Die Marktkapitalisierung liegt damit bei 300 Mill. Euro. Größter Anteilseigner ist Marco Brockhaus selbst mit 22,4 % der Anteile. Größere Pakete halten Kayne Anderson Rudnick Investment und deren Tochter Virtus Fund mit 8,7 % sowie DWS Investment mit 7,2 %. Mit dem Börsengang hat sich BCM auch mehr Flexibilität für eine schnelle Kapitalerhöhung verschafft: “Bei einer entsprechend günstigen Gelegenheit könnten wir auch eine Akquisition mit einem Volumen von mehreren hundert Millionen Euro stemmen”, sagt Brockhaus.