BT muss Festnetz ausgliedern
Die britische BT Group hat den Regulierer Ofcom offenbar so verärgert, dass sich dessen Chefin Sharon White nun an EU-Kommissar Oettinger wendet. Sie will eine “effektive Form” der rechtlichen Trennung von Festnetz und Konzern erzwingen.hip London – Die britische Telefongesellschaft BT Group wird ihre Festnetzsparte Openreach zumindest auf dem Papier ausgliedern müssen. Wie aus einem Schreiben von Sharon White, der Chefin des Regulierers Ofcom, an den zuständigen EU-Kommissar Günther Oettinger hervorgeht, wird sie dem Ex-Monopolisten eine “effektive Form der rechtlichen Trennung” abverlangen.Das Office of Communications (Ofcom) hatte BT im Juli angewiesen, Openreach künftig als rechtlich getrennte Einheit zu führen – mit eigenem Board und unabhängigem Chairman. Man habe von BT keine freiwilligen Zusagen erhalten, die den Sorgen des Regulierers um die Wettbewerbssituation Rechnung tragen würden, schrieb White nun an Oettinger. “Wir haben im Juli Vorschläge eingereicht, die wir für fair und nachhaltig halten und mit denen sich die von Ofcom verfolgten Ziele ohne unverhältnismäßige Kosten erreichen lassen”, hieß es dagegen vom FTSE-100-Konzern. Man setze diese Vorschläge um und habe gerade Mike McTighe, ein ehemaliges Board-Mitglied von Ofcom, zum Chairman von Openreach gemacht.In dem Konflikt geht es unter anderem um die Frage, ob CEO Clive Selley weiterhin direkt an den BT-Chef Gavin Patterson berichten muss. Zudem frage man sich bei Ofcom, ob die Sparte die Kontrolle über ihre Assets und ihr Bargeld haben wird und ob sie in der Lage sein wird, vertrauliche Verhandlungen mit Großkunden zu führen, die in einem Wettbewerbsverhältnis zu BT stehen. Man werde weiter an einer einvernehmlichen Lösung arbeiten, hieß es von der Telefongesellschaft. Klarer SchnittOpenreach wurde nach einer Ofcom-Marktuntersuchung vor einem Jahrzehnt eingerichtet und betreibt das Telefon- und Breitbandnetz von BT. Die Rivalen Sky, Talktalk und Vodafone verlangen einen klaren Schnitt, die komplette Ausgliederung als eigenständiges Unternehmen. White hielt das nach der im Juli vorgestellten Marktuntersuchung nicht für praktikabel. Ein Verkauf würde aus ihrer Sicht Jahre in Anspruch nehmen. Zudem wäre er mit erheblichen Belastungen für den Pensionsfonds von BT verbunden, dessen Defizit wegen der Niedrigzinspolitik der Bank of England ohnehin wächst. Deshalb gehen Analysten davon aus, dass sich beide Seiten auf ein Modell einigen werden, das eine vollständige Unabhängigkeit vermeidet. Die Europäische Kommission ist der oberste Telekomregulierer innerhalb der Staatengemeinschaft. Die Briten halten deren Zustimmung für reine Formsache. “Können Sie sich die Empörung in diesem Land vorstellen, wenn die EU über Ofcom hinweg entscheiden würde?”, fragte Talktalk-Chefin Dido Harding.Die Forderung von Sky nach Zerschlagung von BT könnte auch defensiver Natur sein, schreibt Haitong-Analyst John Karidis. Ofcom habe den breiten Aufbau von “neuen” Hochgeschwindigkeitsnetzen gefordert und angekündigt, die Großhandelspreise von BT zu ändern, um Sky & Co. dazu anzuregen, “nicht nur die einfache Option zu wählen” und als Reseller von Zugang zum Netz von BT aufzutreten. Eine Trennung von BT und Openreach könnte den Druck des Regulierers auf Sky mildern, sich an den Kosten des Aufbaus einer alternativen Glasfaserinfrastruktur zu beteiligen. Schließlich gäbe es dann ein reines Infrastrukturunternehmen. Eine unabhängigere BT-Festnetzsparte wäre gut positioniert, um Glasfaseranschlüsse in jeden Haushalt zu legen, hofft man bei Ofcom. Bislang hängen erst 2 % der Haushalte am Netz.