Carlyle bringt Atotech an die Nyse

Finanzinvestor strebt für den Berliner Spezialchemiekonzern Bewertung von 5 Mrd. Dollar an

Carlyle bringt Atotech an die Nyse

Der Spezialchemiekonzern Atotech aus Berlin verdient sein Geld mit Oberflächenveredelungen für Smartphones und die Autoindustrie – ein hochprofitables Geschäft: Ein Drittel vom Umsatz ist Gewinn. Jetzt bringt der US-Finanzinvestor Carlyle die deutsche Firma vier Jahre nach dem Kauf an die US-Börse Nyse.cru Frankfurt – Carlyle treibt den Börsengang des Berliner Spezialchemiekonzerns Atotech in New York voran. Das geht aus dem Börsenprospekt hervor, der in der Nacht zum Donnerstag bei der Börsenaufsicht SEC veröffentlicht wurde. Der amerikanische Finanzinvestor hatte das Unternehmen erst Ende 2016 für 3,2 Mrd. Dollar dem französischen Ölmulti Total abgekauft und strebt nun an der Nyse eine Bewertung in der Größenordnung von 5 Mrd. Dollar an. Der Prospekt enthält – anders als im deutschen System – noch keine Preisspanne. Wie groß der Emissionserlös ausfällt, ist unklar. In Treffen mit den Banken war aber von einem Volumen von 600 Mill. Dollar die Rede.Mit dem Börsengang federführend beauftragt sind Citigroup, Bank of America, Credit Suisse und J.P. Morgan. Atotech, die ihre Wurzeln bei Elf Aquitaine und Schering hat, bietet Spezialchemieprozesse und -anlagen für die Leiterplatten-, Chipträger- und Halbleiterindustrie sowie die Oberflächenveredelung an. 2016 hatte unter anderem die chinesische Sinochem Interesse. Die wichtigsten Kunden stammen aus der IT-Branche und der Autoindustrie.Erworben hatte Carlyle zum 11,9-fachen operativen Ergebnis (Ebitda), veräußert werden soll voraussichtlich zu einem Multiple von 13 bis 14 des auf dann 400 Mill. Dollar veranschlagten Ebitda. Atotech holte 2017 aus 1,2 Mrd. Dollar Umsatz ein Ebitda von 329 Mill. Dollar. In den USA gelten die börsennotierten Vergleichsunternehmen Cabot Microelectronics, Entegris, Quaker Chemical und Versum Materials als wichtigste Wettbewerber. Anfang 2018 hatte Atotech die Schulden um 500 Mill. Dollar erhöht, um Carlyle eine Sonderdividende in dieser Höhe zu zahlen. Neue AktienÜblicherweise werden bei solchen Börsengängen nicht mehr als 25 % der Aktien abgegeben. Carlyle verkauft keine eigenen Aktien, sondern es werden neue geschaffen. Der Emissionserlös soll für den Schuldenabbau verwendet werden.Der Börsenprospekt enthält noch keinen Preis. Auf der Basis von Gesprächen mit Investoren, die jetzt geführt werden, wird erst noch ein Preis gebildet. Basis für diese Gespräche sind die nun veröffentlichten Informationen.Unter der Ägide des US-Finanzinvestors hat das Berliner Unternehmen, das 4 000 Mitarbeiter beschäftigt, seine ohnehin hohe Profitabilität weiter gesteigert: Atotech machte im Jahr 2018 rund 1,2 Mrd. Dollar Umsatz und erzielte daraus einen operativen Gewinn (Ebitda) von fast 400 Mill. Dollar, wie aus dem bei der SEC veröffentlichten Prospekt hervorgeht. Die erstaunlich hohe Marge resultiert daraus, dass die Oberflächenveredelungen von Atotech den Wert der Produkte stark erhöhen, aber am Gesamtpreis der Produkte nur einen geringen Anteil haben.Die Berliner profitieren stark von der hohen Nachfrage aus dem Mobilfunkmarkt, wo für die Herstellung der neuen Handygeneration Produkte benötigt werden, die Atotech anbietet. Zugleich hat Carlyle dem Unternehmen ein Kostensenkungsprogramm verordnet und die Investitionen zurückgefahren.Für den Gang an die Nyse anstatt einer Notierung in Frankfurt gibt es gute Gründe: Mit 1,9 Mrd. Dollar ist Atotech – wie für Firmen in Private-Equity-Hand üblich – relativ hoch verschuldet. In den USA sind Investoren dafür aber unempfindlicher als in Europa. Lag das Verhältnis von Nettoverschuldung zu Ebitda kurz nach dem endgültigen Vollzug der Übernahme durch Carlyle im Februar 2017 noch bei 6, sank diese Relation bis März 2018 auf zwischenzeitlich 4,5x Ebitda. Zudem sind in New York auch einige Rivalen wie Honeywell und Entegris gelistet. Holding in EnglandFür den Börsengang wurde eine neue Holding in Großbritannien gegründet, operativer Firmensitz bleibt aber Berlin. Atotech hat ihre Wurzeln in der Galvanotechniksparte des Chemiekonzerns Schering, die 1993 an die französische Elf Atochem verkauft worden war. Carlyle hatte den Börsengang Ende 2018 vorbereitet und die begleitenden Banken ausgewählt, doch dann verzögerten sich die Pläne.