Carlyle sucht Ausstieg bei KAP
swa Frankfurt – Gut zweieinhalb Jahre nach dem Einstieg sucht Carlyle den Rückzug aus der Industriegruppe KAP. Der US-Finanzinvestor will seinen Kapitalanteil von 45,5 % durch eine Aktienplatzierung reduzieren, wird mitgeteilt. In welchem Umfang wird nicht enthüllt. Auch der zweitgrößte Anteilseigner FM GmbH, der stellvertretende Aufsichtsratschef und ehemalige CEO Fried Möller, will seine Beteiligung von 25,7 % signifikant abbauen, begrenzt die Veräußerung aber auf 7,7 % des Grundkapitals. Die endgültige Entscheidung wird vom Marktumfeld abhängig gemacht, heißt es weiter. Für die Platzierung sind Berenberg und Commerzbank mandatiert, Lilja & Co. berät Carlyle in der Transaktion.Um die Verbreiterung des Free Float vorzubereiten, war die KAP-Aktie im März vom General Standard in den Prime Standard der Frankfurter Börse aufgestiegen. In der Führungsriege will die Gesellschaft offenbar Kontinuität wahren. Der Vertrag von Vorstandssprecher Guido Decker sei vorzeitig bis Ende 2023 verlängert worden. Der im August 2017 an Bord geholte Manager soll die neu eingeschlagene Strategie weiter umsetzen. KAP hat sich von einer Beteiligungsgesellschaft zu einer mittelständischen Industriegruppe gewandelt, die auf die fünf Segmente technische Textilien, Extrusionsbeschichtungen (Membrane, Planen, Schwimmbadfolien), Oberflächentechnik, Präzisionskomponenten (Zahnräder) und IT-Dienstleistungen fokussiert. Der Umsatz stieg 2018 um 3,7 % auf 423 Mill. Euro, das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) um 6,4 % auf 45 Mill. Euro.Carlyle war nach früheren Angaben Ende 2016 zum Preis von 18 Euro je Aktie eingestiegen und hatte anfangs 53 % vom langjährigen Hauptaktionär, dem Unternehmer Claas Daun, übernommen. Aktuell notiert die KAP-Aktie bei 36 Euro, was einer Marktkapitalisierung von 280 Mill. Euro entspricht. Carlyle wolle KAP, damals noch KAP Beteiligungs-AG, als Mittelstandsholding für Akquisitionen nutzen, die normalerweise unter dem Radar des Finanzinvestors liegen, hatte es beim Einstieg geheißen.Wie KAP weiter mitteilt, soll Joachim Coers, ehemals Vorstandschef der Tognum AG, auf der Hauptversammlung am 3. Juli als unabhängiges Mitglied in den Aufsichtsrat gewählt werden. Es soll auf den Carlyle-Vertreter Pavlin Kumchev folgen, der sein Amt Ende Februar niedergelegt habe. Carlyle ist weiterhin durch Aufsichtsratschef Christian Schmitz in dem Gremium präsent.