Carrefour will sparen

Neuer Chef gibt sich drei Jahre, um Einzelhändler auf Vordermann zu bringen

Carrefour will sparen

wü Paris – Georges Plassat, der neue Chef des finanziell angeschlagenen Einzelhandelskonzerns Carrefour, hat erstmals Details seiner Strategie genannt. Dabei setzt er vor allem auf eine strenge Kostenkontrolle. Der 63-Jährige, der seit Mai an der Spitze der weltweiten Nummer 2 der Branche hinter Wal-Mart aus den USA steht, gibt sich drei Jahre Zeit, um Carrefour wieder flottzumachen. Dafür will er Kosten und Schulden abbauen sowie 500 bis 600 Stellen in der Verwaltung des Konzerns in Frankreich streichen. Auf harte Entlassungen wolle Plassat aber verzichten, heißt es aus Gewerkschaftskreisen. Konkrete Zahlen für die geplanten Kostensenkungen nannte er jedoch nicht.Plassat ging mit der Strategie seines Vorgängers Lars Olofsson hart ins Gericht. Carrefour müsse sich wieder auf die einfachen Dinge besinnen, forderte er und nannte sofort ein konkretes Beispiel, das ihm während eines anonymen Besuchs eines Supermarktes der Gruppe in Spanien aufgefallen sei. Dort habe ein Kunde in der Textilabteilung verzweifelt nach einer Umkleidekabine gesucht, berichtete er. Doch diese habe sich irgendwo weit entfernt befunden. “Wenn es keine Umkleidekabinen gibt, kann man auch keine Kleidung verkaufen”, meint Plassat. Mehr AutonomieEr will nun den Filialleitern wieder mehr Autonomie geben, damit sie sich den örtlichen Gegebenheiten anpassen können. Gleichzeitig will er die einzelnen Supermarkt-Marken des Konzerns stärken und für eine klare Unterscheidung zwischen ihnen sorgen, nachdem sein Vorgänger versucht hatte, sie unter der Dachmarke Carrefour zusammenzuführen. Plassat bekannte sich zu den Kernmärkten Frankreich, Brasilien und China. Dagegen kündigte er an, die Aktivitäten in Polen, der Türkei und Indonesien auf den Prüfstand stellen zu wollen. Seit seinem Amtsantritt hat Plassat bereits den Rückzug Carrefours aus Griechenland und Singapur beschlossen. Investoren reagierten positiv auf seine Ankündigungen, sodass die Carrefour-Aktie mit einem Plus von 6,7 % auf 16,81 Euro Donnerstag den größten Kursgewinn im CAC 40 verbuchte. Der französische Leitindex schloss mit – 1%.Grund für den Kursanstieg waren auch die Halbjahresergebnisse des Einzelhändlers, die weniger schlimm als befürchtet ausfielen. So hatten Analysten laut Reuters im Schnitt mit einem laufenden Betriebsgewinn von 709 Mill. Euro gerechnet. Nachdem Carrefour Anleger in den letzten zwei Jahren mit gleich fünf Gewinnwarnungen erschreckt hat, erklärte Plassat, er fühle sich mit dem Konsens der Analysten für das Gesamtjahr wohl. Sie erwarten einen laufenden Betriebsgewinn von 2,05 Mrd. Euro.