Cash für die Katz?
Von Walther Becker, FrankfurtKommt jetzt das Endspiel am Markt für Tiermedizin? War noch kürzlich für den Kauf der Bayer-Sparte neben großen Finanzinvestoren das chinesische Konglomerat Fosun als Interessent aufgetaucht, so soll es nun um eine Vereinbarung mit Elanco aus den USA gehen, einem Spin-off des Pharmakonzerns Eli Lilly. Wie Bloomberg berichtet, arbeitet der Dax-Konzern mit Elanco Animal Health an einem Deal. Ursprünglich soll sich Bayer für die Einheit einen Kaufpreis von 8 Mrd. Euro oder mehr vorgestellt haben – und zwar in Cash. Elanco könnte nun aber einen Teil mit eigenen Aktien bezahlen, so dass Bayer dort Minderheitseigner würde.Denn Elanco, die bei ihrem Spin-off Schulden von 2,5 Mrd. Dollar mitbekommen hatte, dürfte die Transaktion kaum in bar begleichen können. Und dies ist ganz sicher nicht die in Leverkusen als beste Option angesehene Exit-Möglichkeit. Denn Bayer braucht Geld und nicht Aktien an einem US-Konzern. Schon nächste Woche könnte ein Deal verkündet werden, schreibt Bloomberg. Eli Lilly hatte Elanco erst 2018 an die Börse gebracht und hält noch die Mehrheit. Die Börsenkapitalisierung liegt bei knapp 12 Mrd. Dollar. Zuvor wurde kolportiert, dass Fosun eine gemeinsame Offerte mit einer Private-Equity-Gesellschaft erwäge. Doch gilt es angesichts des Umfelds in den USA als außerordentlich schwer umsetzbar, dass die Chinesen tatsächlich zum Zuge kommen. Auch CVC, Advent, BC Partners und Cinven/Permira waren als Interessenten genannt worden.Das Geschäft lockt mit hohen operativen Margen von jenseits der 30-Prozent-Marke und einem starken und sprudelnden Cash-flow. Das Marktvolumen wird auf mehr als 30 Mrd. Dollar geschätzt und ist damit deutlich kleiner als die Pharma. Doch hängen die Konditionen weit weniger am Tropf staatlicher Kostenträger, und das Segment wächst um etwa 5 % per annum. Das steigerte die Bewertungen.Der Verkauf von Animal Health ist Teil des Ende vorigen Jahres verkündeten Konzernumbaus. Bayer sieht in diesem Geschäft den Anspruch nicht mehr erfüllt, zu den führenden Anbietern auf dem Weltmarkt zu zählen. Um größer zu werden, müsste Bayer akquirieren, doch benötigt der Konzern vielmehr Einnahmen aus dem Verkauf, um die Schuldenlast aus der 63,5 Mrd. Dollar schweren Monsanto-Übernahme zu senken. Die Sparte kam 2018 bei einem stabilen Umsatz von 1,5 Mrd. Euro auf ein bereinigtes operatives Ergebnis von 358 Mill. Euro. Renner ist 2018 das Floh- und Zeckenhalsband Seresto gewesen, während Floh-, Zecken- und Entwurmungsmittel zuletzt an Dynamik verloren.Bayer steht damit auf Rang 5 der Branche. Die weiteren kleineren Anbieter, die sich in dem Markt tummeln, erlösen jeweils unter 1 Mrd. Dollar. Der Markt wird immer konzentrierter. Die fünf Größten stehen schon für gut 60 % des Volumens. Dabei sind zwei neue Spieler als Abspaltungen von Pharma-Multis entstanden: Branchenprimus Zoetis entstand 2013 als Spin-off aus Pfizer und bringt inzwischen 59 Mrd. Dollar auf die Börsenwaage in New York. Elanco kam erst im vorigen September aus Eli Lilly heraus. Pharmarivale Merck & Co. behält sein Tiergeschäft bisher – und hat zuletzt das darauf spezialisierte Technologieunternehmen Antelliq für 2,4 Mrd. Dollar von BC Partners erworben. Boehringer hat getauschtBoehringer Ingelheim, zweitgrößter deutscher Pharmakonzern, hatte in der Tiergesundheit 2016 den größten Kauf seiner Geschichte realisiert. Das familiengeführte Unternehmen legte sich die Tierarznei von Pharmamulti Sanofi zu. Dafür gab Boehringer das Geschäft mit rezeptfreien Arzneien und Gesundheitspräparaten an die Franzosen ab. Weil diese Einheiten geringer bewertet wurden, musste Boehringer zusätzlich noch 4,7 Mrd. Euro an Sanofi zahlen. Aus der Fusion von Boehringer mit der Sanofi-Tochter Merial entstand so der nach Zoetis größte Anbieter im Markt für Tiergesundheit.