Ceconomy lässt den Rotstift kreisen
ab Düsseldorf – Mit einem umfassenden Effizienzprogramm will der Elektronikhändler Ceconomy die Weichen für eine profitable Zukunft stellen. Der Markt biete viele Chancen, und angesichts der führenden Marktposition, die Media Markt und Saturn innehaben, sollte es einfach sein, sich vom Wettbewerb zu differenzieren, sagte Jörn Werner, der seit März amtierende Vorstandschef von Ceconomy, vor der Presse. Bevor mit der uneingeschränkten Konzentration auf die Kundenbedürfnisse begonnen werden könne, müsste die Organisation jedoch zunächst zukunftsfähig aufgestellt werden, denn in puncto Profitabilität hinke die Media-Saturn-Holding (MSH) deutlich hinter dem Wettbewerb her. Die 78-prozentige Beteiligung an der MSH ist das wichtigste Asset von Ceconomy.Konkret sollen die Verwaltungskosten in Deutschland, die sich zuletzt auf 500 Mill. Euro beliefen, um ein Fünftel gekürzt werden. Damit Hand in Hand geht ein massiver Stellenabbau, der sich im mittleren dreistelligen Bereich bewegt, wie Ferran Reverter, Chef der MSH, sagte. Am Standort in Ingolstadt zählt die MSH aktuell 3 000 Beschäftigte, in München sind es 400 bis 500 Personen. Auf diese beiden Standorte entfalle das Gros des Stellenabbaus, sagte Werner.Es gelte die Prozesse zu verschlanken, die Verantwortlichkeiten klar zu definieren und die Entscheidungen zu beschleunigen. Dazu sollen die Zentralfunktionen von Ceconomy, MSH und den Landesorganisationen – allen voran in Deutschland – gestrafft werden. Ceconomy habe ihre Hausaufgaben bereits erledigt. Auf der Payroll stünden nur noch 60 Personen, von einst mehr als 90, sagte Werner.Binnen 18 Monaten soll die Kostenbasis um 110 bis 130 Mill. Euro verringert werden. Demgegenüber stehen Restrukturierungsaufwendungen von 150 bis 170 Mill. Euro, die im laufenden Turnus bilanziell verarbeitet werden sollen. Allein im zweiten Quartal würden 40 Mill. Euro berücksichtigt, erläuterte Karin Sonnenmoser, die seit März dieses Jahres für die Finanzen von Ceconomy verantwortlich zeichnet. Dagegen liefen Investitionen in Höhe eines niedrigen zweistelligen Millionenbetrags.On top kommen Wertminderungen in Höhe von 20 Mill. Euro, die im Zusammenhang mit der Aufgabe von Venture-Aktivitäten stehen. Geschlossen wird die Streaming-Plattform Juke, und auch der Retail Media Group, die Gesellschaft vermarktet Kundendaten, wird der Stecker gezogen. Ebenfalls auf dem Prüfstand stehen die Liveshopping-Plattform iBood sowie die Beteiligung der MSH an der Plattform für Gebrauchtwaren Flip4New.Unter Ausklammerung der Kosten für die Restrukturierung wird an der Prognose für das Gesamtjahr festgehalten. Im Geschäftsjahr 2020/21 (zum 30. September) sollen die Einsparungen voll wirksam werden. In den Zahlen nicht enthalten sind jene 34 Mill. Euro, die an Abfindungen für Wechsel im Top-Management gezahlt wurden und im ersten Quartal 2018/19 angefallen sind. Hier dürfte es noch einen Nachschlag geben, scheidet Compliance-Vorstand Dieter Haag Molkenteller doch Ende Mai aus dem Ceconomy-Vorstand aus.—– Personen Seite 16