Centrica macht Preisobergrenze zu schaffen
hip London – Die Muttergesellschaft von British Gas hat trotz Problemen im Upstream- und Atomstromgeschäft ihre Ziele für das laufende Geschäftsjahr bekräftigt. Allerdings hatte man sich am Markt mehr erhofft – 12,9 Pence Gewinn je Aktie statt der in Aussicht gestellten 11,5 Pence. Zugleich berichtete Centrica von erheblicher Kundenabwanderung. Den Analysten der UBS zufolge zeugt der Zwischenbericht von anhaltenden Problemen – sowohl im Kerngeschäft als auch in Randbereichen.Die FTSE-100-Gesellschaft bezifferte zudem die Kosten der vom Regulierer Ofgem festgelegten Preisobergrenze für das Retailgeschäft, die ab Jahresanfang 2019 greift. Demnach dürfte die von den regierenden Konservativen umgesetzte Forderung des einstigen Labour-Parteichefs Ed Miliband nach Deckelung der Energiekosten der britischen Privathaushalte das operative Ergebnis im Auftaktquartal um 70 Mill. Pfund schmälern. Der Aufsicht zufolge dürfte sie die Heizkosten der Verbraucher um 1 Mrd. Pfund drücken. Mays Vorgänger David Cameron hatte Miliband einst vorgeworfen, dass er in einem marxistischen Universum leben wolle. Rund vier Fünftel des britischen Marktes werden von sechs Anbietern kontrolliert: British Gas (Centrica), EDF, Eon, Npower (Innogy), Scottish Power (Iberdrola) und SSE. Produktion stagniert 2019Im Upstream-Geschäft (Exploration und Produktion E&P) rechnet Centrica für das laufende Jahr wegen ungeplanten Auszeiten und operativen Schwierigkeiten nur noch mit einer Produktion von 47,5 Mill. Barrel Öläquivalent, nachdem das Unternehmen bei Bekanntgabe der Halbjahreszahlen noch 50 Mill. angepeilt hatte. Für das kommende Jahr erwartet das Management, dass die Produktion auf dem Niveau von 2018 stagniert.Centrica hatte ihr europäisches Upstream-Geschäft in das Gemeinschaftsunternehmen Spirit Energy eingebracht. Partner sind die Stadtwerke München (vgl. BZ vom 20.7.2017). Zu den Optionen gehörte auch ein Börsengang. Ihre Gas-Assets in Trinidad und Tobago hatte die Gesellschaft bereits an Shell verkauft. Das kanadische E&P-Geschäft des Versorgers erwarb die Hongkonger NIE Holding.Im Atomstromgeschäft rechnet Centrica wegen umfangreicher Inspektionen und längerem Stillstand der Reaktoren Hunterston B und Dungeness B mit einer um 0,2 Terawattstunden niedrigeren Erzeugung als noch bei Bekanntgabe der Sechsmonatszahlen. Der British-Gas-Mutter gehört ein Fünftel der einst unter dem Namen British Energy geführten acht britischen Atomkraftwerke. Die restlichen vier Fünftel liegen bei Électricité de France (EDF), die ihre Beteiligung angeblich reduzieren möchte. Zuletzt wurde über einen möglichen Einstieg der China General Nuclear Power Group spekuliert. EDF baut derzeit mit dem Unternehmen und der China National Nuclear Corporation das erste neue Atomkraftwerk seit zwei Jahrzehnten in Großbritannien. Ursprünglich sollten die Briten schon 2017 ihre Weihnachtstruthähne mit Strom aus Hinkley Point C zubereiten können.Bei den Problemen im E&P- und Atomstromgeschäft handele es sich um “kurzzeitigen Gegenwind”, schrieb Nicholas Hyett, Analyst bei Hargreaves Lansdown. Die Probleme im Retailgeschäft auf dem Heimatmarkt seien dagegen langfristiger Natur. Die Umwälzungen in der Regulierung kosteten das Unternehmen hunderttausende Kunden. In den vier Monaten per Ende Oktober waren es 372 000. Seit Jahresanfang summieren sich die Kundenverluste auf 713 000. Noch verfügen 3,1 Millionen Kunden über den von der Preisobergrenze betroffenen “Standard Variable Tariff”. Auf solche Tarife zielten die Maßnahmen der Aufsichtsbehörde.Centrica ging 1997 aus British Gas hervor, die in den Öl- und Gasförderer BG plc, Centrica und den Netzbetreiber National Grid zerlegt wurde. Das Unternehmen nutzt bis heute die Marke British Gas.