Ceva sträubt sich gegen mysteriöse Offerte

Gebot von 1,5 Mrd. sfr für Logistiker - Erster Abwehrschritt des Börsenneulings mit Großaktionär CMA CGM

Ceva sträubt sich gegen mysteriöse Offerte

wb Frankfurt – Die erst Ende Mai von US-Finanzinvestor Apollo an die Schweizer Börse gebrachte Ceva Logistics, stößt nach einem die Aktionäre enttäuschenden Kursverlauf auf Übernahmeinteresse. Wie Ceva mitteilt, offeriert eine noch nicht namentlich genannte Adresse 27,75 sfr je Aktie und damit eine Prämie von 50 % auf den Vortageskurs und 0,25 sfr mehr, als der Emissionspreis ausgemacht hatte. Der Kurs kletterte gestern daraufhin um gut 34 % auf 24,75 sfr. In einer ersten Reaktion hat die Ceva-Führung mit ihrem Großaktionär, dem französischen Containerreeder und Hapag-Lloyd-Rivalen CMA CGM, an dem kein Bieter vorbeikommt, Abwehrschritte vereinbart. Im November endet aber die Bindungsfrist der Altaktionäre Apollo Investments, Franklin Templeton und Capital Group, die gemeinsam 15 % an Ceva halten.Der Verwaltungsrat des “globalen Asset-Light-Logistikunternehmens” berichtet von einem unaufgeforderten, unverbindlichen Angebot zur Übernahme. Das Gremium habe die Offerte mit Unterstützung der Rechts- und Finanzberater geprüft und sei einstimmig zu dem Schluss gekommen, dass sie nicht im besten Interesse der Gesellschaft und ihrer Aktionäre liege. Insbesondere liege eine deutliche Unterbewertung der Aussichten von Ceva als eigenständiges Unternehmen vor. Franzosen können aufstockenDies gelte, zumal der Logistiker zusammen mit CMA CGM als strategischem Partner Maßnahmen zur Verbesserung der Leistungsfähigkeit geprüft habe, um das volle Potenzial von Ceva zu erschließen. “Das unaufgeforderte Angebot ist daher unzureichend.” Dementsprechend lasse sich der Verwaltungsrat nicht darauf ein, wird mitgeteilt.Aufgrund dieser “aktuellen Umstände” sei der Verwaltungsrat auf Antrag des Hauptaktionärs CMA CGM bereit, die mit den Franzosen zum IPO eingegangene Stillhaltevereinbarung zu ändern. Die Verpflichtung von CMA CGM, ihre Beteiligung bis zum 5. November 2018 nicht über die derzeitigen 24,99 % hinaus zu erhöhen, wurde dahingehend geändert, dass das privat gehaltene Unternehmen seine Beteiligung mit sofortiger Wirkung auf bis zu ein Drittel der Ceva-Stimmrechte erhöhen kann. Bestehen bleibe die Verpflichtung der Franzosen, ihre Aktien in einem öffentlichen Übernahmeangebot einem Dritten auf Empfehlung des Vorstands anzubieten, es sei denn, CMA CGM unterbreite eine höhere Offerte. Darüber hinaus hat sich CMA CGM unter bestimmten Bedingungen bereiterklärt, in den nächsten sechs Monaten kein Angebot ohne Empfehlung des Ceva-Verwaltungsrates zu veröffentlichen oder auszulösen – mit Ausnahme eines solchen, das einem anderen überlegen sei. Die Franzosen betonen, nicht an einer Übernahme der Schweizer interessiert zu sein.Der Börsengang der stark verschuldeten Ceva Ende Mai unter Führung von Credit Suisse und Morgan Stanley ist alles andere als eine Erfolgsgeschichte gewesen. Ceva flossen etwa 1,2 Mrd. sfr zu, die für den Schuldenabbau vorgesehen waren. Die Altgesellschafter machten immerhin nicht Kasse. Die Aktie hatte ihr Tief bei 18,30 sfr.Die Bank Vontobel meint, der Angebotspreis von 27,75 sfr liege nahe dem eigenen Kursziel von 29 sfr. Doch müsse Ceva alle Aktionäre von der Fähigkeit überzeugen, in einem vernünftigen Zeitrahmen das volle Wertpotenzial, das über dem Angebotspreis liege, ausschöpfen zu können. Die Eigner könnten unter Umständen die Einberufung einer außerordentlichen Generalversammlung verlangen.Am 13. November will Ceva den nächsten Aktionärsbrief abliefern. Zuletzt bekräftigte das Management den Ausblick, wonach mittelfristig eine operative Marge (auf Ebitda-Basis) von 4 % angestrebt werde nach zuletzt 3,3 %. Das Verhältnis von Nettoschulden zu bereinigtem Ebitda soll mittelfristig auf 2 bis 1,5 sinken. Als Messlatte gelten Rivalen wie Kühne + Nagel oder Panalpina. Fürs laufende Jahr winken lediglich gut 1 % Dividendenrendite. Mehr möchte Ceva erst ausschütten, wenn die Schulden stärker abgebaut sind. Per Ende Juni wurden sie auf 1,1 Mrd. Dollar halbiert. Die Eigenkapitaldecke ist dünn, doch die Ausübung von Wandelrechten durch CMA CGM wird bis Jahresende einen signifikanten weiteren Beitrag bringen.