Chemie verhagelt Bayer das Auftaktquartal

Life-Sciences-Geschäfte brummen - Operatives Ergebnis verharrt auf Vorjahresniveau - Abstriche an Prognose von Material Science

Chemie verhagelt Bayer das Auftaktquartal

Die Geschäftsentwicklung von Bayer im Auftaktquartal belegt eindrucksvoll die Zweiteilung des Konzerns. Während die weitgehend konjunkturresistenten Life-Sciences-Geschäfte robust wachsen, bleibt die zyklische Kunststoffsparte unter Druck. ab Düsseldorf – Der Bayer-Konzern präsentiert sich nach Ablauf des ersten Quartals mit Stärken und Schwächen. Auf der Habenseite ist die positive Entwicklung in den Teilkonzernen Healthcare und Cropscience zu verbuchen, dagegen erweist sich die Kunststoffsparte abermals als Bremsklotz. Insgesamt legte der Konzernumsatz um 2,1 (währungsbereinigt: 3,7) % auf 10,3 Mrd. Euro zu, wie aus dem Zwischenbericht hervorgeht. Das operative Ergebnis verharrte nur auf Vorjahresniveau. Das Ausbleiben größerer Sonderlasten sorgte für einen Sprung im Konzernergebnis um 11,5 % auf 1,2 Mrd. Euro.Vor diesem Hintergrund bestätigt der Pharma- und Chemiekonzern seine Prognose. Der Umsatz soll in währungsbereinigter Rechnung um 4 bis 5 % zulegen, das operative Ergebnis in ähnlicher Größenordnung wachsen. Bei den Anlegern konnte Bayer damit jedoch nicht punkten. In einem festeren Gesamtmarkt schwenkte die Aktie erst zum Handelsende in leicht positives Terrain.Während die Teilkonzerne Healthcare und Cropscience, die für gut zwei Drittel des Konzernumsatzes stehen, bei Umsatz und Ergebnis teils kräftige Zuwachsraten aufwiesen, lief es in der Kunststoffsparte weniger günstig. Zwar hielt sich der Umsatz von Material Science mit 2,8 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau, das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) brach jedoch um mehr als ein Viertel auf 204 Mill. Euro ein. Hohe Rohstoffpreise belastenDiese Entwicklung hatten die Leverkusener nicht antizipiert, so dass die Prognose für den Teilkonzern korrigiert wird. Wurde bislang im Gesamtjahr mit einer Steigerung des operativen Ergebnisses gerechnet, wird nun nur noch das Vorjahresniveau ins Visier genommen. Da zugleich mit einem Umsatzzuwachs gerechnet wird, dürfte die operative Marge (Ebitda) weiter nachgeben. 2012 hatte der Teilkonzern lediglich eine Umsatzrendite von 10,9 % erwirtschaftet, im Branchenvergleich ein eher dürftiges Niveau. Börsenneuling Evonik glänzte zuletzt mit einer Marge von 19 %, das Bayer-Spin-off Lanxess zeigte 13,5 %. Zu schaffen machten Material Science im Quartal die rückläufigen Absatzmengen sowie die “deutlich gestiegenen Rohstoffpreise”. Durchgesetzte Preiserhöhungen reichten zur Kompensation nicht aus. Zudem wird auf hohe Wartungsstillstandskosten in Nordamerika verwiesen.In wesentlich freundlicherem Licht präsentierten sich die Teilkonzerne Healthcare und Cropscience. Im Geschäft mit Pflanzenschutzprodukten und Saatgut kletterte der Umsatz um annähernd 6 % auf 2,8 Mrd. Euro, das operative Ergebnis kam um fast 10 % auf 1,1 Mrd. Euro voran. Begünstigt wurde die Entwicklung von den unverändert hohen Preisen für Agrarrohstoffe, die die Nachfrage in allen Regionen antrieben. Dadurch konnte der späte Saisonstart in der nördlichen Hemisphäre problemlos weggesteckt werden. Entsprechend “bullish” ist Konzernchef Marijn Dekkers für Cropscience: Sowohl im Umsatz als auch im operativen Ergebnis wird für den Teilkonzern 2013 mit Wachstumsraten im oberen einstelligen Prozentbereich gerechnet. Folglich dürfte die Marge weitgehend stabil bei 24 % bleiben – ein Niveau, das der Schweizer Konkurrent Syngenta erst auf mittlere Sicht ins Visier nimmt. Geringere SonderlastenIm Teilkonzern Healthcare profitierten die Leverkusener zum einen von den neuen Pharma-Produkten sowie guten Geschäften mit rezeptfreien Medikamenten. Der Umsatz der neuen Produkte Xarelto (Gerinnungshemmer), Eylea (Augenmedikament) und Stivarga (Onkologie) reichte aus, um die Erlösrückgänge in umsatzstarken Produkten wie Yaz/Yasmin (Kontrazeptiva) und Nexavar (Onkologie) zu kompensieren.Auf Ebit-Basis summierten sich die Sonderlasten im Auftaktquartal auf lediglich 45 (i. V. 169) Mill. Euro und entfielen vollumfänglich auf Restrukturierungen. Für den kostspieligen Rechtsstreit im Zusammenhang mit den Kontrazeptiva Yaz/Yasmin, der 2012 mit 1,2 Mrd. Euro zu Buche schlug, musste keine zusätzliche Vorsorge gebildet werden. Allerdings ist bei diesem Thema noch längst nicht aller Tage Abend, hat sich die Zahl der gerichtlich und außergerichtlich geltend gemachten Ansprüche zum 15. April doch auf 14 500 Fälle erhöht. Vergleiche gab es bislang mit 5 700 Frauen; Kostenpunkt: 1,18 Mrd. Dollar.Neu im Zwischenbericht ist der gesonderte Ausweis der Überleitung. Hintergrund ist, dass das Ergebnis im Auftaktquartal auf – 109 ( – 1) Mill. Euro sprunghaft gestiegen ist. Neben den hohen Kosten für das Jubiläum – Bayer feiert in diesem Jahr 150-jähriges Bestehen – spielen dabei auch erhöhte Aufwendungen für die langfristige aktienbasierte Vergütung eine Rolle – nicht zuletzt ein Ergebnis der furiosen Kursentwicklung in den vergangenen Monaten.