Trotz Zollpolitik

Chemiebranche startet mit Zuwächsen

Nach einer langen Durststrecke ist die Chemiebranche mit Zuwächsen ins neue Jahr gestartet. Für Zuversicht sorgt das aber noch nicht.

Chemiebranche startet mit Zuwächsen

Trotz Zuwächsen bleibt
Chemiebranche vorsichtig

Unternehmen befürchten Rückschläge

dpa-afx/Reuters Düsseldorf

Die deutsche Chemieindustrie hat zum Jahresauftakt ihre Talfahrt gestoppt, schaut aber mit Sorge in die Zukunft. Im ersten Quartal seien sowohl Produktion als auch Umsatz deutlich gegenüber dem schwachen Vorquartal gestiegen, teilte der Branchenverband VCI am Dienstag mit. Damit habe der Industriezweig mit seinen rund 480.000 Beschäftigten den wirtschaftlichen Einbruch der vorherigen Monate wieder wettgemacht. Die Belebung sei in nahezu allen Sparten zu verzeichnen und getragen von stärkeren Geschäften im In- und Ausland. Angesichts dessen habe sich die Bewertung der aktuellen Geschäftslage zuletzt zwar verbessert. Die Geschäftserwartungen hätten sich aber eingetrübt.

Große Unsicherheit

Wegen der aggressiven US-Zollpolitik und der vielen Krisenherde weltweit seien die Risiken für die Weltwirtschaft in den letzten Wochen und Monaten stark gestiegen, hieß es im VCI-Quartalsbericht. „Entsprechend groß ist derzeit auch die Prognoseunsicherheit für die deutsche Chemie- und Pharmaindustrie.“ Trotz des überraschend guten Jahresstarts hält der Verband an seiner Prognose für 2025 zunächst fest: Die Produktion dürfte demnach stagnieren und der Branchenumsatz leicht sinken.

Viele Unternehmen befürchteten einen Rückschlag, da die volatile US-Zollpolitik die Exportchancen der Chemie und ihrer Kunden schmälere, so der VCI. Zudem könnten Waren aus China wegen der US-Zölle auf den europäischen Markt umgeleitet werden und die hiesigen Firmen unter Druck setzen. Verbandspräsident Markus Steilemann betonte aber, „sollte der Zollkonflikt nicht weiter eskalieren und die Bundesregierung wie angekündigt ein Wachstumspaket auf den Weg bringen, könnten sich die Perspektiven für unsere Branche bereits in diesem Jahr aufhellen.“

Beschäftigung stabil

Im ersten Quartal stieg die Produktion im Vergleich zum Vorquartal um 6,7% und lag damit 0,6% über dem Vorjahreszeitraum. Der Umsatz der Chemie- und Pharmaindustrie legte um 4,4% auf 54,8 Mrd. Euro zu im Vergleich zum Zeitraum Oktober bis Dezember. Die Erzeugerpreise erhöhten sich leicht um 1,1%. 2024 war der Branchenumsatz um 2% auf 221 Mrd. Euro gefallen, während die Produktion um 1% zulegte. Die Erzeugerpreise sanken jedoch um gut 2%.

Derweil blieb die Beschäftigung stabil bei rund 480.000 Menschen in Deutschland. Noch hätten die massiven Umstrukturierungen keine Auswirkungen, da viele Facharbeiter in den Unternehmen an anderer Stelle gebraucht würden, hieß es. Bei den Neueinstellungen zeichne sich hingegen eine gewisse Zurückhaltung ab. Die energieintensive Chemiebranche leidet unter hohen Energiepreisen und der Konjunkturflaute. Im Kampf gegen die Branchenkrise haben Chemiekonzerne wie BASF Umbauprogramme verkündet, streichen Jobs und legen Anlagen still.

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