Cheplapharm finanziert im großen Stil
swa Frankfurt – Das familiengeführte Pharmaunternehmen Cheplapharm mit Sitz in Greifswald hat in einem ersten öffentlichen Kapitalmarktauftritt eine Finanzierung über 780 Mill. Euro bewerkstelligt. Die Fazilität besteht aus einem Term Loan B mit siebenjähriger Laufzeit in Höhe von 530 Mill. Euro sowie aus einem revolvierenden Kredit in Höhe von 250 Mill. Euro. Bookrunner der am Londoner Kapitalmarkt abgeschlossenen Transaktion waren Deutsche Bank, HSBC und Unicredit, die Platzierung bei internationalen Investoren unterstützten zudem Commerzbank, DZ Bank und Santander. Rechtlich standen dem Unternehmen Latham & Watkins sowie Heuking Kühn Lüer Wojtek zur Seite, die Banken wurden von White & Case beraten.Cheplapharm hatte zuvor ein Rating beauftragt und ist von Standard & Poor’s mit “B” und von Moody’s mit “B 1” in der Spekulationsklasse eingestuft worden. Mit den neuen Kreditfazilitäten will sich das 1998 gegründete Pharmaunternehmen die langfristige Finanzierung sichern. Bestehende Kredite und Schuldscheindarlehen sollen aus dem Term Loan abgelöst werden. Die Altverbindlichkeiten würden komplett zurückgezahlt, heißt es bei Cheplapharm. Die Kreditlinie soll für Produktkäufe eingesetzt werden und demnächst auch längerfristig refinanziert werden, um neuen Spielraum zu schaffen.Einen neuen Produktzukauf hat das Unternehmen mit Abschluss der Finanzierung bereits festgezurrt: AstraZeneca veräußert die Rechte an ihrem Blutdruckmittel Atacand in Europa für 200 Mill. Dollar an das Greifswalder Unternehmen. Mit Atacand seien 2017 weltweit 300 Mill. Dollar umgesetzt worden, davon 86 Mill. in Europa, teilt der britisch-schwedische Konzern mit. Cheplapharm ist in den vergangenen Jahren über Akquisitionen und Produktzukäufe signifikant gewachsen auf einen Umsatz (2017) von 226 Mill. Euro und 200 Mitarbeiter. Das operative Ergebnis (Ebitda) wird mit 134 Mill. Euro angegeben. 2015 erreichte der Umsatz gerade mal 80 Mill. Euro. Die Nettoverschuldung war für Ende 2017 mit knapp 300 Mill. Euro gezeigt worden, das war ein Leverage bezogen auf das Ebitda von 2,2. Das Unternehmen gehört je zur Hälfte den Geschwistern Sebastian Braun (CEO) und Bianca Juha (Chief Scientific Officer); die Familie Braun hatte die Firma 2003 gekauft. Das Unternehmen vertreibt in über 100 Ländern verschreibungspflichtige und rezeptfreie Marken- und Nischenprodukte. Das Geschäftsmodell fokussiert auf etablierte bekannte Medikamente, deren Patent mindestens zehn Jahre abgelaufen ist und die “treue Kunden” haben. Als Wettbewerber gelten Riemser oder die Anfang des Jahres an die Börse gegangene Dermapharm. Umsatzstärkste Produkte sind das Schlankheitsmittel Xenical und der Betablocker Dilatrend mit Umsatzanteilen von jeweils einem Fünftel.In der Finanzierung hat Cheplapharm schon 2016 für Aufsehen gesorgt, als die Debt-Fonds Rantum Capital und Proventus Capital ein Nachrangdarlehen im mittleren zweistelligen Millionenbetrag gewährten, das als größte bankenunabhängige Mezzanine-Finanzierung für einen familiengeführten Mittelständler in dem Jahr galt. Auch dieses Darlehen ist nun getilgt.