Finanzinvestor

China ist auch für Airbus unverzichtbar

Ex-Telekomlenker René Obermann wirbt für einen progressiven Umgang mit Künstlicher Intelligenz in Europa. Von einer "Entkopplung" von China hält er nichts.

China ist auch für Airbus unverzichtbar

China ist auch für Airbus unverzichtbar

Obermann gegen „Entkopplung“ – KI droht in Europa „Überregulierung“

hei Frankfurt

René Obermann, der seine “Sechs-Tage-Woche” derzeit zur Hälfte auf seine Tätigkeit als Aufsichtsratschef des Flugzeugbauers Airbus verwendet, sieht die politischen Bemühungen zur “Entkopplung” der deutschen Wirtschaft von China kritisch. Für Airbus, die just eine weitere Fertigungslinie im Reich der Mitte aufgezogen hat, um das Auftragspolster chinesischer Airlines abzuarbeiten, bleibe das Land ein wichtiger und unverzichtbarer Markt. Das erklärte der Ex-Vorstandsvorsitzende der Deutschen Telekom, der seit 2015 als Co-Head Europe für den Finanzinvestor Warburg Pincus tätig ist, im Internationalen Club der Frankfurter Wirtschaftsjournalisten. Aus seiner Sicht würden die “Gefahren unterschätzt”, die eine verminderte wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China und der fehlende Austausch für Deutschland und Europa bergen.

Zugleich räumte Obermann ein, dass die auf “Wachstumsinvestments” spezialisierte Private-Equity-Gesellschaft in ihrem Portfolio selbst Vorsorge trifft, um geopolitischen Risiken vorzubeugen. Dabei gehe es insbesondere um die Folgen für Energiepreise und Lieferketten, aber auch um Auflagen bei kritischer Infrastruktur. Warburg Pincus, die T-Mobile NL von der Telekom erworben hat, baue dort in einem Kraftakt die Netztechnik von Huawei aus, um möglichen Konflikten mit gesetzlichen Sicherheitsauflagen vorzubeugen. Ersatzlieferant ist Ericsson. Der Finanzinvestor bewegt sich Obermann zufolge in einem äußerst kompetitiven Markt. Während der extrem langen Niedrigzinsphase seien gerade junge wachsende Tech-Unternehmen mit Geld zugeschüttet worden, aber obwohl Kapital inzwischen nicht mehr so leicht zu bekommen ist, “können sich wirklich gute Unternehmen den Investor, mit dem sie zusammenarbeiten wollen, immer noch aussuchen”, so der Manager. Warburg Pincus konzentriere sich auf “technologiegetriebene Geschäftsmodelle” und darin besonders “auf die Personen”, die ein Portfoliounternehmen führen, “und denen wir zutrauen, unsere Ziele umzusetzen”. Über die Hälfte der Beteiligungen des Finanzinvestors sind laut Obermann dabei Minderheitsbeteiligungen.

Mit Sorge sieht der Ex-Telekomlenker den Umgang mit neuen Technologien aus dem Bereich Künstlicher Intelligenz (KI) in Europa. “Wir sind gerade wieder dabei, uns durch Überregulierung ein Bein zu stellen”, sagte er. Es bestehe erneut die Gefahr, “dass wiederum eine neue Schlüsseltechnologie” in den Machtbereich weniger US-Tech-Riesen gerate. Deutschland habe exzellente Forschungs-Cluster, setze aber nicht die richtigen Rahmenbedingungen, um eine erfolgreiche Kommerzialisierung zu ermöglichen. Die Skalierung junger Geschäfte stoße in Europa regelmäßig an Grenzen, weil es in jedem Land abweichende Regulierungsvorschriften und Gesetze gebe. Damit würden wichtige Chancen verschenkt.

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