China ist SMA Solar zu teuer

Nach Katastrophenjahr kaufen Anleger die Story von digitalen, dezentralen Energielösungen noch nicht ab

China ist SMA Solar zu teuer

Der neue Chef des Wechselrichterherstellers SMA Solar kann mit seiner Strategie bei Investoren bisher nicht punkten. Die Aktie fiel am Donnerstag um 16,4 %. Dabei waren die Resultate des “katastrophalen Jahres”, wie CEO Jürgen Reinert sagte, und der maue Ausblick für 2019 bereits kommuniziert worden. wb Frankfurt – China hat sich für den Wechselrichterhersteller SMA Solar zum Hauptbelastungsfaktor entwickelt. Nachdem Peking Ende Mai 2018 aus heiterem Himmel die Einspeisevergütung für Solaranlagen gestrichen hatte, machten sich auch die dortigen Wechselrichterhersteller auf den Weg in den Rest der Welt. Das ließ die Preise noch stärker purzeln und den Attentismus der Investoren wachsen. Die Folge: SMA Solar, der Weltmarktführer für Wechselrichter (ohne die Volksrepublik), hatte ein “katastrophales” Jahr, wie CEO Jürgen Reinert einräumt. Statt bis zu 1 Mrd. Euro Umsatz und einer operativen Marge (auf Ebitda-Basis) von bis zu 12 % wie von seinem Vorgänger Pierre-Pascal Urbon vor Jahresfrist erhofft, präsentiert Reinert einen Ebitda-Verlust von 9 % des Umsatzes. Als Peking im November die eigenen Kürzungen zurücknahm, war es für die westlichen Anbieter und kleinere chinesische Konkurrenten zu spät. Inzwischen haben sich Schneider Electric und GE aus dem Markt zurückgezogen, ABB ist weiter ein wichtiger Spieler, und Siemens versucht zum dritten Mal, wie zu hören ist, mit einer kleineren Übernahme in den Sektor einzusteigen.China ist aber auch aus einem weiteren, weniger geläufigen Grund ein Problem: “Die Lohnkosten für hoch qualifizierte Kräfte sind in China höher als in Deutschland”, sagt Reinert. Sie hätten dort in den vergangenen Jahren regelmäßig bis zu 10 % p. a. zugelegt und damit weit stärker als hierzulande. SMA hat inzwischen die chinesische Tochter in einem Buy-out an das dortige Management abgestoßen und konzentriert die Fertigung damit auf das Hauptwerk in Kassel. Reinert spricht von einer “klaren Entscheidung für Deutschland und gegen China”. Hoffen auf 2020/21Eine tief einschneidende Restrukturierung, der 425 Stellen zum Opfer gefallen sind (davon 300 in China), ist die Folge gewesen. Mit “Konsolidierung”, “Fokus” und “Optimierung” wollen Reinert und sein CFO Ulrich Hadding das Unternehmen, das mehrheitlich Nachkommen der Gründer gehört, aus der Krise steuern. Doch jedes Jahr müsste mit Kostensenkungen und Effizienzsteigerungen angesichts des Preisverfalls gegengesteuert werden. Auch 2019 werde in puncto Preisdruck schwierig; Reinert rechnet aber damit, dass der Preisverfall 2020/21 prozentual einstellig begrenzt werden kann.Marktseitig habe der Preisverfall dazu geführt, dass die Solarenergie inzwischen voll wettbewerbsfähig sei. Der jährliche Fotovoltaikzubau klettere beträchtlich. Der wachsende Anteil an erneuerbaren Energien führe zu stärkerer Volatilität und erfordere mehr Speicherkapazität zum Ausgleich von Erzeugung und Verbrauch. “Digitalisierung ist der Schlüssel zu dezentral gesteuerten Netzen”, betont Reinert.Von dem Trend soll SMA profitieren. Das Umsatzwachstum für Wechselrichter bleibe stabil, digitale Lösungen und Speicher böten SMA zusätzliches Potenzial. Vor allem mit Partnerschaften – etwa mit der chinesischen BYD oder auch Audi – und neuen Geschäftsfeldern wie Energiemanagement wolle SMA 2019 wieder wachsen. Auch Großspeicher, Repowering und digitale Angebote zählten dazu. Zudem sollen die Chancen aus der Konsolidierung genutzt werden, um Marktanteile in den USA zurückzugewinnen. Im ersten Quartal habe der Auftragseingang schon deutlich zugelegt. Wachstum peilt Reinert bei solaren Großprojekten und im Speichergeschäft an. 2018 blieb der Absatz zwar stabil – SMA verkaufte Wechselrichter mit einer Leistung von erneut 8,5 Gigawatt. Doch der Umsatz brach um 15 % ein. “Wir haben viel Cash verbrannt”, sagt Hadding. Bilanziell steht die Gruppe trotz der auf 42 % gesunkenen Eigenkapitalquote und einer von 450 auf 306 Mill. Euro gerutschten Netto-Cashposition noch solide da. Wann SMA nach Ausfall für 2018 wieder Dividende zahlt, lässt der Vorstand offen. Die Aktie war Ende 2018 bis auf 14,53 Euro gesackt, nachdem sie im Mai noch über 60 Euro gekostet hatte. Im Februar erholte sich das Papier auf 24,10 Euro. Gestern allerdings brachen SMA um 16,4 % auf 18,42 Euro ein.