Immobilienentwickler

Chinas klamme Bauträger hoffen auf neue Finanzierungsquellen

Chinas Staat glänzt bislang mit Abwesenheit bei Auffangaktionen für die Vielzahl von massiv überschuldeten Immobilienfirmen. Allerdings arbeitet Peking nun an einer Liste von Bauträgern, denen chinesische Finanzinstitute mit neuen Mittelvergaben aktiver über die Runden helfen sollen.

Chinas klamme Bauträger hoffen auf neue Finanzierungsquellen

Neuer Hoffnungswert für Chinas klamme Bauträger

Peking arbeitet an „Weißer Liste“ mit unterstützungswürdigen Immobilienfirmen – Country Garden gilt als Anwärter – Aktienanleger hin-und hergerissen

Der chinesische Staat glänzt bislang mit Abwesenheit bei Auffangaktionen für die Vielzahl von massiv überschuldeten heimischen Immobilienfirmen. Allerdings arbeitet Peking nun an einer Liste von Bauträgern, denen chinesische Finanzinstitute mit neuen Mittelvergaben aktiver über die Runden helfen sollen.

Von Norbert Hellmann, Schanghai

An Chinas Finanzmärkten keimen zarte Hoffnungen auf, dass der Pekinger Behördenapparat konkretere Anstrengungen unternimmt, um die Finanzierungsklemme Dutzender stark angeschlagener Immobilienentwickler zu lindern. Derzeit mehren sich Anzeichen dafür, dass chinesische Finanzregulatoren an einer sogenannten „Weißen Liste“ mit offensichtlich unterstützungswürdigen Immobilienkonzernen arbeiten.

Neuer Anlauf

Dem Vernehmen nach sollen insgesamt 50 privatwirtschaftliche wie auch staatskontrollierte Firmen auf der "Weißen Liste" Platz finden. Diese Adressen würden dann mit dem Segen Pekings bevorzugt neue Mittel seitens chinesischer Finanzinstitute erhalten, um ihr Geschäft stabilisieren zu können. Dabei geht es neben Bankkrediten auch um Engagements in Form von Anleihe- und Aktienkäufen, die die überwiegend staatskontrollierten chinesischen Brokerhäuser und Assetmanager in eine konzertierte Aktion mit einbinden würden.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Bloomberg soll sich auf der noch im Entwurfsstadium befindlichen Liste auch der Name Country Garden befinden, was die Marktteilnehmer besonders aufhorchen lässt. Der einst größte chinesische Immobilienentwickler steht nach Zahlungsausfällen auf seine Bondschulden und immer neuen Hiobsbotschaften zur laufenden Geschäftsentwicklung seit Monaten in den Schlagzeilen und gilt genauso wie die China Evergrande Group als ein möglicher Pleitekandidat.

Aufwind an der Börse

Die Spekulationen um einen möglichen Listenplatz von Country Garden haben der in Hongkong gelisteten Aktie im Wochenverlauf zeitweilig gewaltigen Auftrieb gegeben. Am Mittwoch und Donnerstag war der Kurs zusammengenommen um gut 30% auf 1,05 HK-Dollar geklettert. Damit gelang es Country Garden, erstmals seit August wieder den Status eines sogenannten Penny Stock zu überwinden.

Die Marke von 1 HK-Dollar ist insofern von Bedeutung, als ein langfristigeres Unterschreiten der Kursschwelle nach den Regularien der Hongkonger Börse eine Entfernung vom Kurszettel nach sich ziehen kann. Bereits am Freitag kam es allerdings wieder zu einer Gegenbewegung mit einem Tagesverlust von knapp 8%, der die Country-Garden-Notierung bei 0,97 HK-Dollar wieder unter die kritische Marke drückte.

Während Evergrande auf einen Showdown in Form eines Hongkonger Gerichtstermins am 4. Dezember zuläuft, mit dem ein Insolvenzverfahren gestartet werden könnte, gilt es als wahrscheinlich, dass Peking alles daransetzen wird, Country Garden als Going Concern zu erhalten.

Ein Zusammenbruch der Gesellschaft würde sowohl das Anlegersentiment als auch den Wohnimmobilienmarkt selbst wesentlich schwerer belasten als eine Liquidierung der im Prinzip hoffnungslos überschuldeten Evergrande. Dies liegt auch daran, dass Country Garden im Vergleich zu Evergrande eine wesentlich höhere Anzahl von bereits verkauften, aber noch nicht fertiggestellten Wohnanlageprojekten am Laufen hat, deren Übertragung auf andere Bauträger von erheblicher Komplexität wäre.

Ping An ist kein Thema mehr

Vor zwei Wochen erst hatte ein Bericht Aufsehen erregt, demzufolge der Versicherungskonzern Ping An von Regierungsinstanzen ermuntert worden sein soll, mit einer Mehrheitsbeteiligung bei Country Garden einzusteigen und den Bauträger durch Kapitaleinschüsse am Leben zu halten.

Die Gerüchte wurden von Ping An allerdings energisch dementiert, und eine Rettungsaktion via Einstieg des Versicherungsriesen dürfte endgültig vom Tisch sein. Für die Marktteilnehmer ist dies dennoch ein wichtiges Indiz dafür, dass sich Peking hinter den Kulissen mit Rettungsplänen für als „systemisch wichtig“ erachtete Bauträger zu engagieren beginnt.

Offizielle Zurückhaltung

Offiziell hat die Regierung bislang keine Bereitschaft erkennen lassen, die überwiegend privaten Immobilienriesen über eine konzertierte Aktion mit gezielten staatlichen Interventionen aufzufangen. Vielmehr hat Peking sein Einwirken auf eine Reihe von Belebungsversuchen für die Wohnimmobiliennachfrage in wichtigen Ballungsgebieten beschränkt.

Der nach außen bekundete Optimismus der Behörden, dass sich der Wohnimmobilienmarkt im Zuge einer allgemeinen Konjunkturerholung rasch stabilisieren würde, hat sich allerdings als trügerisch erweisen. Auch jüngste Daten zu Neuwohnungsverkäufen, Anlageinvestitionen im Immobiliensektor und Preisentwicklung von Neu- und Gebrauchtwohnungen weisen einen verstärkt negativen Trend aus. Dies erschwert es den Bauträgern, aus ihrem operativen Geschäft mehr Finanzierungsmittel zu generieren.

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