Chinesen steigen in Heidelberg ein
Heidelberger Druck bekommt einen Großaktionär aus China. Masterwork, ein langjähriger Vertriebspartner des deutschen Druckmaschinen-Weltmarktführers, wird über eine Kapitalerhöhung für rund 70 Mill. Euro mit 8,5 % bei den Kurpfälzern einsteigen. Geplant ist eine enge operative Zusammenarbeit.ds Frankfurt – Heidelberger Druck wird chinesisch, zumindest ein kleines bisschen. Die chinesische Masterwork zahlt im Rahmen einer Kapitalerhöhung unter Ausschluss des Bezugsrechts 2,68 Euro je Aktie, investiert 70 Mill. Euro und erhält dafür eine Beteiligung von 8,5 %. Der Preis entspricht einem saftigen Aufschlag von 55 % auf den Schlusskurs vom Dienstag. Die Heidelberger-Druck-Aktie, die zuletzt stark im Fokus von Leerverkäufern stand, zog bis Mittwochabend um 15 % auf 1,99 Euro an. Dass der Börsenkurs weit unter dem von den Chinesen gebotenen Preis bleibt, unterstreicht die Tatsache, dass für die relativ kleine strategische Beteiligung eine hohe Prämie fällig war. Masterwork erlöst mit rund 800 Beschäftigten rund 150 Mill. Euro, während Heidelberger Druck mit rund 11 500 Mitarbeitern auf etwa 2,5 Mrd. Euro Umsatz kommt.Heidelberger Druck ist schon lange auf der Suche nach einem Ankeraktionär. Der Maschinenbauer ist hoch verschuldet, hat eine dünne Eigenkapitaldecke und wird seit Jahren saniert. Die Heidelberger leiden schwer darunter, dass Werbung immer weniger gedruckt wird und ins Internet abgewandert ist.Der Konzern begründet den Einstieg von Masterwork, der bis Ende März vollzogen sein soll, unter anderem damit, dass er seine Marktposition im wachsenden Verpackungsdruck weiter ausbauen wolle. Dazu wolle man die langjährige Vertriebspartnerschaft mit Masterwork aus Tianjin, dem größten chinesischen Hersteller von Bogenstanzen und Heißfolienprägemaschinen, deutlich erweitern. Bislang ist der Druckunternehmer Ferdinand Rüesch AG mit 9 % größter Aktionär in Heidelberg, der Rest liegt im Streubesitz. Ob Heidelberg auch eine Kapitalbeteiligung an Masterwork anstrebt, sei “Gegenstand laufender Überlegungen und Gespräche”, heißt es weiter.CEO Rainer Hundsdörfer erklärte, er erwarte mit dem neuen Großaktionär eine “deutliche Effizienzverbesserung durch eine bessere Auslastung unserer Werke weltweit”. Weiter sagte er: “Wir freuen uns, mit Masterwork einen weiteren langfristig orientierten Investor gewinnen zu können, der von der Innovationsstärke, der Strategie und dem Zukunftspotenzial von Heidelberg überzeugt ist.” Heidelberg will die Märkte in China und im restlichen Asien weiter aus dem bereits seit 2006 etablierten Standort im chinesischen Qingpu nahe Schanghai bedienen. Mit dem Ausbau der Kooperation mit Masterwork wolle man künftig auch von einer gemeinsamen Teilefertigung am Standort von Masterwork in Tianjin profitieren.Die Partnerschaft mit Masterwork geht auf das Jahr 2014 zurück. Damals verkauften die Kurpfälzer das Geschäft mit Faltschachtel-Klebemaschinen an die Chinesen. Die Heidelberger vertreiben seither von Masterwork gebaute Anlagen außerhalb von China und Japan.