GEELY-EINSTIEG BEI DAIMLER

Chinesischer Großaktionär verschiebt die Statik im Daimler-Konzern

Kuwait nur noch zweitgrößter Anteilseigner - Strategische Kooperation mit Renault/Nissan - Institutionelle und private Investoren halten Großteil der Aktien

Chinesischer Großaktionär verschiebt die Statik im Daimler-Konzern

hek Frankfurt – Mit dem Kauf von 9,69 % der Aktien ist der chinesische Unternehmer Li Shufu auf einen Schlag zum größten Aktionär von Daimler aufgestiegen. Damit dürfte sich die Statik bei dem Stuttgarter Autohersteller grundlegend ändern. Denn es gilt als ausgemacht, dass der Chairman und Haupteigentümer des chinesischen Autobauers Geely mit seinem Investment eigene unternehmerische Interessen verfolgt. Er dürfte vor allem an einem forcierten Ausbau der Elektromobilität und an den Technologien für autonomes Fahren interessiert sein. Für das Daimler-Management, das bisher vergleichsweise autonom schalten und walten konnte, könnten sich damit die Vorzeichen ändern.Anders als die Konkurrenten Volkswagen und BMW verfügt Daimler nicht über einen echten Großaktionär, der Schutz vor einer unliebsamen Übernahme bietet. Früher kam dem Hauptaktionär Deutsche Bank diese Rolle zu. Dessen Beteiligung an der damaligen Daimler-Benz AG lag Anfang der neunziger Jahre noch bei 28,3 %. Der Anteil ging sukzessive zurück, nicht zuletzt infolge des Zusammenschlusses von Daimler mit dem US-Autobauer Chrysler. Im Zuge der Entflechtung der sogenannten Deutschland AG um die Jahrtausendwende wurde die Verbindung weitgehend gelöst. Kuwait seit 1974 dabeiDaimler verfügt über 1,07 Milliarden Stammaktien. Größter Anteilseigner war bisher der Staatsfonds Kuwait Investment Authority mit 6,8 %. Darüber hinaus hält die Renault/Nissan-Allianz eine strategische Beteiligung von 3,1 %. Die restlichen Aktien liegen bei institutionellen und privaten Investoren, wobei die größte Position mit 5,8 % auf die Fondsgesellschaft BlackRock entfällt, gefolgt von der Investmentfirma Harris Associates mit 3 %. Die geografische Aufteilung zeigt ein Übergewicht von Investoren aus Deutschland, die Ende vergangenen Jahres 34,5 % der Aktien besaßen, und aus anderen europäischen Ländern (30,9 %). Bei US-Adressen lagen 22,8 % der Anteile. Diese Angaben wurden allerdings vor Bekanntwerden des Li-Shufu-Einstiegs erhoben und haben sich damit inzwischen verändert.Der Staatsfonds von Kuwait begleitet Daimler seit mittlerweile mehr als vier Jahrzehnten. Dem Autobauer war das langjährige Engagement über alle Höhen und Tiefen hinweg im September 2014 sogar einen Festakt wert. Für das Management war das Scheichtum ein ausgesprochen angenehmer Aktionär, der sich kaum in die Geschäfte einmischte. Auf eine eigene Vertretung im Aufsichtsrat verzichtete Kuwait lange. Erst im vergangenen Jahr zog Bader Mohammad Al Saad für den Großaktionär in das Gremium ein. Dabei hatte es einen großen Aufschrei gegeben, als Kuwait im November 1974 für knapp 1 Mrd. DM das Quandt-Paket von 14 % an der Daimler-Benz AG übernahm. Damals kursierten Ängste, reiche Ölförderstaaten könnten mit ihren Petrodollars Teile der Wirtschaft aufkaufen. Tatsächlich hatte Kuwait kaum mehr als eine gute Kapitalanlage im Sinn. Die Börse bewertet den Anteil von 6,8 % derzeit mit 5,1 Mrd. Euro. Projekte mit Renault/NissanAnders gelagert ist die Beteiligung von Renault/Nissan, die sich das Paket von 3,1 % zur Hälfte teilen. Es handelt sich übrigens um eine Überkreuzbeteiligung – Daimler ist mit ebenfalls gut 3 % bei den beiden Autokonzernen engagiert. Daimler und Renault/Nissan fädelten im Jahr 2010 eine strategische Kooperation ein. Seitdem kamen diverse gemeinsame Modelle auf den Markt. So baut Renault den Kangoo als Mercedes Citan für Daimler, und Daimler liefert die Plattform der A-Klasse für den Bau des Infiniti Q30 von Nissan. Zudem haben Daimler und Renault gemeinsam den Renault Twingo und den Smart Forfour auf der Twingo-Plattform entwickelt. Des Weiteren entsteht in Mexiko ein gemeinsames Werk zur Produktion von Premiumkompaktwagen für die Marken Mercedes und Infiniti.Weniger dauerhaft war übrigens das Investment von Abu Dhabi bei Daimler. Der Staatsfonds Aabar war mitten in der Finanzkrise im Jahr 2009 mit einer Beteiligung von 9,1 % eingestiegen. Bereits 2012 ging den Stuttgartern der vermeintliche Ankeraktionär wieder verloren, die meisten angedachten Projekte wurden nicht realisiert.