Chinesischer Immobilienriese auf Börsentalfahrt
nh Schanghai – Der chinesische Immobilienentwickler Future Land Development Holdings wird von der Festnahme von Gründer und Chairman Wang Zhenhua (57) erschüttert. Einer Mitteilung der Gesellschaft an die Hongkonger Börse zufolge ist Wang als Chairman abberufen worden, nachdem sich umlaufende Gerüchte bestätigt haben, dass er wegen des Verdachts auf eine Straftat festgenommen wurde. Aus einer knappen Mitteilung der Polizei und Einträgen auf sozialen Medienkanälen geht hervor, dass Wang unter dem Verdacht der Belästigung einer Minderjährigen steht. Future Land gehört mit einem Umsatz von knapp 55 Mrd. Yuan (7 Mrd. Euro) zu den 20 größten chinesischen Sektorfirmen.Die Nachricht von der Ablösung des Gründers und Mehrheitseigentümers von Future Land hat seit Wochenmitte die Investoren extrem verunsichert. Am Donnerstag brach die Aktie des Wohn- und Gewerbeimmobilienentwicklers in der Spitze um 18 % ein und schloss mit einem Tagesverlust von 11 % auf 7,19 HK-Dollar. Bereits am Mittwoch hatten die Titel nach ersten Anzeichen für eine Festnahme Wangs fast 24 % verloren. Zuvor hatte Future Land wie fast alle großen chinesischen Immobilienentwickler in diesem Jahr eine Kurshausse erfahren. Zu Wochenbeginn war der Kurs auf das Allzeithoch bei 10,56 HK-Dollar geklettert und hatte damit seit Jahresbeginn um glatt 50 % zugelegt.Seitens Future Land wurde am Donnerstag betont, dass der bereits im Board vertretene Sohn des Gründers, Wang Xiaosong (31), die Führung der Geschäfte und Rolle des Chairman übernimmt und keine Beeinträchtigungen des operativen Geschäfts zu erwarten seien. In einer Researchnotiz von J.P. Morgan heißt es, dass mit dem Ausscheiden von Wang Zhenhua keine wesentlichen Rückschläge in der Absatzperformance des Bauträgers oder verschärfte Bonitätsrisiken zu erwarten sind. Andere Experten wiederum bezweifeln, dass der stark auf den Gründer und sein Beziehungsgeflecht zurückgehende Wachstumserfolg von Future Land so fortgeschrieben werden kann. Dabei verweisen sie auf mögliche Beeinträchtigungen des Finanzierungsspielraums. Die meist hoch verschuldeten chinesischen Bauträger unterstehen einer besonderen Beobachtung von Regulatoren, die auf den Zugang zu Bankkrediten und Freigaben für Anleihefinanzierungen abfärbt.Die meist von “charismatischen Gründern” dominierten privaten chinesischen Immobilienkonzerne gelten als besonders anfällig für das sogenannte “Ein-Mann-Risiko”. Wang kontrolliert 70 % der Anteile an Future Land und ist mit Mehrheitsanteilen bei zwei weiteren Immobilienfirmen namens Seazen und S-Enjoy Service engagiert, deren Aktien ebenfalls auf Talfahrt gegangen sind. Sein Vermögen wurde in der Aufstellung des Bloomberg Billionaire Index vor der Festnahme auf umgerechnet rund 5,9 Mrd. Euro veranschlagt.