Consus stellt hohe Einsparungen in Aussicht
Consus wandelt sich zum Immobilienentwickler, der die Wertschöpfungskette vom Grundstückskauf über den Gebäudebau bis zur Veräußerung abdeckt. Verkauft wird an institutionelle Investoren. Auch dank steigender Digitalisierung und Fertigbauanteile sollen mittelfristig die Kosten deutlich gesenkt und die Ergebnisse verbessert werden.md Frankfurt – Consus Real Estate wandelt sich vom reinen Bestandshalter zum “Developer” von Immobilien. Der Konzern konzentriere sich auf die Entwicklung von Wohnimmobilien in neun deutschen Topstädten: Berlin, Dresden, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, Leipzig, München und Stuttgart. Laut einer Studie des Analyseunternehmens Bulwiengesa nehme Consus in diesen Top-9-Städten den führenden Platz in der Immobilienentwicklung ein, erklärt der Vorstandschef von Consus, Andreas Steyer, im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Derzeit liegt der Anteil der Wohnimmobilien an der Portfoliofläche bei über 60 %.Das Gesamtentwicklungsvolumen des Unternehmens liege bei 9,6 Mrd. Euro. “Rund 80 % unserer Umsätze basieren auf unserem Forward-Sales-Konzept”, betont Steyer. Der Verkauf der Immobilien erfolge dabei an institutionelle Investoren, erklärt Steyer am Rande der Frühjahrskonferenz. Während Wettbewerber üblicherweise die Wohnungen einzeln verkauften – und entsprechende Probleme etwa mit überfälligen Zahlungen von Endkunden oder mit weniger attraktiven Wohneinheiten (“Restanten”) hätten -, sorge der Blockverkauf dank erstklassiger Gläubiger für Planungssicherheit. Zu den Investoren gehörten Pensionskassen und Versicherer wie Talanx, Swiss Life oder Württembergische. Mit den Vorausverkäufen sichere sich Consus frühe Cash-flows und minimiere die Entwicklungsrisiken. Stetigere Cash-flowsConsus habe gegenwärtig 64 Projekte am Laufen; mehr als 20 davon befänden sich in der Bauphase. Diese relativ hohe Zahl führt gemäß Steyer dazu, “dass wir im Vergleich zu anderen Projektentwicklern mit einstelliger Projektzahl wesentlich stetigere und nachhaltiger Cash-flows generieren”. Über die beiden Töchter CG Gruppe und SSN Group betreibe Consus eine voll integrierte Entwicklungsplattform, die die gesamte Wertschöpfungskette der Projektentwicklung abdecke. Bausteine seien die Identifizierung und der Erwerb von Grundstücken und Immobilien, deren Entwicklung sowie die Platzierung der Projekte.Angesprochen auf die Kostenexplosionen und starken Verzögerungen bei der Fertigstellung von großen Projekten, bei denen der Staat, das Land und/oder die Kommunen federführend waren bzw. sind – etwa Stuttgart 21, Flughafen Berlin (BER), Elbphilharmonie -, gelingt es Steyer nur mit Mühe, sich nicht in Rage zu reden. Der Consus-Chef stellt lediglich die rhetorische Frage, ob es Zufall sein kann, dass bei diesen Großprojekten die öffentliche Hand das Sagen hat. Bei den Projekten von Consus sei es bislang jedenfalls zu “keinen signifikanten Verzögerungen” gekommen. Auch die Kostenpläne seien weitgehend eingehalten worden; komme es doch einmal zu Mehrausgaben, zum Beispiel infolge von Baustoffverteuerungen, könnten diese meist weitergegeben werden.Steyer zeigt sich hinsichtlich der Immobilienkonjunktur zuversichtlich, da es zahlreiche Gründe für eine anhaltende Nachfragesteigerung auf dem Wohnungsmarkt gebe. Er nennt als Gründe u. a. das prognostizierte Bevölkerungswachstum in Deutschland, die steigende Zahl der Single-Haushalte und – wovon Consus als Immobilienentwickler in 1a-Städten besonders profitieren würde – die Wohnsitzverlagerung vom Land in Städte mit hohem Stellenangebot.Für das nächste Jahr hat sich Consus beim um Kaufpreisallokationen und Einmaleffekte bereinigten Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) ein Ziel von 450 Mill. Euro gesetzt. 2018 lag dieser Wert bei 253 Mill. Euro. Mittelfristig soll die bereinigte Ebitda-Marge bei 20 % liegen und die Nettoverschuldung im Verhältnis zum bereinigten Ebitda auf das etwa Dreifache reduziert werden. Das Unternehmen nehme das bereinigte Ebitda als Maßstab, da dieser Wert die zugrunde liegende Performance misst.Consus wird gegenwärtig im Freiverkehr, konkret: in den Börsensegmenten Scale der Deutschen Börse und M:access der Börse München, gehandelt. Dabei soll es nicht bleiben: “Wir streben den Wechsel in das Börsensegment Prime Market innerhalb der nächsten zwölf Monate an”, erklärt Steyer. Von der Marktkapitalisierung her ist Consus für den Prime Market längst schwer genug: Der Börsenwert liegt bei 1,06 Mrd. Euro, obwohl der Kurs mit derzeit knapp 8 Euro unter dem Niveau liegt, das die Aktie nach dem Börsengang im April 2017 hatte – über 11 Euro. Wechsel in den Prime MarketMit 65 % ist die Aggregate Group, ein Investmentvehikel des Österreichers Günther Walcher, Mehrheitsaktionär von Consus. Christoph Gröner hält nach früheren Angaben 7,8 %. Der Rest ist Streubesitz.”Wir sind in Deutschland als börsennotierter Immobilienentwickler führend in der Umsetzung von Digitalisierung im Wohnungsbau”, sagt Steyer. Er verweist auf Einsparpotenziale von 20 bis 30 %, die sich schon in den nächsten Jahren realisieren ließen. Mit der Digitalisierung komme ein steigender Fertigbauanteil. Steyer: “Wir wollen durch serielle Fertigung von Bauteilen und Digitalisierung den Volkswagen in der Wohnimmobilienbranche bauen.”