Conwert will es ganz groß angehen
wb Frankfurt – Die neue Führungsriege des von Querelen erschütterten österreichischen Wohnungsunternehmens Conwert will hoch hinaus. Der Vorstand verhandelt nach eigenen Angaben exklusiv mit dem Verkäufer des BGP-Portfolios. Für diese Wohnimmobiliengesellschaft werden nach wie vor gleichzeitig der Verkaufsprozess und die Vorbereitungen für einen möglichen Börsengang vorangetrieben. In beiden Fällen berät die Investmentbank Lazard. Entschieden ist nichts, doch seien beide Vorbereitungen in der finalen Phase, heißt es. Derzeit sollen die BGP-Anteile in Händen angelsächsischer Fonds und rund 50 000 australischer Privatanleger liegen. Sie könnten bei einem Börsengang oder Verkauf Kasse machen.Derzeit prüfe Conwert intensiv die Bücher, eine verbindliche Vereinbarung gebe es aber nicht. Die Aktie des 950 Mill. Euro schweren Unternehmens gab am Mittwoch 2,1 % nach. BGP verwaltet 16 000 Wohnungen in Berlin, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein im Wert von 1,14 Mrd. Euro. Die Gesellschafter setzen darauf, bei Verkauf oder IPO mehr als den Buchwert zu erzielen. Neuer Chef?Dabei hat Conwert noch nicht einmal einen neuen Chef. Clemens Schneider musste im Frühjahr seinen Hut nehmen, nachdem der Verkauf an die Deutsche Wohnen gescheitert war. Seither führt CFO Thomas Doll das Unternehmen. Nun soll mit Wolfgang Beck ein Manager der Deutschen Annington zum CEO ernannt werden, berichtet “Der Standard”. Volker Riebel, von 2001 bis 2006 Geschäftsführer der Deutschen Annington, war 2011 zeitweise Conwert-Chef gewesen.Conwert selbst war im Frühjahr Ziel eines Übernahmeversuchs der Deutsche Wohnen, deren Offerte zu weniger als 50 % plus 1 Aktie akzeptiert wurde – dies war die Mindestschwelle. Das Übernahmeangebot für Conwert war rund 1 Mrd. Euro schwer. Danach verkaufte der damalige Conwert-Großaktionär seine knapp 25 % an den israelischen Milliardär Teddy Sagi über seine Mountain Peak. Auf der Hauptversammlung gewann Sagi den Machtkampf und sicherte sich die Hälfte der Sitze im Verwaltungsrat.Das Conwert-Portfolio besteht vornehmlich aus 25 000 deutschen Wohnungen mit einem Immobilienvermögen von zuletzt 1,8 Mrd. Euro. Im vorigen Jahr verbuchte Conwert unter anderem wegen einer fehlgeschlagenen Zinswette einen Verlust von 12 Mill. Euro. BGP mit Sitz in Luxemburg wurde 2005 als Joint Venture der 2009 nach der Insolvenz liquidierten Investmentgesellschaft Babcock & Brown und der australischen Immobiliengruppe GPT gegründet. Zwar wurde der Leerstand seit 2012 von 8,7 auf 5,9 % Ende 2014 gesenkt, er ist damit aber noch vergleichsweise hoch. Die Verschuldung (Loan-to-Value) lag Ende 2014 bei 51,9 % gegenüber 73,1 % 2012. Das operative Ergebnis (Ebitda) wird für 2014 inklusive des erworbenen Portfolios Otto II auf 41,9 Mill. Euro beziffert, die Funds from Operations (FFO I) auf 15,9 Mill. Die Finanzierung besteht zu zwei Dritteln aus CMBS (Commercial Mortgage Backed Securities, durch Immobilien besicherte Wertpapiere) und zu einem Drittel aus Bankdarlehen.