Coronakrise trifft Adidas hart

Im ersten Quartal Umsatzrückgang von über 10 Prozent - Entscheidung über Reebok im November - Puma kassiert Jahresprognose

Coronakrise trifft Adidas hart

Die Sportartikelkonzerne öffnen nach und nach wieder ihre Läden in China. Doch die Geschäftsausfälle in den vergangenen Wochen hinterlassen tiefe Spuren in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Ob sich dies bis Ende dieses Jahres aufholen lässt, ist ungewiss. Jetzt kommen in Europa weniger Kunden in die Geschäfte. jh München – Die Coronavirus-Pandemie setzt den Sportartikelkonzernen und ihren Aktien schwer zu. Adidas rechnet aufgrund der Geschäftseinbußen vor allem in China mit einem Rückgang von Umsatz und Ergebnis im aktuellen Quartal. Der Ausblick auf das gesamte Jahr klammert die Coronakrise aus. Um die Ziele zu erreichen, müsste der Konzern im Jahresverlauf den schwachen Start wettmachen. Puma kassierte die vor drei Wochen vorgestellte Jahresprognose. Eine neue gibt es nicht: “Es ist unmöglich, eine Vorhersage zur Geschäftsentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten zu machen”, teilte das Unternehmen mit.Die Aktienkurse rutschten weiter ab. Adidas verlor am Tag der Bilanzpressekonferenz in der Spitze fast 14 % und notierte auf dem niedrigsten Stand seit einem Jahr. Der Puma-Kurs büßte 4,5 % ein und liegt so niedrig wie seit dem vergangenen Sommer nicht mehr. Der Branchenführer Nike verlor in New York nach den ersten Handelsstunden nahezu 7 % an Wert.2019 sei für Adidas wirtschaftlich das bisher beste Jahr gewesen, sagte der Vorstandsvorsitzende Kasper Rorsted in der via Internet veranstalteten Pressekonferenz. Doch wurden im Schlussabschnitt die Erwartungen einiger Analysten verfehlt. Das vierte Quartal hat nach Ansicht der Deutschen Bank leicht enttäuscht, das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) habe vor allem wegen negativer Währungseffekte 16 % unter den Erwartungen gelegen.Noch schwerer dürften an der Börse die Folgen der Coronakrise wiegen. Rorsted kündigte für das aktuelle Quartal einen Umsatzrückgang um mehr als 10 % an. In China, das 2019 fast ein Viertel des Konzernerlöses ausgemacht hat, werde der Umsatz um 800 Mill. bis 1 Mrd. Euro sinken, in Japan und Südkorea zusammen um etwa 100 Mill. Euro. Das erwartete währungsbereinigte Wachstum um 6 bis 8 % addiert in allen anderen Regionen werde dies nicht ausgleichen.Das Betriebsergebnis in China sinke in den ersten drei Monaten um 400 Mill. bis 500 Mill. Euro. Damit werde sich auch das Konzernergebnis negativ entwickeln, kündigte Finanzvorstand Harm Ohlmeyer an. Einen Quartalsverlust schloss er aus und verwies auf das Betriebsergebnis von 875 Mill. Euro in den ersten drei Monaten des Vorjahres. Besserung nicht in SichtPuma revidierte am Mittwoch die am 19. Februar präsentierte Geschäftsprognose für 2020, die unter der Annahme getroffen worden war, dass sich die Situation kurzfristig normalisiere. Eine Verbesserung sei nicht abzusehen, teilte das Unternehmen nun mit. Eine Vorhersage zur Geschäftsentwicklung in den kommenden Wochen und Monaten sei nicht möglich. Die Begründung: “Wir können den negativen Effekt auf Umsatz und Gewinne nicht quantifizieren.”Die Jahresprognose von Adidas berücksichtigt die Folgen der Coronakrise nicht, ließe sich deshalb nur erreichen, wenn das Unternehmen die negativen Effekte bis zum Jahresende ausgleichen könnte. Der Umsatz soll demnach währungsbereinigt um 6 bis 8 % steigen nach 6 % im vergangenen Jahr (siehe Tabelle). Für Nordamerika ist ein Anstieg um eine niedrige zweistellige Rate enthalten (2019: 8 %), für Asien eine hohe einstellige Rate (10 %, davon 15 % in China) und für Europa ein mittlerer einstelliger Prozentwert (3 %).Unter dem Strich soll der Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft um 10 bis 13 % auf mindestens 2,1 Mrd. Euro steigen. Für die operative Marge peilt der Vorstand ohne die Corona-Effekte einen Anstieg auf 11,5 bis 11,8 (i. V. 11,3) % an. Rorsted erinnerte daran, dass sie 2015 noch unter 7 % lag. Den Aktionären schlägt Adidas für das vergangene Jahr eine Dividende von 3,85 (3,35) Euro je Aktie vor. Das entspricht einer Ausschüttung von 39,2 (38,9) % des Gewinns.Die lange defizitäre US-Marke wachse wieder und sei profitabel, berichtete Rorsted. Der Umsatz nahm 2019 um 1,6 % auf 1,75 Mrd. Euro zu. In Nordamerika legte der Erlös um 12 % zu. Das Ergebnis nennt Adidas nicht. Zur Zukunft von Reebok sagte Rorsted, am 10. November werde er mitteilen, ob die Marke im Konzern einen Platz finde oder nicht. Dann will Adidas eine neue Fünfjahresstrategie mit Zielen für Geschäftskennzahlen für den gesamten Konzern präsentieren. Das 2016 gestartete Konzept “Creating the new” läuft in diesem Jahr ab. – Wertberichtigt Seite 6