Chemieindustrie

Covestro plant massiven Stellenabbau

Im Zuge der strategischen Neuausrichtung wird der Kunststoffkonzern Covestro massiv Arbeitsplätze abbauen. Bis zu 1 700 Stellen stehen zur Disposition.

Covestro plant massiven Stellenabbau

ab Düsseldorf

Der Kunststoffkonzern Covestro arbeitet an einem umfangreichen Stellenabbauprogramm, dem bis zu 1 700 Stellen zum Opfer fallen könnten. „Das ist ein erster Schätzwert“, sagte eine Firmensprecherin. Sollte sich die Zahl bewahrheiten, würde der Konzern jede zehnte Stelle streichen, basierend auf den Ende 2020 ausgewiesenen 16 500 Beschäftigten. Der Schwerpunkt liegt in Deutschland, wo Covestro 7 600 Beschäftigte zählt. Hier stehen bis zu 950 Arbeitsplätze zur Disposition.

Der geplante Stellenabbau sei Teil der Strategie, sich vollständig auf die Kreislaufwirtschaft auszurichten, sagte die Sprecherin. Im Zuge der Transformation gehe es auch darum, Strukturen und Prozesse zu optimieren, um für die langfristige Unternehmensentwicklung die richtige Basis zu schaffen. Der geplante Stellenabbau sei nicht als Sparprogramm zu verstehen. Covestro hatte 2018 ein Effizienzprogramm eingeleitet, im Zuge dessen 900 Vollzeitstellen im Konzern gestrichen wurden. Damals lag der Schwerpunkt auf der Administration. Abgeschlossen wurde das Programm Ende 2020. Damit verknüpft waren Einsparungen von 350 Mill. Euro bei einem Einmalaufwand von 150 Mill. Euro.

Doch auch wenn Einsparungen nicht das Hauptmotiv für den geplanten Stellenabbau sind, so sind diese doch Folge desselben. Zu deren Höhe äußert sich Covestro derzeit noch nicht. Nur so viel: Die Fixkosten sollen bis zum Jahr 2023 wieder auf das Niveau von 2020 zurückgeführt werden. Da 2021 Integrationskosten zu schultern sind, müssen die Kosten in den Folgejahren gedrückt werden.

Ebenso wenig macht Covestro Angaben zu den mit dem Stellenabbau verbundenen Einmalaufwendungen. Da sich die Leverkusener im Rahmen einer Gesamtbetriebsvereinbarung verpflichtet haben, in Deutschland bis 2025 auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten, wird der Jobabbau mutmaßlich über teure Abfindungsprogramme zu bewerkstelligen sein. Der geplante Stellenabbau soll bis Ende 2023 abgeschlossen sein.

Der Stellenabbau ist aus Sicht der Beschäftigten in zweifacher Hinsicht bitter: Zum einen hatte sich die Belegschaft in Deutschland im Krisenjahr 2020 auf einen Gehaltsverzicht eingelassen, um die Krisenfolgen abzumildern. Dank der wirtschaftlichen Erholung wurden die einbehaltenen Löhne und Gehälter im Dezember wieder zurückbezahlt. Zum anderen läuft es wirtschaftlich für Covestro derzeit bestens. Schon zweimal in laufenden Turnus wurde die Ergebnisprognose für 2021 angehoben.

Seit 1. Juli arbeitet Covestro in einer neuen Konzernstruktur. Dabei wurden die bislang drei Divisionen durch zwei Segmente ersetzt. Auf der einen Seite stehen Performance-Materialien und auf der anderen Seite das Lösungs- und Spezialitätengeschäft. Letzteres ist in sechs Untereinheiten eingeteilt. Performance-Materialien umfasst das Standardgeschäft, in dem es im Wettbewerb auf Verfügbarkeit, Schnelligkeit und wettbewerbsfähige Preise ankommt. Im margenstarken Lösungsgeschäft steht dagegen die Kundenorientierung im Vordergrund.

Weg von fossilen Rohstoffen

Die Ausrichtung auf die Kreislaufwirtschaft heißt, dass Covestro mittel- bis langfristig auf den Einsatz fossiler Rohstoffe verzichten will. An ihre Stelle sollen alternative Rohstoffe treten, zudem bekennen sich die Leverkusener zu innovativen Recyclingverfahren. Im Umkehrschluss könnte damit der Rückzug aus bestimmten Geschäften einhergehen. Derzeit sind noch 90 % der Rohstoffe fossilen Ursprungs. Genaueres zur künftigen Ausrichtung will Covestro am 28. September im Rahmen einer Investorenkonferenz bekanntgeben.

Wertberichtigt Seite 8

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