Cyberdelikt kostet Gründer von Airbus-Zulieferer den Job
sp Frankfurt – Ein vor knapp einem halben Jahr entdecktes Cyberdelikt kostet den Gründer und CEO des österreichischen Airbus-Zulieferers FACC jetzt den Job. Der Aufsichtsrat habe Walter Stephan als Vorsitzenden des Vorstandes “mit sofortiger Wirkung aus wichtigem Grund abberufen”, heißt es in einer Mitteilung. Die Kontrolleure des mehrheitlich im Besitz eines chinesischen Investors stehenden Unternehmens seien zu dem Schluss gekommen, dass Stephan “seine Pflichten schwerwiegend verletzt hat, insbesondere im Zusammenhang mit dem ,Fake President`-Vorfall”.”Beim Fake-President-Betrug werden gefakte E-Mails an Mitarbeiter geschickt und diese werden ersucht, Handlungen zu setzen”, sagte FACC-Investor-Relations-Chef Manuel Taverne der österreichischen Nachrichtenagentur APA. “Bei uns war die gewünschte Handlung die Überweisung von mehreren Millionen Euro – unter Vortäuschung eines Geschäftsfalls.” Aus dem Geschäftsfall ist mittlerweile aber ein Cybervorfall geworden, der nach Angaben im Geschäftsbericht im abgelaufenen Geschäftsjahr (per Ende Februar) zu einer einmaligen Belastung von knapp 42 Mill. Euro geführt hat. Weitere 11 Mill. Euro sind abgeflossen, konnten aber “dank unmittelbar eingeleiteter Maßnahmen (…) auf Empfängerkonten einer Sperre unterzogen werden”, teilt FACC mit. Es sei davon auszugehen, dass dieser Betrag an das Unternehmen zurückfließen werde. Interimistisches FührungsduoDem CEO wird das nicht mehr helfen, nachdem der mehrheitlich von Chinesen besetzte Aufsichtsrat bereits im Februar Finanzchefin Minfen Gu vor die Tür gesetzt hatte. An die Stelle von Stephan tritt interimistisch Vorstand Robert Machtlinger, der mit der ebenfalls befristet als CFO eingesetzten Yongsheng Wang das Unternehmen führt.FACC ist mehrheitlich in chinesischer Hand, seit die staatliche chinesische Luftfahrt- und Militärindustrie AVIC über ihren kommerziellen Arm 2009 die Firma aus Oberösterreich fast zur Gänze übernommen hat. Nach dem Börsengang 2014 halten die Chinesen heute noch rund 55 % am Unternehmen. Knapp 5 % hält der Erste-Group-Konzern, zwei Fünftel der Anteile befinden sich im Streubesitz. Die Aktie reagierte auf die Nachrichten aus der Unternehmensspitze mit leichten Zugewinnen und notiert bei 4,69 Euro knapp 50 % unterhalb des vor zwei Jahren aufgerufenen Ausgabepreises.—– Personen Seite 16