Daimler-Busse investiert in Software

Beratung von Kommunen soll ausgebaut werden - Wachstumsmarkt in Indien

Daimler-Busse investiert in Software

igo Stuttgart – Daimlers Bussparte hat sich mit 5,25 % an der Berliner IVU Traffic Technologies beteiligt. Das Softwareunternehmen ist auf Ressourcenplanung und Flottenmanagement für den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) spezialisiert. In einer strategischen Partnerschaft wollen die beiden Unternehmen gemeinsam neue Ansätze für IT-Verkehrssysteme und Mobilitätslösungen für den ÖPNV entwickeln. Das Aktienpaket übernahm Daimler von der Gerlind & Ernst Denert-Stiftung des früheren IVU-Vorstands und Großaktionärs Ernst Denert. Zum Kaufpreis machen die Unternehmen keine Angaben.Daimler will auf dem langsam entstehenden Markt für Elektromobilität im ÖPNV nicht nur Busse verkaufen, sondern sich auch mit Beratungsleistungen etablieren. Dazu berät der Konzern Kommunen und andere Betreiber bei der Streckenplanung, der Ladeinfrastruktur und bietet Schulungen für die Wartung von E-Bussen an. Die Nachfrage nach dieser Beratung habe zuletzt “enorm zugenommen”, sagte Till Oberwörder, Leiter der Bussparte, am Mittwoch in Stuttgart. Das zeige, dass auch ÖPNV-Betreiber sukzessive in das Thema einstiegen.Der erste reine E-Stadtbus von Daimler ist seit Ende 2018 in der Serienproduktion. Erste reguläre Kunden abseits von Projekten sind Hamburg, Mannheim und Berlin. Im Jahresverlauf soll die zweite Version mit einer höheren Batteriereichweite von etwa 170 Kilometern im Realbetrieb auf den Markt kommen. “Durch die Kooperation mit IVU stellen wir uns noch stärker als integrierter Systemanbieter für den öffentlichen Verkehr auf”, sagte Oberwörder. Mit Förderung vom BundBislang kommt die Elektromobilität im öffentlichen Personennahverkehr aufgrund der hohen Kosten nur langsam in Schwung (vgl. BZ vom 28.12.2018). Die wenigen E-Busse auf dem Markt kosten etwa das Doppelte einer Dieselversion. Hinzu kommen hohe Investitionen in Ladeinfrastruktur und IT-Systeme. Aus dem 2 Mrd. Euro schweren Sofortprogramm Saubere Luft der Bundesregierung können sich Kommunen bis zu 80 % der Mehrkosten für einen alternativ betriebenen Bus sowie 40 % der Kosten für die Ladeinfrastruktur fördern lassen. Für Oberwörder ist das noch zu wenig. “Wir würden eine zusätzliche Unterstützung darüber hinaus unterstützen”, sagte er.Bis 2020 will die Sparte 140 Mill. Euro in ihre Standorte und 2 Mill. Euro in neue Technologien investieren. Oberwörder ist zuversichtlich, dass die Sparte mittel- und langfristig innerhalb ihrer Zielspanne für die Umsatzrendite von 5 bis 7 % liegen wird. Im vergangenen Jahr lag die Marge nach einem Rückgang des operativen Ergebnisses um 6 % und einem mit 4,5 Mrd. Euro stabilen Umsatz bei 5,9 %. Obwohl die Sparte 8 % mehr Busse und Fahrgestelle verkaufte, hätten ein ungünstiger Produktmix und der inflationsbedingte Kostenanstieg in Lateinamerika für den Ergebnisrückgang gesorgt.2019 soll der Absatz deutlich steigen, getrieben von Wachstum in Europa und Indien. In Wachstumsmärkten wie Indien, wo Daimler unter der Marke Bharat Benz auftritt, fertigt und unter anderem nach Afrika und Nahost exportiert, seien 2018 zweistellige Wachstumsraten gelungen. “Das können wir uns auch für die nächsten Jahre vorstellen”, sagte Oberwörder.