IAA 2019

Daimler elektrifiziert die S-Klasse

Produktionsplattform für große Elektroautos - Erreichen der CO2-Grenzwerte in Europa auf der Kippe

Daimler elektrifiziert die S-Klasse

Daimler setzt für mittlere und große Elektroautos nun doch auf eine eigene Produktionsplattform. Bis 2030 soll rund die Hälfte der verkauften Neuwagen elektrifiziert sein. Dennoch ist sich Konzernchef Ola Källenius nicht sicher, ob die Nachfrage nach E-Autos reicht, um die CO2-Ziele für 2021 einzuhalten. igo Frankfurt – Daimler setzt beim Technologiewandel in den kommenden Jahren bei mittleren und großen Autos voll auf E-Mobilität. Kompaktwagen sollen vorerst weiterhin auf flexiblen Fertigungsplattformen hergestellt werden, um so Nachfrageschwankungen bei den unterschiedlichen Antriebsformen ausgleichen zu können. Für Modelle wie SUVs oder Limousinen setzt der Konzern indes künftig auf eine reine Elektroplattform, wie Daimler auf der Branchenmesse IAA in Frankfurt sagte. Umrüstung ist schon erfolgt”Wir nehmen höhere Stückzahlen für große E-Autos an. Es ist ein klares Commitment, diesen Weg über Plattformen und Module zu unterstützen”, sagte Forschungs- und Entwicklungsvorstand Markus Schäfer. Die Umrüstung der wesentlichen Werke sei bereits erfolgt, so dass keine zusätzlichen Investitionen benötigt würden. Insgesamt will Daimler in den kommenden Jahren rund 10 Mrd. Euro in die E-Mobilität investieren. Bis 2030 soll die Hälfte der Neuwagen elektrifiziert verkauft werden, also entweder als Plug-in-Hybrid oder als reines E-Auto.Der Technologiewandel sei nur mit strikter Kostendisziplin und höherer Effizienz erreichbar, so Schäfer. Daher setze Daimler beim Verbrennerportfolio den Rotstift an. Ziel sei, “30 % weniger Komplexität und Varianz im Antriebsstrang” zu erreichen, so Schäfer. Mit dem Aussortieren werde derzeit auf globaler Ebene begonnen.Das erste Modell auf der neuen E-Plattform dürfte die auf der IAA als Konzept präsentierte elektrische S-Klasse EQS werden. Der bereits bestellbare SUV EQC und der vor der IAA vorgestellte Van EQV waren jeweils Einzelentwicklungen. Zudem hatte Daimler bereits im vergangenen Jahr eine Studie für eine elektrische A-Klasse vorgestellt. Der EQS wäre das erste elektrische traditionelle Premiummodell von Mercedes. Die S-Klasse ist in der Verbrennerversion hochprofitabel und wird seit Jahren von Führungskräften oder Politikern weltweit nachgefragt. Weder Schäfer noch Vorstandschef Ola Källenius wollten sich genauer dazu äußern, wann das Auto auf den Markt kommen soll. Nachdem “die physischen Vorbereitungen” größtenteils abgeschlossen seien, werde es “nicht mehr allzu lange dauern”, meinte Schäfer. Strafzahlungen drohenKällenius sieht trotz der Elektro- und Plug-in-Autos in der Pipeline das Erreichen der CO2-Grenzwerte in der EU ab 2021 weiter als große Herausforderung an. Mercedes könne mit ihrem elektrifizierten Portfolio die geforderte Reduktion der Emissionen zwar erreichen. Allerdings könne der Konzern den Kunden nicht vorschreiben, welche Autos sie kaufen sollen. “Wir können nicht ausschließen, dass wir 2021 nicht konform sind mit den CO2-Zielen”, so Källenius. In diesem Fall müsste der Konzern mit Strafzahlungen rechnen. Die Vorgaben der EU sehen vor, dass die Hersteller den CO2-Ausstoß ihrer Flotte ab 2021 im Schnitt auf 95 Gramm je Kilometer gesenkt haben müssen. Bei Daimler liegt der Wert aufgrund des hohen Absatzanteils großer und schwerer Autos bei rund 120 Gramm. Bis 2030 müssen die Emissionen um weitere 37,5 % verringert werden. Für dieses Ziel ist Källenius indes zuversichtlich.