67. INTERNATIONALE AUTOMOBIL-AUSSTELLUNG

Daimler fertigt E-Autos bald in China

Elektromotoren kommen von Zulieferern - Kooperation für Ladenetz startbereit

Daimler fertigt E-Autos bald in China

Daimler will die Elektrostrategie in China vorantreiben. Bis 2022 will der Autobauer zehn rein batterieelektrische Autos der Marke EQ auf den Markt bringen.igo/scd Frankfurt – Daimler investiert insgesamt 10 Mrd. Euro in seine Elektrostrategie. Die EQ-Strategie sei für China “zentral”, da sich der dortige Markt für Elektrofahrzeuge – auch dank der Subventionierung durch die chinesische Regierung – sehr positiv entwickle, sagte China-Vorstand Hubertus Troska am Dienstag auf der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA). “Wir werden den ersten EQ noch vor 2020 lokal in China fertigen”, so Troska. Die Diskussion um eine Quotenregelung für E-Autos in China betrachte er, unabhängig vom möglichen Ergebnis, daher gelassen.In Bremen soll ab 2019 der EQC, der auf dem Sport Utility Vehicle GLC aufbaut, vom Band rollen. Er wird demnach auch Mercedes’ erstes in China gefertigtes Elektroauto werden. Anschließend folgt der auf der IAA vorgestellte EQA, der auf der A-Klasse aufbaut und eine Reichweite von bis zu 400 Kilometer haben soll. Daimler will mit dem chinesischen Partner BAIC umgerechnet 655 Mill. Euro in die Produktion von Elektroautos in China investieren. Ein dreistelliger Millionenbetrag fließt in eine Batteriefabrik am bestehenden Standort des Joint Venture Beijing Benz Automotive (BBAC) in Peking (vgl. BZ vom 6. Juli). Die Fabrik soll die im sächsischen Kamenz bereits bestehende Batteriemontage für den europäischen Markt ergänzen. Weitere Mittel aus dem Topf sind Troska zufolge für weitere, neue Elektromodelle vorgesehen.Troska zeigte sich mit dem Kerngeschäft in China zufrieden. Per August steigerte Mercedes den Absatz dort um 33 %, im Geschäftsjahr 2016 hatte das Plus 27 % betragen. Treiber in China ist vor allem die E-Klasse, von der Troska zufolge monatlich bis zu 10 000 Stück abgesetzt werden. Bei den Vorgängermodellen, die mit weniger Fahrerassistenzsystemen und weniger zusätzlichen digitalen Diensten ausgestattet waren, seien es bis zu 5 000 Stück gewesen.In China wie auch auf dem europäischen Markt will der Konzern die Komponenten für seine Elektroautos zunächst von Zulieferern kaufen. “Wir glauben, dass es schwer wird, sich mit einem Elektromotor für die Kunden erkennbar vom Wettbewerb zu unterscheiden”, sagte Konzernchef Dieter Zetsche. Zunächst würden diese Motoren daher zugekauft. Das gelte für jene Modelle, die bereits fix für die Serienproduktion geplant sind. Anschließend werde der Konzern die Lage neu bewerten. Bei der Leistungselektronik dagegen sei Daimler ohnehin nie “der Hersteller der Wahl” gewesen. Batterieproduktion bleibtDie Batteriepacks für die Elektromodelle will der Konzern indes weiterhin selbst zusammenbauen. Die Zellen dafür kommen von unterschiedlichen Lieferanten. In China werde sich Daimler auf Zellen aus chinesischer Produktion konzentrieren. Eine eigene Zellproduktion “nach der heutigen Technologie” schloss Zetsche erneut aus.Daimler rechnet damit, dass rein batterieelektrische Autos bis 2025 für 15 % bis 25 % des Pkw-Absatzes im Konzern stehen werden. Hinzu kommen Hybridmodelle, so dass insgesamt mehr als 50 elektrifizierte Modelle geplant sind. Bis 2022 soll das bestehende Portfolio elektrifiziert sein, der Kleinwagen Smart soll bis 2022 ausschließlich batterieelektrisch erhältlich sein.Daimler hatte am Montag mitgeteilt, dass die operative Marge der Pkw-Sparte mittelfristig unter Druck geraten und unter 10 % fallen dürfte. Grund dafür sind die geringeren Deckungsbeiträge der geplanten E-Autos, führte Zetsche nun aus. Der Deckungsbeitrag sei nahezu halb so hoch wie bei Autos mit Verbrennungsmotor. Damit dies nicht vollumfänglich auf die operative Rendite durchschlägt, kündigte der Konzern Einsparungen von 4 Mrd. Euro bis 2025 an (vgl. BZ vom 12. September). Es gebe in diesem Zusammenhang keine Pläne, Arbeitsplätze abzubauen, so Zetsche. Mit BMW, VW und FordDie künftig weiter ansteigenden Investitionen in Forschung und Entwicklung fließen Zetsche zufolge vor allem in jene Bereiche, die auf die Konzernstrategie CASE (Connected, Autonomous, Shared & Service und Electric) einzahlen. Investitionen in den Ausbau des Portfolios an Mobilitätsdiensten wie Car2go nähmen dabei “einen großen Teil” ein, so Zetsche. Zudem will der Konzern gemeinsam mit BMW, dem VW-Konzern, Ford und anderen Partnern wie Energieunternehmen den Ausbau der elektrischen Ladeinfrastruktur vorantreiben (vgl. BZ vom 30.11.2016). Die Kooperation ist Forschungsvorstand Ola Källenius zufolge “startbereit”. Das Ziel sei es, schnell mit dem Aufbau von Schnellladestellen zu beginnen, parallel dazu liefen regionale Initiativen für Ladestationen. “Hyperperformance-Ladestationen halten wir nur für den überregionalen Verkehr für sinnvoll”, sagte Källenius.Zetsche äußerte sich weder zum Kartellvorwurf an die Autoindustrie noch zu den laufenden Ermittlungen im Zuge des Dieselskandals. “Wir haben bisher mehr Dieselfahrzeuge verkauft als im gleichen Zeitraum letztes Jahr”, so Zetsche. Allerdings ging der Anteil am Gesamtabsatz zurück. Bei den Wiederverkaufswerten von Dieselmodellen sei kein Rückgang zu beobachten. In Europa liege der Dieselanteil des Konzerns bei rund 50 %, so Zetsche. In den kommenden zwei bis drei Jahren will Daimler ihren neuen, erstmals in der neuen E-Klasse verbauten Dieselmotor, der auch die nach dem neuen Prüfzyklus RDE geltenden Emissionsgrenzen einhält, sukzessive in das gesamte Portfolio einführen und die alten Motoren ablösen. Dazu seien jedoch grundlegende Anpassungen an den Fahrzeugen nötig.