Daimler hofft auf Jahresendspurt
Durch den Abbau hoher Bestände will Daimler im vierten Quartal Absatz und Umsatz bei Pkw und Vans ankurbeln – um so die bereits zweimal gekappten Jahresziele noch zu erreichen. Für Premium-Marken sieht der Konzern in China im Gegensatz zu Volumenmodellen nach wie vor starkes Wachstum. igo Stuttgart – Nach zwei Gewinnwarnungen im laufenden Geschäftsjahr will Daimler mit einem Endspurt im vierten Quartal ihre aktuelle Prognose ins Ziel retten. Funktionieren soll das durch den Abverkauf von “mehr als 50 000” Fahrzeugen, die der Konzern und seine Händler aufgrund der schleppenden Umsetzung des seit September gültigen neuen Prüfzyklus WLTP derzeit im Bestand haben. Zudem setzt der Autokonzern auf Wachstum in China.Am vergangenen Freitag hatte Daimler mitgeteilt, dass das operative Ergebnis (Ebit) 2018 um mehr als 10 % unter dem Vorjahreswert von 14,3 Mrd. Euro erwartet wird (vgl. BZ vom 20. Oktober). Ein Grund dafür sind gestiegene Kosten rund um die Diesel-Verfahren des Konzerns, die Finanzchef Bodo Uebber am Donnerstag in einer Telefonkonferenz mit einem mittleren dreistelligen Millionenbetrag bezifferte. Auch für einen möglichen Rückruf im Zusammenhang mit einem von Daimler verwendeten Kältemittel stellte der Konzern Mittel zurück, nennt aber keine konkrete Zahl. Die übrigen Rückstellungen, die unter anderem auf Rechtsrisiken entfallen, lagen Ende des dritten Quartals bei 3,8 Mrd. Euro nach 3,6 Mrd. Euro im Vorjahr. Der Konzerngewinn sank im dritten Quartal um 21 % auf 1,7 Mrd. Euro. Der Umsatz lag nach 40,7 Mrd. Euro im Vorjahr bei 40,2 Mrd. Euro. “Angesichts der belastenden Faktoren ist das Ergebnis im dritten Quartal akzeptabel”, so Uebber.Im Pkw-Geschäft brach die Umsatzrendite im Quartalsvergleich von 9 % auf 6,3 % ein. Nach neun Monaten lag sie bei 7,9 % und damit unter der Zielspanne von 8 % bis 10 %, die Daimler angesichts steigender Sachinvestitionen und Entwicklungskosten ausgegeben hat. Die Nachfrage nach Mercedes-Modellen sei weiter hoch, so Uebber. Er gehe davon aus, dass die negativen Effekte bei Pkw und Vans durch die verzögerte Zertifizierung von Neuwagen in Europa und in den USA im vierten Quartal auslaufen. “Das Problem ist schon kleiner geworden”, sagte er. Auslieferstopps und Verzögerungen bei bestimmten Modellen im Zusammenhang mit Software-Updates und der WLTP-Umstellung sorgten im dritten Quartal im Pkw-Geschäft (-6 %) und bei den Vans (-2 %) für geringere Verkäufe. Nach neun Monaten liegen beide Sparten leicht im Plus. Auf Jahressicht ist ein leichte Absatz- und Umsatzplus geplant.Der hohe Bestand habe im dritten Quartal einen negativen Effekt von gut 2 Mrd. Euro mit sich gebracht, so Uebber. Der freie Cash-flow aus dem Industriegeschäft führte per Ende September daher zu einem Zahlungsmittelabfluss von 60 Mill. Euro nach einem Zufluss von 5,8 Mrd. Euro im Vorjahr. Die Bestandsauflösung bis Dezember soll den freien Cash-flow über das Vorjahresniveau von 2 Mrd. Euro hieven, die Daimler nach einer außerordentlichen Zuführung in das Pensionsvermögen von 3 Mrd. Euro erzielt hatte.Bei der Dividende will Uebber an der bisherigen Ausschüttungsquote von 40 % des Konzerngewinns festhalten. Im Sinne einer stabilen Auszahlungspolitik werde er angesichts des erwarteten Gewinnrückgangs auch die absolute Dividendenhöhe im Auge behalten.Bei der Profitabilität liegen per Ende September alle Sparten bis auf Daimler Trucks unter Vorjahr. Während die Transportersparte mit den gleichen Problemen wie das Pkw-Geschäft zu kämpfen hat, läuft es bei den Trucks deutlich besser. Die Sparte steigerte im Berichtszeitraum mit einem Umsatzplus um 9 % das Ebit um 38 % auf 850 Mill. Euro und übertraf mit einer Umsatzrendite von 8,5 % das Ziel von 8 %.Bei der Finanztochter DFS drückte die Absatzflaute auf das Neugeschäft. Das Ebit lag mit 392 Mill. Euro um 23 % unter Vorjahr, nach neun Monaten mit rund 1 Mrd. Euro um 35 %. Hier belastete neben gestiegenen Zinsen die “Risikokostensituation in der Türkei”, die Uebber zufolge “Rückstellungen für größere Kunden in dem Land” erforderte. Daimler produziert in der Türkei Nutzfahrzeuge. Mit den Kreditausfallraten bei DFS sei er insgesamt zufrieden.Neben der Auflösung des Bestands soll im vierten Quartal China den Absatz treiben. Anders als VW sieht Uebber dort kein nachlassendes Wachstum – zumindest im Premiumsegment. Im dritten Quartal steigerte Mercedes den Absatz dort um 11 %. Einen Teil der höheren Zollkosten habe Daimler an die chinesischen Kunden weitergeben können. Im vierten Quartal steht auch eine Dividendenzahlung des chinesischen Partners BAIC an. Dem Zwischenbericht zufolge fehlen aus 2017 noch rund 500 Mill. von insgesamt gut 1 Mrd. Euro. Die erste Hälfte war im dritten Quartal geflossen.Für 2019 geht Uebber vorbehaltlich politischer Entwicklungen grundsätzlich von einem wachsenden Pkw-Markt aus. Dass sich China besser als der breite Markt entwickle, sei dabei wahrscheinlich. Bei den Trucks lasse der Auftragseingang in der Nafta-Region auf eine gute Entwicklung hoffen.