Daimler-Kunden ignorieren den Dieselskandal

Zetsche: Beschäftigung bei Antrieben früh abbauen

Daimler-Kunden ignorieren den Dieselskandal

igo Stuttgart – Der Autokonzern Daimler kann nach Aussagen von Konzernchef Dieter Zetsche keine rückläufige Nachfrage nach Dieselfahrzeugen im Zuge des VW-Skandals erkennen. “Wir sehen seit September 2015 keine signifikanten Änderungen bei den Abnahmeraten für Diesel in Europa”, sagte Zetsche am Freitag in einer Analystenkonferenz.In der Regel gehe die Dieselnachfrage zurück, wenn der Ölpreis niedrig sei. “Wir haben dennoch eine fast stabile Entwicklung gesehen”, so Zetsche. Er betonte in Bezug auf den Klimawandel und die 2015 in Paris vereinbarten Klimaziele, dass Dieselmotoren 15 bis 20 % weniger Kohlendioxid ausstießen als Benzinmotoren. “Es wäre dumm, den Vorteil des Diesels zu verschwenden wegen Dingen, die in einem Bereich, den die Industrie derzeit geraderückt, falsch gelaufen sind”, so Zetsche.Daimler hatte sich 2016 nach einer Prüfung des Kraftfahrt-Bundesamtes (KBA) zum Rückruf von 247 000 Dieselautos verpflichtet. Wie andere Hersteller hatte der Konzern die per EU-Recht zulässige Drosselung der Abgasreinigung stärker genutzt, als es technisch zum Schutz des Motors erforderlich ist (vgl. BZ vom 23. 4. 2016). Einem Konzernsprecher zufolge sind die erforderlichen Nachbesserungen bei Mercedes mit Daimler-Motor annähernd abgeschlossen. Bei den betroffenen Kompaktwagen, deren Motoren von Renault-Nissan kommen, sei der Rückruf “in der Vorbereitung”.Angesichts des Wandels zur Elektromobilität und mit Blick auf den geringeren Arbeitsbedarf bei Elektromotoren im Vergleich zu Verbrennermotoren sagte Zetsche, dass der Konzern “so früh wie möglich” damit beginnen wolle, die Beschäftigung in der Herstellung von Antriebskomponenten abzubauen. Es liege in der Verantwortung des Konzerns, “die Zukunft des Personals, das an Bord ist, zu sichern”. Für Stellen gelte dies nicht. Der Konzernbetriebsrat hatte jüngst gefordert, bei Elektroautos künftig mehr Komponenten selbst zu fertigen, statt sie einzukaufen, um so Stellen zu sichern. “Wir glauben, dass wir die vertikale Integration in einem schrumpfenden Markt für Antriebsstränge nicht ausbauen werden”, so Zetsche nun. Bei Elektromotoren könne sich ein Hersteller weniger deutlich von anderen abheben als bei Verbrennermotoren.