Daimler rückt Uber auf die Pelle

Tochter Mytaxi fusioniert mit Konkurrent - Hersteller sichern sich im Markt für Mobilitätsdienste Anteile

Daimler rückt Uber auf die Pelle

Im Wettbewerb der Fahrdienste mischen immer mehr etablierte Autokonzerne mit. Während Volkswagen oder Toyota in Firmen wie Gett oder Uber investieren, setzt Daimler auf die Fusion der Tochter Mytaxi.igo Stuttgart – Die Daimler-Tochter Mytaxi fusioniert mit der britischen Taxi-App Hailo. Das teilten beide Firmen am Dienstag mit. Das neue Unternehmen mit Sitz in Hamburg wird unter der Marke Mytaxi auftreten. Chef wird der bisherige CEO von Hailo, Andrew Pinnington. Niclaus Mewes, Mitgründer und bisheriger CEO von Mytaxi, steigt auf und wird Geschäftsführer von Daimler Mobility Services. Dort sind die Mobilitätsdienste des Konzerns gebündelt. Die Zustimmung der Behörden zu der Fusion stehe noch aus.Über einen Aktientausch soll Europas größter App-basierter Taxivermittler entstehen. Daimler halte 60 % an der neuen Gesellschaft, die Hailo-Eigner 40 %. Hailo wurde 2011 gegründet, zu den Investoren gehört Virgin-Gründer Richard Branson. Der Anbieter werde mit 100 000 registrierten Fahrern in mehr als 50 Städten in neun Ländern aktiv sein. Die Ergebnislage von Mytaxi ist nicht bekannt. Hailo schrieb 2014 21,7 Mill. Pfund Verlust. Zum Vergleich: Bei Uber wurde der Umsatz 2015 auf 2 Mrd. Dollar geschätzt.Laut Christian Polzer, Automobilexperte bei der Managementberatung Atreus, ist die Fusion sinnvoll und verbessert Daimlers Position im Wettbewerb. “Mytaxi ist vielleicht etwas zu früh Teil eines großen Konzerns geworden, in dessen Korsett manche Idee auf der Strecke geblieben ist”, so Polzer. Daimler war 2012 bei Mytaxi eingestiegen und hatte das Unternehmen 2014 übernommen, das Potenzial aber laut Polzer nicht ausgeschöpft. Hailo sei in der Vergangenheit in den USA an Grenzen gestoßen und hatte dort gegen Uber und Lyft keine Chance. Nun könne unter neuem Namen auch in den von Uber beherrschten USA ein neuer Anlauf unternommen werden. “Der Erfolg hängt dann auch davon ab, mit welcher finanziellen Power Daimler die Mobilitätsdienste ausstattet”, so Polzer.Der US-Vermittlungsservice Uber gilt als Vorreiter bei App-basierten Fahrdiensten, die auch Autokonzerne anbieten wollen. Daimler investierte daher in den vergangenen Jahren rund 500 Mill. Euro in Mobilitätsdienste wie Mytaxi, Car2go oder die Plattform Moovel. Polzer sieht in dem Markt zwei große Tendenzen. “Zum einen die schnelle regionale Expansion, um relevanter zu werden, sich Marktanteile zu beschaffen und vor den anderen vor Ort zu sein.” Das zeigen auch die Investitionen von Herstellern und IT-Konzernen in diesem Jahr. Volkswagen beteiligte sich mit 300 Mill. Dollar am US-Fahrdienst Gett und bietet deren Fahrern günstigen Zugang zu VW-Fahrzeugen. General Motors investierte 500 Mill. Dollar in den Konkurrenten Lyft und will autonome Roboter-Taxis entwickeln. Toyota beteiligte sich mit einer unbekannten Summe an Uber. Apple steckte 1 Mrd. Dollar in die chinesische Taxi-App Didi Chuxing.Um so wichtiger ist laut Polzer daher die zweite Tendenz: Große Deals auch laut zu verkünden. Dabei seien deutsche Firmen generell zurückhaltender, während Uber “das ganz große Rad” drehe. Der Grund: Wenn es um neue Geschäftsmodelle gehe, sei die gefühlte Marktführerschaft mehr wert als die faktische.Durch die Fusion habe Daimler die Chance, gegenüber Uber oder Lyft aufzuholen, müsse aber die gesamten Mobilitätsdienste schnell weiter ausbauen. Polzer hält auch eine herstellerübergreifende Lösung für sinnvoll und zieht dabei den Vergleich zur Übernahme der Kartendienste Here von Nokia durch Audi, BMW und Daimler. “Einen solchen Zusammenschluss würde ich mittelfristig auf gar keinen Fall ausschließen”, so Polzer.