MOBILITÄTSDIENSTE

Daimler schafft Fakten

Kaum ein Konzern investiert heute nicht in Start-ups. Die Digitalisierung sitzt allen im Nacken und neue, technologiebasierte Geschäftsmodelle entwickeln sich in einem dynamischen Umfeld leichter als im Konzernkorsett. Das gilt auch für die...

Daimler schafft Fakten

Kaum ein Konzern investiert heute nicht in Start-ups. Die Digitalisierung sitzt allen im Nacken und neue, technologiebasierte Geschäftsmodelle entwickeln sich in einem dynamischen Umfeld leichter als im Konzernkorsett. Das gilt auch für die Autoindustrie, in der alleine Daimler binnen drei Monaten fünf Übernahmen, Beteiligungen oder Kooperationen mit jungen Firmen eintütete. Die Geschwindigkeit, mit der sich der Konzern als Mobilitätsdienstleister positioniert, steigt.Daimler schafft, im Gegensatz zum deutschen Wettbewerb, Fakten. Von BMW, die einen Fonds über 500 Mill. Euro aufgesetzt hat, um in Mobilitätsdienste zu investieren, ist noch kein Investment bekannt. Volkswagen stellte Ende 2016 die Marke Moia vor, die mit bisher zwei Partnern die Basis für ein Mobilitäts-Portfolio werden soll. Daimler dickt ihr Portfolio um die bei der Finanztochter angesiedelten Dienste Moovel, Car2go und My Taxi sowie in den einzelnen Sparten seit 2014 an. Mittlerweile dürften die Investitionen bei mehr als 500 Mill. Euro liegen.Daimlers Verjüngungskur hat mehrere Ansätze, das scheint sich auszuzahlen. Investitionen wie in das Ridesharing-Start-up Via sorgten am Markt zumindest für anerkennendes Raunen. Im internen Inkubator Lab1886 sollen Mitarbeiter Ideen entwickeln, darüber kommen aber auch Übernahmen wie das mit Gründerpreisen überhäufte Mitfahr-Start-up Flinc zustande. Zudem beschäftigt Daimler eine Handvoll Mitarbeiter, die in der Venture-Capital-Szene unterwegs sind. Daimler-Geld steckt etwa in den VC-Fonds Formation 8, Magma und Sinovation. Es sind meist kleinere Beträge, die dem Konzern aber Zugriffsrechte sichern.Daimler praktiziert im Prinzip das, was Mahner der deutschen Industrie ob der Gefahr durch IT-Konzerne raten: Schnell ein Stück vom Kuchen sichern, bevor es andere tun, auch wenn man nicht genau weiß, wie der Kuchen schmeckt. Dass Daimler das Stück bei Bedarf auch wegwirft, zeigt die Einbringung des privaten Carsharings Croove in den US-Wettbewerber Turo, an dem sich Daimler parallel beteiligte. Croove allein groß zu machen wäre zu teuer geworden.Auch künftig darf Daimler das Ausmisten nicht vergessen. Denn auch der Daimler-Vorstand hat keine Glaskugel, die ihm die Bestandteile der Mobilität der Zukunft zeigt. Aber derzeit hat der Konzern, gestützt durch ein gut laufendes Kerngeschäft, den finanziellen Spielraum, sich für verschiedene Szenarien aufzustellen. Deshalb hat höchste Flexibilität derzeit höchste Priorität.