Daimler schreibt Milliardenverlust

Höheres Minus in der Transportersparte erwartet - Modellpolitik geht 2019 wegen Produktionsproblemen nicht auf

Daimler schreibt Milliardenverlust

Zwischen April und Ende Juni hat der Autokonzern Daimler aus unterschiedlichen Gründen einen Verlust von 1,6 Mrd. Euro angehäuft. Auf Jahressicht wird das Ergebnis ebenfalls einbrechen. Insbesondere die vergleichsweise kleine Transportersparte sowie das Kerngeschäft mit Pkw stehen stark unter Druck. igo Stuttgart – Die vierte Gewinnwarnung des Autokonzerns Daimler binnen gut zwölf Monaten ist vor allem auf zwei Sparten zurückzuführen: das Kerngeschäft mit Pkw sowie das Geschäft mit leichten Nutzfahrzeugen. Rote Zahlen in beiden Geschäftsfeldern führten im zweiten Quartal zu einem operativen Verlust von 1,6 Mrd. Euro, nachdem Daimler im Vorjahresquartal noch ein operatives Ergebnis (Ebit) von 2,6 Mrd. Euro erzielt hatte. Auf Jahressicht wird das Ebit in der Folge um mindestens 15 % unter dem Vorjahreswert von 11,1 Mrd. Euro liegen.In der Kernsparte Mercedes-Benz Cars häufte sich im zweiten Quartal vorläufigen Zahlen zufolge ein operativer Verlust von 700 Mill. Euro an, nachdem das Ebit im Vorjahr bei 1,9 Mrd. Euro lag. Die Vans schrieben einen Verlust von 2 Mrd. Euro. Im Vergleichszeitraum lag das Ebit bei 200 Mill. Euro. Während das Ebit der Bus-Sparte mit 100 Mill. Euro unverändert blieb, stieg das Ergebnis bei den Trucks von 500 Mill. auf 700 Mill. Euro und bei der Finanztochter DFS von 100 Mill. auf 400 Mill. Euro.Als einen Hauptfaktor für die Prognosesenkung nennt der Konzern höhere Aufwendungen als bisher geplant im Zusammenhang mit Rückrufen von Autos mit defekten Takata-Airbags. Hier wurden die Rückstellungen um 1 Mrd. Euro aufgestockt. Der Rückruf ist zwar in den USA und China abgearbeitet, nicht aber in Europa. Größter Kostenpunkt sind indes die behördlichen Ermittlungen und die Rückrufe im Zusammenhang mit dem Abgasskandal. Hier steigen die Aufwendungen Daimler zufolge um 1,6 Mrd. Euro, wobei der Konzern die bisher dafür einkalkulierten Kosten nicht nennt. Zuletzt hatte der Konzern die Rückstellung für den Abgasskandal nach einem weiteren amtlichen Rückruf um einen hohen dreistelligen Millionenbetrag aufgestockt, was vor knapp drei Wochen bereits zu einer Gewinnwarnung geführt hatte (vgl. BZ vom 25. Juni). In den USA und in Deutschland laufen neben Zivilklagen zudem weiter Ermittlungen gegen den Konzern oder Mitarbeiter.Neben der Pkw-Sparte sind vor allem die Vans von den Rückrufen betroffen. Der Quartalsverlust in dieser Sparte wird zudem mit einer Belastung von 500 Mill. Euro erklärt, die durch am Freitag beschlossene Portfolioveränderungen zustande komme. Näher erläutern will der Konzern diese Veränderungen auf Nachfrage nicht.Während vor allem die Kosten für den Takata-Rückruf einen Einmalaufwand darstellen, nennt Daimler weitere, möglicherweise längerfristige Belastungen. So beeinflussen langsamere Produktionshochläufe als geplante noch im gesamten Jahresverlauf die Fahrzeugverfügbarkeit und damit auch den Absatz. Unter anderem, so viel ist bekannt, stockt die Produktion des neuen GLE in Tuscaloosa/USA, von wo aus er weltweit exportiert wird.Eigentlich sollten die überarbeiteten SUV-Modelle im zweiten Halbjahr dazu beitragen, den Absatz 2019 leicht zu steigern. In Verbindung mit der von Daimler ebenfalls angeführten sinkenden Pkw-Nachfrage weltweit ist dieses Ziel allerdings kaum mehr zu halten. Darauf, dass Daimlers Modellpolitik 2019 nicht aufgeht, deuten auch die Absatzzahlen für das erste Halbjahr hin. Im zweiten Quartal sanken die weltweiten Pkw-Verkäufe um 3,5 %, wodurch sich das Minus im ersten Halbjahr auf 4,6 % summiert. Zu dem Rückgang hätten vor allem die laufenden Modellwechsel im volumenstärksten SUV-Segment beigetragen, so der Konzern.