Daimler sichert sich Batteriezellen

Aufträge über 20 Mrd. Euro an verschiedene Hersteller bis 2030 vergeben - VW liebäugelt mit Konsortium

Daimler sichert sich Batteriezellen

Nach BMW und Volkswagen hat sich nun auch Daimler langfristigen Zugriff auf Batteriezellen für ihre bis 2022 geplanten Elektroautos gesichert. Damit umgehen die Hersteller das Risiko steigender Preise für die strategisch wichtige Komponente, an deren Erforschung auch BMW und Daimler weiter festhalten. igo Stuttgart – Der Autokonzern Daimler hat Aufträge für Batteriezellen im Volumen von 20 Mrd. Euro bis 2030 an verschiedene Hersteller vergeben. “So stellen wir zusammen mit unseren Lieferpartnern die Versorgung des globalen Batterie-Produktionsverbundes heute und künftig mit den jeweils neuesten Technologien sicher”, sagte der seit Oktober amtierende Einkaufsvorstand von Mercedes-Benz, Wilko Stark.Der Konzern will bis 2022 in der Pkw-Sparte 130 Modelle elektrifizieren, darin eingeschlossen sind Plug-in-Hybride sowie mindestens zehn rein batterieelektrische E-Autos der Marke EQ. Hinzu kommen elektrische Transporter, Busse und Lkw. In die elektrische Pkw-Flotte investiert der Konzern in den nächsten Jahren 10 Mrd. Euro, weitere 1 Mrd. fließen in weltweit acht Batteriefabriken. Ein Werk in Kamenz fertigt bereits in Serie, die zweite Fabrik dort soll die Serienproduktion ebenso wie das Werk in Bangkok 2019 aufnehmen. Die beiden geplanten Fertigungen im Stammwerk Stuttgart-Untertürkheim sowie die Werke in Sindelfingen, Peking und Tuscaloosa, USA, sollen ab 2020 hochlaufen. Alle Werke sollen jeweils die lokale Fahrzeugproduktion mit Batterien beliefern. Eine Handvoll LieferantenWie genau sich das nun erteilte Auftragsvolumen auf die marktbeherrschenden asiatischen Lieferanten aufteilt, will Daimler nicht preisgeben. Bekannt ist, dass die Zellen für den elektrischen Stadtbus Citaro von Samsung stammen und Daimler die Batterien hier nicht selbst montiert, sondern vom Darmstädter Mittelständler Akasol bezieht. Die koreanische SK Innovation (SKI) hatte 2016 mitgeteilt, Zellen für Plug-in-Hybride an Daimler zu liefern. Auch mit LG Chem – zu deren Kunden auch Audi und Jaguar behören – sowie der chinesischen CATL bestanden bereits Verträge.CATL ist auch Hauptlieferant von BMW. Die Münchner hatten im Sommer einen Auftrag über 4 Mrd. Euro mit einer Laufzeit von bis zu zehn Jahren an den Hersteller vergeben, der seine Produktion dafür aus China heraus ausweiten und ein Werk in Erfurt bauen will (vgl. BZ vom 10. Juli). Von 2021 an sollen von dort aus Zellen für das elektrisch und autonom fahrende BMW-Modell iNext geliefert werden. Neben den Genannten gehört auch der Tesla-Lieferant Panasonic zu den führenden Zellanbietern.Daimler und BMW sehen aus heutiger Sicht keinen Anlass, selbst Zellen zu fertigen. Sie verweisen auf den Vorsprung der asiatischen Hersteller – zumindest bei heutigen Lithium-Ionen-Batterien. Daimler hatte ihre Zellfertigung in Kamenz 2015 wegen Unwirtschaftlichkeit eingestellt. VW indes prüft eine Beteiligung an einem möglichen Konsortium, für das auch der Batteriehersteller Varta als Kandidat gilt. Aber auch Varta will sich vor einem solchen Schritt Wettbewerbsvorteile in Technologie und Produktion erarbeiten (vgl. BZ vom 11. Dezember).Volkswagen sicherte sich daher in den vergangenen Monaten ebenfalls Zellkapazitäten. Der Konzern will bis 2025 weltweit führend in der E-Mobilität werden und 50 neue, reine E-Fahrzeuge über alle Konzernmarken hinweg auf den Markt bringen. Dafür benötigen die Wolfsburger eine Batteriekapazität von mehr als 150 Gigawattstunden pro Jahr. Mit LG Chem, Samsung und SKI schloss der Konzern Verträge für die Versorgung mit Zellen in Europa ab 2019. Ab 2022 beliefert SKI den Konzern zudem in Nordamerika. In China ist CATL ab 2019 Lieferant. In China erhalten die Hersteller Boni im Elektroquotensystem, wenn die verbauten Zellen in ihren Fahrzeugen chinesischen Ursprungs sind. Insgesamt hatte VW ihr Auftragsvolumen für Zellen für alle drei Kontinente mit mehr als 50 Mrd. Euro beziffert.Wenngleich für Daimler und BMW ein Einstieg in die Zellfertigung derzeit nicht in Frage kommt, wollen beide Konzerne die Forschung in diesem Bereich stärken. BMW kündigte dafür Investitionen von 200 Mill. Euro an. Daimler will – ohne Ausgaben zu nennen – die am Weltmarkt zugekauften Zellen weiterentwickeln und die Erforschung sogenannter Post-Lithium-Ionen-Systeme wie Festkörperzellen erweitern.