Lkw-Hersteller will Umsatzrendite antreiben

Daimler Truck will profitabler werden

Daimler Truck setzt sich ehrgeizige Ziele. Mit Kostensenkungen und neuen Wachstumssegmenten will der Vorstand die Umsatzrendite bis 2030 kräftig antreiben.

Daimler Truck will profitabler werden

Daimler Truck erhöht Profitabilitätsziel

Kostensenkungen und neue Wachstumssegmente sollen Umsatzrendite bis 2030 antreiben

xaw Charlotte

Daimler Truck setzt sich in einem volatilen Handelsumfeld ambitioniertere Ziele. Der Nutzfahrzeughersteller will den Umsatz bis 2030 vom Basisjahr 2024 aus mit einer durchschnittlichen organischen Wachstumsrate von 3 bis 5% steigern. Die bereinigte Umsatzrendite im Kerngeschäft soll bis 2030 auf mehr als 12% steigen und über den Zyklus hinweg zwischen 9 und 13% liegen. Zuvor peilte der Lkw- und Bushersteller 7 bis 11% an, im ersten Quartal 2025 kletterte die Profitabilitätskennziffer von 8,7% im Vorjahr auf 8,9%. Der freie Cashflow im Industrial Business – also dem Geschäft exklusive Leasing und anderer Finanzdienstleistungen – soll bis 2030 um 50% wachsen, wodurch die Holding „ihre starke Historie an attraktiven Shareholder Returns aufrechterhalten will“.

Neues Rückkaufprogramm

So hat Daimler Truck im Rahmen ihres Kapitalmarkttags am Produktionsstandort nördlich von Charlotte, North Carolina, ein neues Aktienrückkaufprogramm im Umfang von bis zu 2 Mrd. Euro angekündigt. Die Buybacks sollen in der zweiten Hälfte 2025 starten und über die kommenden zwei Jahre fließen. Ein 2023 vom Aufsichtsrat freigegebenes Rückkaufprogramm in ähnlicher Höhe läuft nun aus.

Die Profitabilitätssteigerungen, die den Buyback-Plänen zugrunde liegen, sollen über fünf strategische Säulen ermöglicht werden. So will Daimler Truck effizienter skalieren – auch durch Deals wie die Kombination von Mitsubishi Fuso, bei der die alte Daimler AG ihre Beteiligung 2011 auf knapp 90% aufstockte, und der Konkurrentin Hino Motors aus dem Portfolio von Toyota. Nachdem sie bereits vor zwei Jahren einen Merger angepeilt hatten, schlossen die Muttergesellschaften im Juni eine bindende Vereinbarung, gemäß der sie die japanischen Truck-Unternehmen in einer neuen Holding kombinieren. Diese soll im Premiumsegment der Börse in Tokio gelistet werden. Daimler Truck und Toyota wollen je 25% an dem neuen Unternehmen halten.

Zu den weiteren Säulen gehören eine schlankere interne Organisation sowie ein Ausbau des Service-Geschäfts, das abseits von Finanzdienstleistungen und des asiatischen Truck-Geschäfts im vergangenen Jahr Erlöse von 8,4 Mrd. Dollar eingefahren hat. So soll die Retail-Präsenz der Marke Mercedes-Benz Trucks nach Zahl der Standorte bis 2030 – ausgehend von 2024 – um mehr als 60% wachsen. Im Nordamerika-Geschäft sollen strategische Partnerschaften eine stärkere Penetration des Geschäfts mit Ersatzteilen und verbundenen Dienstleistungen ermöglichen.

Stellenabbau in Deutschland

Daimler Truck hatte bereits angekündigt, die Kosten bis 2030 um mehr als 1 Mrd. Euro senken zu wollen. „Historisch hat Daimler Truck die in Aussicht gestellten Kostenreduktionen nicht immer geliefert – dass wir es diesmal schaffen, wird eine meiner Schlüsselprioritäten als CEO sein“, sagte die im vergangenen Oktober angetretene Vorstandschefin Karin Rådström in North Carolina. Dafür ist neben einem Abbau von Materialkosten um 400 Mill. Dollar und Einsparungen in der Forschung und Entwicklung ein Abbau von 5.000 Stellen in Deutschland geplant.

Karin Rådström, CEO von Daimler Truck, muss ambitionierte Ziele zur Kostenreduktion umsetzen.
Karin Rådström, CEO von Daimler Truck, verfolgt ambitionierte Ziele, um die Kosten zu verringern.
picture alliance/dpa | Bernd Weißbrod

Der Gesamtbetriebsrat von Daimler Truck zeigte sich über die Kommunikation zum Stellenabbau überrascht. Die Arbeitnehmervertreter hätten mit dem Unternehmen Maßnahmen zur Kostenreduktion vereinbart, die im Mai auch kommuniziert worden seien. Doch „wir haben in den Verhandlungen nicht über eine konkrete Zahl von abzubauenden Stellen gesprochen, und wir haben auch nichts dergleichen vereinbart“, sagte Michael Brecht, der Gesamtbetriebsratsvorsitzende von Daimler Truck.

Die Zahl, die das Unternehmen nun kommuniziert habe, sei offensichtlich der Kapitalmarktkommunikation geschuldet. „Es ist ärgerlich, dass durch den Wunsch, dem Kapitalmarkt zu gefallen, die Kolleginnen und Kollegen nur unnötig verunsichert werden“, sagte Brecht. Der Betriebsrat wolle verhindern, dass – wie „in der Vergangenheit oft“ geschehen – Stellen abgebaut würden, obwohl es nicht wirtschaftlich sei. Erst nach einer Wirtschaftlichkeitsprüfung Bereich für Bereich lasse sich feststellen, ob und wie viele Stellen wegfielen oder verlagert würden.

Daimler Truck muss neben einer herausfordernden internen Umstellung „vorsichtig zwischen Zukunftsinvestitionen sowohl in Diesel- als auch in emissionsfreie Technologien abwägen“. So bewegt sich der Nutzfahrzeughersteller gerade in den USA in einem schwierigen regulatorischen Umfeld. Umweltgesetze, mit denen Bundesstaaten wie Kalifornien nachhaltigere Antriebe fördern wollen, stehen infolge harten Gegenwinds im republikanisch dominierten Kongress und der Regierung in Washington auf der Kippe – und trafen ohnehin auf eine verhaltene Nachfrage. Denn die Anschaffungskosten für Fahrzeuge mit klimafreundlichen Antrieben sind für viele Kunden zu hoch, das Vertrauen in die schwach ausgebaute Ladeinfrastruktur in Nordamerika kaum vorhanden.

Schwieriges Umfeld für emissionsfreie Fahrzeuge

CFO Eva Scherer bezeichnete emissionsfreie Fahrzeuge auf dem Kapitalmarkttag zwar als künftigen Wachstumstreiber – räumte aber ein, dass das Umfeld in Nordamerika „sehr herausfordernd“ sei. „Jede Woche ist entscheidend“, sagte die Finanzchefin und bezog sich auch auf das handelspolitische Umfeld.

Eva Scherer (l.), Finanzchefin von Daimler Truck, im Gespräch mit CEO Karin Rådström.
Eva Scherer (links), Finanzchefin von Daimler Truck, im Gespräch mit CEO Karin Rådström.
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Zuletzt sackte der Lkw-Absatz von Daimler Truck in Nordamerika um ein Fünftel ab. Bereits im Mai berichtete der Vorstand über eine starke Verunsicherung der Kunden infolge der Politik von US-Präsident Donald Trump. Bisher sind Nutzfahrzeughersteller besonders von den Strafzöllen auf Stahl- und Aluminiumimporte betroffen, die Washington per Anfang Juni auf 50% verdoppelte. Doch geht die Befürchtung um, Trump könnte auch sektorspezifische Importzölle beschließen. Das US-Handelsministerium hatte Anfang Mai eine Untersuchung zum Einfluss von Mittel- und Schwerlast-Lkw sowie verbundenen Teilen gestartet.

Neue „Tariffs“ dürften laut Ökonomen die Transportkosten antreiben und auf Makro-Ebene Lastwagen-Exporteure wie Japan, Kanada und insbesondere Mexiko treffen – in dem mittelamerikanischen Staat produziert Daimler Truck einen bedeutenden Teil ihrer Fahrzeuge für den US-Markt. Zwar verfügt der Hersteller aus Leinfelden-Echterdingen über Produktionskapazitäten in Oregon, Michigan sowie North und South Carolina. Allerdings importiert er einen höheren Anteil in die USA, als er dort fertigt. Kostenerhöhungen infolge von Strafzöllen können die Hersteller in begrenztem Maß an Kunden weiterreichen. Die Marge von Daimler Truck in Nordamerika hat sich zuletzt indes auch im Vergleich zu den rentabelsten Konkurrenten um Scania und Volvo äußerst stark entwickelt. Bis 2030 soll sie zwischen 10 und 14% liegen. Auf dem Kapitalmarkttag 2023 hatte das Unternehmen für Trucks North America noch eine bereinigte Umsatzrendite von 9 bis 12% angepeilt.

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