Daimler und Geely nähern sich beim Smart an
igo Stuttgart – Daimler steht kurz vor einer weiteren Kooperation mit Geely, dem Autokonzern ihres chinesischen Großaktionärs Li Shufu. Die Stuttgarter sollen die Hälfte ihrer Kleinwagenmarke Smart an Geely verkaufen wollen, berichtete die “Financial Times” mit Verweis auf drei in die Pläne eingeweihte Personen. Nach Informationen der Börsen-Zeitung soll die Transaktion in den nächsten Tagen, auf jeden Fall aber vor der Automesse in Schanghai Mitte April eingetütet werden.Es wird die zweite Kooperation der beiden Konzerne auf operativer Ebene. Im Oktober 2018 hatten Daimler und Geely bereits ein gleichberechtigtes Joint Venture für Luxusfahrdienste in China mit Mercedes-Modellen angekündigt, das 2019 starten soll. Li, der im Februar 2018 mit 9,7 % bei Daimler eingestiegen war, hatte von Beginn an betont, Kooperationen der beiden Konzerne in neuen Technologien anzustreben.Der Smart ist für Daimler alles andere als eine Erfolgsgeschichte. Im vergangenen Jahr wurden weltweit 128 802 Einheiten davon verkauft, ein Rückgang zum Vorjahr um 4,6 %. Das lag auch an Lieferverzögerungen bei den Elektroversionen, nachdem es zunächst Schwierigkeiten mit dem Zelllieferanten LG Chem und anschließend mit dem Batteriepack gegeben hatte. Der Absatz der Marke Mercedes lag bei 2,3 Millionen. Den ursprünglich einmal angestrebten Jahresabsatz von 200 000 Stück schaffte der Smart in seiner 21-jährigen Geschichte ebenso wenig wie schwarze Zahlen zu schreiben. Daimler veröffentlicht zu Smart keine Gewinnkennzahlen. Die Analysten von Evercore ISI schätzen der FT zufolge jedoch, dass der Smart seit Bestehen zwischen 500 Mill. und 700 Mill. Euro Verlust macht – pro Jahr.Daimler war schon seit einigen Monaten auf der Suche nach einem neuen Partner für die nächste Generation des Smart und hatte dazu nach eigenem Bekunden mit unterschiedlichen Partnern gesprochen. Darunter war auch die chinesische BAIC, mit der Daimler in China in einem Joint Venture Mercedes-Modelle fertigt.Die aktuelle, seit Ende 2014 produziert Smart-Baureihe besteht aus einem Zwei- und einem Viersitzer und wurde mit Renault-Nissan entwickelt und gebaut. Der Renault Twingo ist das technische Schwestermodell des Viersitzers. In den USA und China wird der Smart bereits nur noch als Elektroauto verkauft. Ab 2020 soll das mit einem neuen Produktionspartner auch in Europa der Fall sein.Geely stellt einige der meistverkauften E-Autos in China her und plant bis 2020 mit 30 neuen E-Autos. Im Februar erhielt der Konzern die Importfreigabe der US-Behörden für das Modell K22 der Tochtermarke Kandi. Das reine E-Auto sieht dem Smart-Zweisitzer durchaus ähnlich. Es soll US-Medienberichten zufolge für weniger als 20 000 Dollar verkauft werden. Auch im Leitmarkt für E-Mobilität, China, sind die meistverkauften E-Autos Kleinwagen. Als Elektroauto geborenDer Smart war von seinem Erfinder, dem Schweizer Nicolas Hayek, eigentlich als E-Auto konzipiert worden. Der Gründer der Uhren-Gruppe Swatch hatte Daimler das damals noch als Swatch-Auto bezeichnete Fahrzeug 1998 überlassen und seine Anteile an einem Gemeinschaftsunternehmen mit Daimler verkauft, weil sich die Stuttgarter weigerten, das Auto von Beginn an nur mit einem Elektroantrieb auszustatten.