Daimlers Jahresziele sind in Gefahr

Kaum Polster für die nächsten Quartale - Anlaufschwierigkeiten wichtiger Modelle belasten

Daimlers Jahresziele sind in Gefahr

Das erste Quartal des Autokonzerns fällt Analystenschätzungen zufolge schwach aus. Das operative Ergebnis soll unter jenem Schnitt liegen, den Daimler zur Erreichung seiner Jahresziele braucht. Der Vorstand hofft auf steigende Absätze im weiteren Jahresverlauf, doch die Verkäufe sind nur ein Teil des Problems.igo Stuttgart – Ein Absatzrückgang, Anlaufschwierigkeiten bei der Produktion neuer Modelle, ein für die Marge ungünstiger Produktmix und Belastungen durch Rohstoffpreise und Währungseffekte: Das sind die Schwierigkeiten, mit denen der Autokonzern Daimler im ersten Quartal zu kämpfen hatte. Dem gegenüber steht lediglich ein positiver Ergebnis- und Bewertungseffekt aus dem Zusammenschluss der Mobilitätsdienste mit dem Angebot von BMW in der Sparte Financial Services, der früheren Aussagen von Finanzvorstand Bodo Uebber zufolge bei gut 700 Mill. Euro liegen soll. Analysten gehen für das erste Quartal in Folge im Schnitt von einem um rund 20 % geringeren operativen Ergebnis (Ebit) gegenüber dem Vorjahr aus, wie Bloomberg-Daten zeigen. Nach 3,3 Mrd. Euro im Vorjahresquartal werden nun knapp 2,7 Mrd. Euro erwartet. Die operative Rendite würde damit von 8,4 % auf 6,8 % gesunken sein. Um die Ebit-Prognose für das Gesamtjahr zu erreichen, müsste Daimler pro Quartal im Schnitt 2,9 Mrd. Euro vorweisen. Bislang liegen die Schätzungen der Analysten nur im vierten Quartal 2019 über dieser Summe. Daimler erwartet für 2019 einen leichten Ebit-Anstieg um bis zu 5 % gegenüber dem Vorjahreswert von 11,1 Mrd. Euro. Deutliche AbsatzdelleDass 2019 und insbesondere der Jahresstart problematisch werden würden, hatten Uebber und Konzernchef Dieter Zetsche bei der Vorlage der Zahlen für 2018 Anfang Februar bereits angedeutet. Probleme bereitet vor allem das Pkw-Kerngeschäft, dessen Absatz im ersten Quartal um 5,9 % auf rund 588 000 Fahrzeuge gesunken ist. Bei der Marke Mercedes-Benz lag der Rückgang bei 5,6 % auf rund 561 000 Autos. Dabei waren die Verkäufe in allen Regionen der Welt außer China rückläufig.Hauptursache für diesen Rückgang waren neben der konjunkturell bedingt ohnehin gedämpften Nachfrage vor allem Modellwechsel bei Kompaktwagen und Sports Utility Vehicle (SUV). Modelle wie A-Klasse, B-Klasse oder CLA stehen bei Daimler inzwischen für etwa 25 % der Verkäufe. Die SUV sind indes besonders margenstarke Modelle, bei denen sich der Absatzrückgang sofort deutlich im Ergebnis niederschlägt. Den Analysten von Warburg zufolge sank auch der Absatz der S-Klasse, die ebenfalls überarbeitet wird und für hohe Margen steht.Im weiteren Jahresverlauf hofft Vertriebsvorstand Britta Seeger daher auf einen Schub durch die dann auf den Markt kommenden neuen Modelle wie den CLA Coupé im Mai oder den SUV GLC Mitte des Jahres. Gleiches gilt für die neue A-Klasse, die Ende 2018 auf den Markt kam.Allerdings holpert der Produktionshochlauf der A-Klasse im neuen Werk in Mexiko ebenso wie die Produktion des SUV GLE in Tuscaloosa in den USA. Zetsche zufolge wird bei der gemeinsam mit Renault-Nissan gebauten A-Klasse bisher die von Daimler angestrebte Qualität “nicht im vollen Umfang erreicht”. Die Konzerne müssen nachbessern, was Zeitverzögerungen und höhere Kosten zur Folge hat. Bei einem Zulieferer für den GLE brannte es im vergangenen Jahr, so dass es auch hier zu zeitlichen Verzögerungen in der Montage kommt. Der SUV wird von den USA aus weltweit exportiert.Bei den Materialkosten erwartet Uebber auf Jahressicht eine Belastung von rund 500 Mill. Euro durch gestiegene Rohstoffpreise, die mit den Handelsstreitigkeiten und Zöllen zwischen den USA und China zusammenhängen. Die negativen Belastungen durch Währungseffekte sollen bei rund 1 Mrd. Euro – und damit über dem Vorjahr – liegen und zu 80 % auf das Pkw-Geschäft entfallen. Diese Belastungen kommen auch im ersten Quartal neben höheren Entwicklungsausgaben, Kosten für Rückrufe und Software-Updates und die Vorkosten für die geplante Neuausrichtung in eine Holding-Struktur anteilig zum Tragen.