ARM

Das Kronjuwel

Masayoshi Son hat erneut zum großen Wurf ausgeholt. Der japanische Warren Buffett wollte das Tagesgeschäft seiner Holding Softbank eigentlich an den ehemaligen Google-Manager Nikesh Arora übergeben. Aber nach einem Blick auf dessen zögerliche...

Das Kronjuwel

Masayoshi Son hat erneut zum großen Wurf ausgeholt. Der japanische Warren Buffett wollte das Tagesgeschäft seiner Holding Softbank eigentlich an den ehemaligen Google-Manager Nikesh Arora übergeben. Aber nach einem Blick auf dessen zögerliche Investitionspolitik fiel ihm wohl auf, dass er mit 59 noch nicht zu alt ist, um selbst ein großes Rad zu drehen.Son will den britischen Chipdesigner ARM Holdings, dessen Architektur nahezu alle Smartphones dieser Welt verwenden, für 24 Mrd. Pfund kaufen. Seine Wette auf den chinesischen Online-Händler Alibaba ging auf. Dort stieg er rechtzeitig wieder aus, das Investment verzinste sich gut. Die Übernahme des US-Mobilfunkbetreibers Sprint trug bislang keine Früchte, aber Son hat einen langen Atem.Mit ARM erwirbt er wenige Wochen nach dem Volksentscheid für den EU-Austritt ein Kronjuwel der Technologiebranche des Landes. Das aus der Universität Cambridge hervorgegangene Unternehmen ist eine britische Erfolgsgeschichte, die zeigt, dass das Land noch mehr zu bieten hat als die Finanzdienstleistungen der City of London. ARM hat bei Prozessoren für mobile Internet-Endgeräte eine ähnliche Position wie Intel bei PCs.Sons Akquisition ist kein opportunistischer Zukauf. In Yen ist ARM gut drei Wochen nach dem Brexit-Votum teurer als am Tag der Volksabstimmung. Aber Son hat eine strategische Vision.Ihm geht es um eine Führungsrolle im Internet der Dinge, also darum, wie sich von Myriaden von Sensoren gesammelte Informationen so zusammenführen lassen, dass sie für Big-Data-Anwendungen nutzbar werden. Dafür will er die energieeffizienten Halbleiter von ARM mit der bei Softbank versammelten Expertise zusammenzuführen. Zuletzt holte er sich dazu den US-Experten Aeris als Partner ins Boot.ARM bietet das die Möglichkeit, die seit langem angestrebte Expansion in neue Märkte auch finanzieren zu können. Schließlich wächst der Smartphone-Absatz längst nicht mehr so stark. Wettbewerbsrechtlich dürfte es keine Probleme geben, denn Softbank ist kein Chiphersteller und ARM bleibt damit ein unabhängiger Plattformanbieter.Mit der Ankündigung, die Zahl der Mitarbeiter in Großbritannien bis 2020 mindestens zu verdoppeln, hat Softbank auch möglichen Einwänden der britischen Regierung den Wind aus den Segeln genommen. Die frisch gebackene Premierministerin Theresa May darf sich stattdessen freuen, dass Großbritannien auch weiterhin ein attraktives Ziel für Investitionen aus dem Ausland ist.