Das Schlimmste
Die Deutsche Lufthansa und ihre Gewerkschaften! Die Auseinandersetzungen der Airline mit Verdi und den Nischengewerkschaften wie UFO und Cockpit sind Legende. Versuche einer Bündelung und Abstimmung von Vertragslaufzeiten verliefen im Sande, die Partikularinteressen haben noch immer obsiegt.Jetzt also will das von der UFO vertretene Kabinenpersonal erst vereinzelt, dann unbefristet in den Ausstand treten, nachdem trotz eines fünftägigen Verhandlungsmarathons eine Gesamtlösung nicht zustande kam. Wie immer schieben sich in solchen Fällen die Parteien gegenseitig die Schuld für das Scheitern zu.Noch vor einer Woche hatte Lufthansa-Personalvorstand Stefan Lauer die Hoffnung, dass es in den Gesprächen nicht zum Schlimmsten kommen werde. So kann man sich täuschen! Dass die seit langem laufenden Verhandlungen mit UFO schwierig werden würden, war dem Lufthansa-Management bewusst.Konzernchef Christoph Franz muss in turbulenten Zeiten Kurs halten und wird von Aufsichtsratschef Jürgen Weber auch gedrängt, nicht etwa um des lieben Friedens willen von den eigenen, als richtig erkannten Vorstellungen abzulassen, sondern es in der Tarifauseinandersetzung zur Not auch mal richtig krachen zu lassen. So weit scheint es trotz aller kraftmeierischen Rhetorik noch nicht gekommen zu sein. Der bei Lufthansa Passage erst Anfang Juni als Personalvorstand angetretene Peter Gerber gab sich nach dem Scheitern der Gespräche für Lufthansa-Verhältnisse eher moderat und abwägend in seinen Äußerungen. Offenbar ist er bemüht, die Menge des zerschlagenen Porzellans überschaubar zu halten.Denn ein wie auch immer aussehender Abschluss mit UFO wird für die Umsetzung des Effizienzsteigerungsprogramms Score, das immerhin 1,5 Mrd. Euro bringen soll, zur Nagelprobe. Allein bei den Personalkosten soll ein Drittel der Summe herausgeholt werden. Schon seit Ende vergangenen Jahres versucht die Unternehmensführung, mit einem Stakkato an öffentlichen Äußerungen die Belegschaft auf dafür notwendige Änderungen in überkommenen Strukturen vorzubereiten. “Auf Dauer sind 38,5 Arbeitsstunden pro Woche zu wenig”, gab Franz die Richtung vor.Ein von der Lufthansa zuletzt geschnürtes “Absicherungspaket” mit Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen und anderem mehr hat UFO jedoch als “vergiftete Vorschläge” abgetan. Gelingt der große Wurf aber nicht, geht es am Ende nur um Entgeltprozente. Das bringt die Airline nicht voran.