Defizitäre Esprit steckt mitten in der Rosskur

Modekonzern schreibt tiefrot und baut Stellen ab

Defizitäre Esprit steckt mitten in der Rosskur

wb Frankfurt – Die seit 1993 in Hongkong börsennotierte Modekette Esprit muss ihre Investoren noch auf mindestens zwei Jahre vertrösten. In Zeiten, in denen Gerry Weber insolvent ist und Chinesen ein Übernahmeangebot für Tom Tailor lancieren, schreibt Esprit tiefrote Zahlen und baut Personal ab. Die hohen Kosten im Rahmen der Restrukturierung haben den Bekleidungskonzern in der ersten Hälfte 2018/19 tiefer in die Verlustzone gedrückt. Auch der Umsatz schrumpfte aufgrund schwacher Nachfrage und der Einschnitte ins Vertriebsnetz. Zuletzt wurde die Zahl der eigenen Stores um 141 reduziert und die der partnergeführten Läden und Shop-in-Shop-Flächen um 574 verringert. Weitere Einschnitte und Schließungen stehen an. Hinzu kommt ein Abbau von 35 bis 40 % der Stellen in der Verwaltung. In Deutschland sind etwa 400 Jobs in Gefahr.CEO Anders Kristiansen kündigt an, “es wird Zeit benötigen, bis die Neupositionierung der Marke und Produktveränderungen sichtbar werden und wir wieder Kunden zurückgewinnen”. Er geht davon aus, dass die Umsätze in den nächsten zwei Jahren weiter sinken. Im Hinblick auf das operative Ergebnis (underlying Ebit) sagt er das Erreichen der Gewinnschwelle in zwei bis drei Jahren voraus. Immerhin weist Esprit eine Nettoliquidität von umgerechnet 410 Mill. Euro aus und ist schuldenfrei.Restrukturierungsbedingte Sonderbelastungen von 1,42 Mrd. HK-Dollar drückten das Ergebnis von Juli bis Ende Dezember 2018 in einen Verlust vor Steuern und Zinsen, der um 83 % auf 1,75 Mrd. HK-Dollar (knapp 200 Mill. Euro) stieg. Dabei wurden die regulären Betriebskosten mit harten Sparanstrengungen um 11,9 % gedrückt. Von Juli bis Dezember 2018 ging der Umsatz um 15,7 % auf 6,77 Mrd. HK-Dollar (760 Mill. Euro) zurück. Begründet wird dies mit der Verkleinerung der kontrollierten Verkaufsflächen um 11 % und schwächeren Geschäften auf vergleichbarer Fläche und im E-Commerce. In Deutschland als dem wichtigsten Einzelmarkt sanken die Erlöse um 15,4 % auf 390 Mill. Euro. Flächenbereinigt steht ein Minus von 10,7 % zu Buche.