Dekra will künftig auch Software in Autos prüfen

Prüfstelle hält aktuelle Abgastests für überholt

Dekra will künftig auch Software in Autos prüfen

igo Stuttgart – Der Prüfkonzern Dekra hat sich am Mittwoch für eine Reform der Auto-Abgasprüfungen ausgesprochen. Dekra-Chef Stefan Kölbl bezeichnete das aktuelle Prüfwesen als “nicht mehr zeitgemäß”. Neben neuen Zulassungsverfahren für Autos auf dem Prüfstand und im tatsächlichen Betrieb, wie sie derzeit in der EU geplant sind, brauche es zusätzlich eine wirksame Nachkontrolle. Für eine Art unangekündigter “Doping-Tests” hatte sich zuletzt auch Bosch-Chef Volkmar Denner ausgesprochen.Zudem sollten Prüfer bei der regelmäßigen Hauptuntersuchung auch die Software in Fahrzeugen untersuchen dürfen, sagte Kölbl. Das sei bislang nicht der Fall. “Es muss umgehend entschieden werden, welche Daten Hersteller künftig zur Verfügung stellen müssen, damit Prüforganisationen die Funktionsfähigkeit der elektronischen Systeme im Fahrzeug wirksam überwachen können”, so Kölbl. Das sei nicht nur mit Blick auf den Angasskandal bei Volkswagen geboten, sondern auch, weil Software im Zuge der Vernetzung von Fahrzeugen eine immer wichtigere Rolle spiele. VW hatte eine Software in der Steuerung von Dieselmotoren manipuliert und so Emissionswerte gefälscht. Im Zuge des Skandals wurden auch Prüfkonzerne kritisiert, da sie für Abgasmessungen bei der Genehmigung neuer Modelle von den Autoherstellern selbst bezahlt werden. Er sei offen für Vorschläge wie ein neues Vergütungssystem für die Prüfer, so Kölbl. Zukäufe steigern den UmsatzIm abgelaufenen Geschäftsjahr steigerte die Dekra durch ein Umsatzwachstum um 8,4 % auf 2,7 Mrd. Euro das operative Ergebnis um 15 % auf 201 Mill. Euro. Der Gewinn wuchs um rund 10 Mill. Euro auf 92,5 Mill. Euro.Mit 1,4 Mrd. Euro stammt der Großteil der Erlöse aus dem Geschäftsbereich Automotive, der um fast 7 % wuchs. 2015 hatte die Dekra ihr Prüfstellennetz in Schweden, den USA und Kanada erweitert. In Deutschland wuchsen die Erlöse aus Fahrzeugprüfungen um 6 % auf 1,1 Mrd. Euro. Die Sparte Industrial steigerte ihren Umsatz um 14,8 % auf 806 Mill. Euro. In dem Bereich hatte sich der Konzern zuletzt durch Übernahmen verstärkt. Etwa mit AT4 Wireless, einem Spezialisten für die Prüfung von drahtlosen Verbindungen. Der Bereich Qualifizierung und Bildung wuchs um 2,4 % auf 467 Mill. Euro Umsatz. Für 2016 erwartet Kölbl ein Umsatzwachstum um 5 bis 8 %. Im ersten Quartal 2016 habe das Plus bei 6,1 % gelegen.