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Delivery Hero hebt Umsatzausblick an

Der Essenslieferdienst Delivery Hero erwartet für das Geschäftsjahr 2023 deutlich mehr Umsatz als bislang, lässt die Guidance für die Profitabilität aber unverändert. An der Börse kommt das gut an.

Delivery Hero hebt Umsatzausblick an

Delivery Hero hebt Umsatzausblick an

Finanzvorstand Thomassin: 500 Mill. Euro Ergebnisverbesserung – Skaleneffekte durch Wachstum – Ertragsprognose bestätigt

hek Frankfurt

Der Lieferdienst Delivery Hero hat im zweiten Quartal vor Abschreibungen schwarze Zahlen geschrieben und die Profitabilitätsziele bestätigt. Der Erlösausblick wird angehoben. Demnach soll der Gesamtumsatz der Segmente im laufenden Jahr um 15% zulegen, bezogen auf konstante Wechselkurse. Bisher plante das Management mit einem Anstieg um 10%.

Im zweiten Quartal lag das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda), bereinigt um Sondereinflüsse, laut Firmenangaben bei 0,2% des über die Plattformen verkauften Bruttowarenwerts (GMV). Nach sechs Monaten lugt die operative Profitabilität mit 9,3 Mill. Euro knapp über die Nulllinie. Im Gesamtjahr soll die Marge über 0,5% des GMV hinausgehen und in der zweiten Jahreshälfte die 1-Prozent-Marke übertreffen.

500 Mill. Euro Ergebnisverbesserung

Man könne das Erreichen wichtiger Meilensteine auf dem Weg zur Profitabilität bestätigen, teilt Delivery Hero mit. Insbesondere hätten die Dmarts (Lagerhäuser für die Auslieferung von Supermarktartikeln) im Juni erstmals ein positives Bruttoergebnis erwirtschaftet. Das sei früher als prognostiziert, sagt Finanzvorstand Emmanuel Thomassin. Ausschlaggebend dafür seien das Volumenwachstum, größere Warenkörbe und eine verbesserte Kosteneffizienz.

Hinter dem Swing nach einer Ebitda-Rate von -2,2% in der ersten Hälfte 2022 zur Nulllinie stecke eine Ergebnisverbesserung von 500 Mill. Euro, erläutert der CFO im Gespräch mit der Börsen-Zeitung. Das sei ohne drastische Einsparungen beim Marketing erreicht worden. Die Profitabilitätsentwicklung werde sich im kommenden Jahr fortsetzen.

Skaleneffekte durch Wachstum

Zugleich werde weiter investiert, um die Expansion anzukurbeln. Wachstum und Profit seien kein Entweder-Oder, sondern eine Kombination. Delivery Hero brauche Wachstum, weil es zu Skaleneffekten und damit zu mehr Gewinn führe, etwa über pro Bestellung vereinnahmte Service- und Liefergebühren sowie über günstigere Konditionen in der Zahlungsabwicklung.

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Mit Blick auf das Gesamtjahr peilt Delivery Hero weiterhin zwischen 5 und 7% GMV-Wachstum bei konstanten Wechselkursen an – mit Beschleunigung im Jahresverlauf. Im vergangenen Jahr erreichte der Bruttowarenwert 42,8 Mrd. Euro. Die Segmentumsätze legten im zweiten Quartal in lokalen Währungen um 16% auf 2,58 Mrd. Euro zu. An der Börse kam das Trading Update gut an: Die Aktie legte am Mittwoch im Handelsverlauf 10% zu.

Lockdown verzerrt Vergleich

Im zweiten Quartal habe sich das GMV-Wachstum währungsbereinigt auf 8% im Vergleich zum Vorjahreszeitraum beschleunigt und die ursprünglich erwarteten 4% übertroffen. Als Bremsklotz erweist sich weiter das wichtige Asiengeschäft, das im zweiten Quartal in lokalen Währungen wenigstens wieder um 2% zulegte. Deutlich stärker expandierte der GMV in Nahost/Nordafrika (+21%), Europa und Amerika (jeweils +17%).

In Asien erwirtschaftet das in Berlin ansässige Unternehmen mehr als die Hälfte des Gesamt-GMVs, Schwerpunkt ist Südkorea. Die Veränderungsraten werden stark durch die Pandemie beeinflusst. Thomassin erinnert an den “kompletten Lockdown” in Südkorea, der die Essensbestellungen im Startquartal 2022 und damit die jetzige Vergleichsbasis nach oben trieb. Ab dem dritten Quartal 2023 würden die Südkorea-Wachstumsraten wieder realistischer ausfallen. Außerhalb von Korea habe in Asien ein ungezieltes Marketing (“mit der Gießkanne”) das Wachstum beeinträchtigt. Diese Aktionen seien gestoppt und das Marketing zielgenauer ausgestaltet worden.

Die sogenannten Integrated Verticals, also die schnelle Auslieferung von Fertigwaren, kamen auf 542 Mill. Euro GMV, währungsbereinigt ein Plus von 26% zum Vorjahresquartal. Etwa 100 Dmarts seien geschlossen oder zusammengelegt werden, so dass Delivery Hero noch 982 Lagerhäuser betreibt, sagt Thomassin. Dennoch sei der Segmentumsatz um 32% gestiegen, was der CFO unter anderem auf das verbesserte Produktangebot zurückführt. Im dritten Quartal sollen weitere 50 Dmarts wegrationalisiert werden.

“Es geht nicht um Jahre”

Thomassin macht keine Prognose, wann die Intergrated Verticals auf Ebitda-Ebene schwarze Zahlen schreiben sollen. “Es geht aber nicht um Jahre”, versichert er. “Der Weg vom Bruttogewinn zum Ebitda ist nicht weit.” Anders als Konkurrenten wie der Lieferdienst Gorillas, die in großen Schwierigkeiten stecken, liefert Delivery Hero auch Restaurantessen aus. Dies sei ein großer Vorteil: “Wir können ganz anders agieren”, sagt Thomassin.

Auf dem Rückzug befindet sich der Konzern hingegen bei den eigenen Küchen. “Für diesen Bereich haben wir kein Rezept für alle Märkte gefunden”, räumt der Finanzchef ein. Nur in der Region Nahost/Nordafrika würden die Küchen weitergeführt. Die anderen Betriebe würden geschlossen oder verkauft.

Wertberichtigt Seite 2
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