IM GESPRÄCH: MARC THIERY

"Der Beteiligungsmarkt ändert sich gerade enorm"

Gegenwind wird stärker - Doch der Deutschen Private Equity ist für weitere Wachstumsinvestments nicht bange - Plattformen zählen

"Der Beteiligungsmarkt ändert sich gerade enorm"

Von Walther Becker, Frankfurt”Wir sehen aktuell einen Wendepunkt: Viele Mittelständler stellen fest, dass sie die hohen Bewertungen wie noch vor wenigen Monaten tendenziell nicht mehr bekommen”. Marc Thiery, Partner und Geschäftsführer der Deutschen Private Equity (DPE), die auf Plattforminvestments von Wachstumsunternehmen setzt, berichtet im Gespräch mit der Börsen-Zeitung über einen stärkeren Gegenwind, dem die Unternehmen ausgesetzt sind. Insofern sagt er: “Der Beteiligungsmarkt ändert sich gerade enorm, jetzt kommt es besonders darauf an, wie solide ein Geschäftsmodell und eine Finanzierung ist. Der Trend geht weg von den Spitzenbewertungen, die konjunkturellen Rückenwind voraussetzen.”DPE finanziere konservativ mit Fremdkapitalanteilen von 25 bis 30 %. “Das spricht sich bei den Unternehmern herum, die eine zunehmend steigende Professionalität gegenüber Private Equity an den Tag legen.” Einige avisierte Transaktionen kämen am Markt schon nicht mehr zustande, Auktionen versanden. Bei aggressiven Finanzierungen werde “die Luft arg dünn”, wenn die Konjunktur nachlasse. Hinzu komme der Lemminge-Effekt auch unter Finanzinvestoren, so dass damit sich zu rechnen sei, “dass sich der Markt 2019 deutlich verlangsamt”. Noch aber sei die Liquidität hoch. Über 20 Deals im Gespräch Der eigene Dealflow sei stark, berichtet Thiery; derzeit spreche man über mehr als 20 Zusatzakquisitionen für sieben Portfoliofirmen. Zwei Plattforminvestments stünden noch an, dann sei der 2017 mit 575 Mill. Euro geschlossene Fonds III zu 75 % in Anspruch genommen und es gehe wieder ins Pre-Marketing. DPE zielt auf Unternehmenswerte von 50 Mill. bis 200 Mill. Euro und investiert gerne in handwerklich geprägte Branchen, wo sich mittels Buy-and-Build schlagkräftigere Einheiten bauen ließen, die nach einigen Jahren an Konzerne verkauft werden. Dabei habe man einen langen Atem: Auf sechs Jahre ist die Investmentperiode pro Fonds angelegt, fünf bis sieben Jahre betrage die anschließende Haltezeit. Aber natürlich werde, wenn sich eine Möglichkeit bietet, auch früher verkauft.”Wir unterstützen die Unternehmen, indem wir Wachstumsinitiativen finanzieren, sie bei Akquisitionen begleiten, aber stehen ihnen auch mit Management-Expertise in der Strategie-Entwicklung zur Seite”, sagt der Mitgründer. Das organische Wachstum liege über alles bei 16 %, samt Arrondierungen seien es 26 % per annum. Der Umsatz sei mit 7 200 Beschäftigten 2018 addiert auf mehr als 1 Mrd. Euro gestiegen. Und für Fondsinvestoren blieben seit Gründung brutto über 20 % p. a. hängen (IRR). Nutznießer sind Kapitalgeber wie Family Offices, Versicherungen, Pensions- und Dachfonds. Dazu kommen 60 Privatinvestoren. Cash-flow kommt später Ein Geschäftsmodell mit Wachstumsperspektiven sei entscheidend, weniger, ob schon Cash-flow sprudelt, sagt Thiery. DPE hat ihre Schwerpunkte in Industrietechnologie, Business Services, Gesundheit sowie Energie und Umwelt. Derzeit kümmern sich 28 Professionals um die 14 Unternehmen. Verkauft wurde zuletzt eine Beteiligung an eine den US-Finanzinvestor Summit Partners (Elatec, RFID-Lesegeräte), eine nach Japan (Ziegler, Autodämmung) und Expertum (Zeitarbeit) nach Belgien. Pharmazell kann 2019 noch ins Schaufenster rücken.Während DPE flexibel mit Mittelständlern arbeiten kann, so stockt es mit den beiden Börsenbeteiligungen. Bei First Sensor wird seit Herbst mit Goldman Sachs ein Investor für das Paket von 36 % gesucht. Hier könnte nach Schätzungen aus dem Markt über 50 % des Kapitals den Besitzer wechseln. Das Unternehmen bringt an der Börse 190 Mill. Euro auf die Waage, DPE war 2011 im Rahmen einer Kapitalerhöhung eingestiegen. Chinesische Käufer dürften inzwischen aus dem Bieterkreis ausscheiden. Außerdem sitzt man auf einem Aktienpaket von 4,7 % an der noch 162 Mill. Euro schweren SLM Solutions, die von DPE mit an die Börse gebracht worden war. Thiery bedauert es nach wie vor, dass die Übernahme durch GE nicht zustande kam. Den Deal hatte der Hedgefonds Elliott torpediert, der noch auf knapp 23 % sitzt. Seit Gründung 2007 hat sich DPE an 25 Unternehmen beteiligt und mit diesen Portfoliounternehmen 53 Folgeinvestitionen getätigt. Neuere Engagements sind BE-Terna (Cloud-Lösungen), VTU Engineering, (Anlagen für die Prozessindustrien), Air Alliance (Ambulanzflüge), AWK Consulting, Erdo (Dacheindeckung), EDS (Printmarketing) und Calvias (Gebäudetechnik).